Wie so oft war aller Anfang schwer: Waren es doch am 25. April 1982 im Gemündener Gasthaus "Zur Linde" gerade mal ein gutes Dutzend Interessierte, die sich zur Gründungsversammlung einfanden, heißt es in einer Pressmitteilung des Kreisverbands der Grünen Main-Spessart. Es galt, den letzten Landkreis in Unterfranken zu begrünen. Die folgenden Informationen sind der Pressemitteilung der Partei entnommen.
Axel Pinkau aus Aschaffenburg und Ludger Beckmann aus Würzburg waren die beiden Geburtshelfer. Kaum war ein dreiköpfiger Vorstand gefunden, musste das junge Team die ersten Landtags- und Bezirkswahlen im Herbst 1982 bestreiten. Es folgte unmittelbar die Bundestagswahl 1983, ausgelöst durch den Kanzlersturz. Helmut Schmidt war im Dezember 1982 an einem Misstrauensvotum gescheitert. Die grünen Plakate waren damals noch handgemalt. In viele Gaststätten wurden die Grünen nicht eingelassen, und auch sonst gab es viele Anfeindungen gegenüber den Mitgliedern der neuen Partei.
Müllkonzept in den Kreistag eingebracht
Diese Zeiten seien inzwischen schon lange vorbei, stellte Kreisvorsitzender Gerhard Kraft in seinem Rückblick auf 40 Jahre Grüne in Main-Spessart bei der Jubiläumsveranstaltung fest. "Die Wahlergebnisse in diesen Zeiten waren mager und hielten sich oft deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde. Inzwischen sind diese auch in MSP längst gut zweistellig, Tendenz steigend. Es gibt auch schon Wahllokale, in denen wir die 30 oder sogar die 50 Prozent übersprungen haben." Bereits 1985 wurde das maßgeblich von Gundolf Plischke (Langenprozelten) erarbeitete grüne Müllkonzept präsentiert und in den Kreistag eingebracht.
"In den 1990er Jahren haben wir uns, neben Landrat Armin Grein, für ein Berufliches Bildungszentrum im Kreis stark gemacht, konnten uns aber leider gegen die Widerstände aus den Altlandkreisen nicht durchsetzen. Federführend bei diesem Thema war unser damaliger Kreisvorsitzender Walter Gleichmann", wird Gerhard Kraft in der Mitteilung zitiert. Außerdem hätten die Grünen 2010 den Antrag für 100 Prozent erneuerbare Energien in MSP bis zum Jahr 2035 in den Kreistag eingebracht.
Thema Digitalisierung im Kreistag auf die Tagesordnung gebracht
In der aktuellen Kreistagswahlperiode haben die Grünen laut Kraft drei aktuelle Themen gesetzt: Die Einrichtung des Pflegestützpunktes in Gemünden wurde beantragt, die Erstellung eines Leitbildes für den Landkreis auf den Weg gebracht und das Thema Digitalisierung auf die Tagesordnung gesetzt.
Viele Gäste, auch aus den grünen Nachbarkreisverbänden, waren zur Jubiläumsveranstaltung nach Karlstadt ins historische Rathaus gekommen, um zu feiern und unter anderem eine Festrede des grünen Landesvorsitzenden Thomas von Sarnowski zu hören. Die Gruppe Schleifstein rundete das Programm musikalisch mit Eigenkompositionen aus vier Jahrzehnten ab. Legendär ist dabei laut Mitteilung das Lied zum Hafenlohrtalspeicher, gegen den unter anderem auch die Grünen im Landkreis seit ihrer Gründung angekämpft hatten.
Grußworte wurden von Landrätin Sabine Sitter, Zweite Bürgermeisterin Martha Bolkart-Mühlrath, MdL und CSU-Kreisvorsitzender Thorsten Schwab sowie vom stellvertretenden Kreisvorsitzenden und Bezirksrat Thomas Schiebel vorgetragen. Den guten Wünschen schlossen sich dann noch der grüne MdB Niklas Wagener, die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina und der Bezirksvorsitzende Volker Goll an.
36 kommunale Mandate haben die Grünen inzwischen im Landkreis
In seiner Festrede betonte Landesvorsitzender Thomas von Sarnowski die Entwicklung des Kreisverbandes in den vergangenen 40 Jahren. Waren es 1984 nach den Kommunalwahlen gerade mal drei kommunale Mandate, so sind es inzwischen insgesamt 36 Sitze für die Grünen in Gemeinde- und Stadträten und im Kreistag. Frühzeitig hätte sich der Kreisverband für saubere Energie aus Sonne und Wind und ein attraktives Angebot an Bus und Bahn eingesetzt. Dies seien aktuelle Themen, die die Grünen in der Bundesregierung, vor Ort in den Kommunen und ab 2023 in der Landesregierung anpacken wollen.
Für 40-jährige Mitgliedschaft wurden Werner Simon (Marktheidenfeld) und Gerhard Kraft (Laudenbach) vom Landesvorsitzenden Thomas von Sarnowski gewürdigt. Bärbel Imhof wurde für 31 Jahre aktive Kommunalpolitik im Lohrer Stadtrat und 26 Jahre im Kreistag, sowie 32 Jahre Ortsvorsitz in Lohr geehrt.