Dass die Schließung der Filiale in Gemünden die HypoVereinsbank Kunden kosten wird, ist Harry Bermüller, dem HVB-Niederlassungsleiter Privatkunden der Region Mainfranken, klar. Er bedauert das Ende der 93-jährigen Tradition am 31. Juli in der Dreiflüssestadt, sagt im Gespräch mit der Main-Post aber auch, es führe kein Weg daran vorbei. Filialen sind heute nicht mehr die alleinige Kontaktmöglichkeit für Bankkunden – die HypoVereinsbank will sich darauf einstellen und zur „Multikanal-Bank“ werden.
Harry Bermüller hofft, dass sich möglichst viele der rund 1400 Privatkunden aus dem Raum Gemünden künftig in den Filialen Lohr und Karlstadt betreuen lassen werden. Dort werden auch die Gemündener Mitarbeiter weiterbeschäftigt. In den 1990er Jahren hatte die HVB schon einmal ihr Filialnetz verkleinert und unter anderem die Geschäftsstellen in Burgsinn und Frammersbach geschlossen. Damals hätten ihnen die Kunden weitgehend die Treue gehalten, meint Direktor Bermüller.
Der Weg nach Lohr oder Karlstadt aber ist weiter – „die Tragweite ist uns bewusst“. Von rund 600 HVB-Filialen in Deutschland werden 45 geschlossen, in Unterfranken drei, je eine in Würzburg, Gerolzhofen und Gemünden. Kostensenkung in der derzeitigen Niedrigzinsphase ist der Grund, aber nicht allein. „Die Bedürfnisse der Kunden haben sich geändert, gerade was die Betreuung betrifft“, stellt Harry Bermüller fest. Bei kleinen Filialen mit zwei Arbeitsplätzen sei es schwierig, genau dann eine Beratung anzubieten, wenn sie der Kunde wünscht. In Lohr (Obere Brückenstraße 3) und Karlstadt (Kirchplatz 8) mit zusammen 6200 Privatkunden stehen acht beziehungsweise vier Mitarbeiter zur Verfügung.
Immer mehr Kunden ziehen außerdem die bequeme Erledigung ihrer Bankgeschäfte via Internet und Telefon den Öffnungszeiten einer Filiale und den Wegen dorthin vor. Auf diesem Gebiet investiert die HypoVereinsbank und bietet rund um die Uhr Video-Beratung, Direct- und Telefonbanking und Apps für Smartphones an. Seit Anfang des Jahres gibt es die sogenannte Online-Filiale: Der Kunde kann sich per PC und Internet mit seinem persönlichen Berater verbinden, auf Wunsch auch in einer Videoschaltung, kann auf diese Weise über alle Bankprodukte verhandeln und auf Wunsch noch Immobilien- oder Anlagespezialisten der Bank zur Konferenz hinzuziehen. Das geht zurzeit montags bis freitags von 8 bis 22 Uhr sowie samstags und sonntags von 8 bis 18 Uhr.
Bargeld erhalten die Kunden kostenlos an 27 000 Geldautomaten im In- und Ausland, darunter 1300 Shell-Tankstellen in Deutschland, auch in Gemünden. Zahlreiche Rewe- und Penny-Einkaufsmärkte bieten ebenfalls diesen Service. Eigene Automaten wird die HVB nicht im Raum Gemünden unterhalten, somit sind hier auch keine Einzahlungen von Bargeld mehr möglich.
Am 31. Juli endet die 93-jährige Geschichte der HypoVereinsbank Gemünden. Gegründet wurde die Filiale der damaligen Bayerischen Diskonto- und Wechselbank AG Nürnberg in unruhigen Nachkriegszeiten am 24. September 1920 im Gasthaus „Zum Schwanen“. Unter dem neuen Namen Bayerische Hypotheken- und Wechselbank Nürnberg zog die Filiale 1924 im Haus 273 (Bahnhofstraße 5) ein, 1962 ein Haus weiter in die Bahnhofstraße 7. 1998 fusionierten die Regionalbanken Bayerische Vereinsbank und Bayerische Hypotheken- und Wechselbank zur HypoVereinsbank. 2005 ging das sechstgrößte deutsche Kreditinstitut an die italienische Holding UniCredit.