„Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas Anderes oder Besonderes mache“, schüttelt Christof Zirkelbach den Kopf. Der Küchenchef des Benediktushofes kocht vielleicht handwerklich nicht anders als andere, aber seine Einstellung zum Genießen unterscheidet sich doch von der anderer – auch wenn er selbst das nicht so sieht.
Für Zirkelbach gehören Achtsamkeit, Intuition und auch ein gewisses Maß an Spiritualität zu seinem Handwerk, dem Kochen, dazu. „Achtsam genießen“ ist ihm wichtig, sagt er. Was verbirgt sich dahinter? „Etwas, das man jeden Tag macht, wieder zu etwas Besonderem erheben“, erklärt der 45-Jährige. „Wie man zum Beispiel einen besonderen Wein schmeckt, ihn genießt, so soll man auch beim Essen hinschmecken und sich fragen, was macht das mit mir?“ „Wenn ich ein frisches Brot anschneide, muss ich immer zuerst daran riechen. Die Freude, die da bei mir entsteht, auch die Dankbarkeit – das ist für mich achtsames Genießen.“
Kochbuch geschrieben
Und genauso lässt sich Zirkelbach auch ein auf das Kochen. Das hat der Küchenchef herausgearbeitet in seinem Kochbuch „Wie ZEN schmeckt – die Kunst des achtsamen Genießens“, das er zusammen mit Doris Zölls, der spirituellen Leiterin des Benediktushofes, geschrieben hat.
In diesem Buch zeigt er, dass Kochen zum Alltag eines jeden dazugehört. „Es ist sozusagen eine Alltagsübung, die jeder von uns jeden Tag macht. Man kann das Kochen aber nutzen, um achtsam zu bleiben oder wieder achtsam zu werden“, beschreibt Zirkelbach den Punkt, „das Kochen nicht als etwas Lästiges anzusehen“, sondern sich zu fragen, worauf habe ich heute Hunger, was ist heute für ein Tag – ist er kalt oder warm? „Man muss fühlen, was heute dran ist“, sagt der Küchenchef.
„Kochen heißt, die eigene Intuition schulen, nicht einen Plan aufstellen und dann gnadenlos an den Leuten vorbeikochen, sondern fühlen, was heute, was jetzt dran ist.“ Dazu braucht es Zeit und das Erkennen: „Was ist mir heute wichtig?“ Aber, und davon ist Zirkelbach überzeugt: Dazu braucht es weder eine Großküche, noch eine Küchenbrigade oder immenses Fachwissen. Das kann Mann/Frau zu Hause ebenso. Er meint: „Eine Mutter kann fühlen, was für ihre Kinder gut ist.“
Dieses Wissen überträgt Zirkelbach auf sich und sein Team in der Küche des Benediktushofes. „Wir versuchen, jeden Tag immer wieder auf den Punkt zu kriegen, was ist wichtig und gut und von da an legen wir los.“ Dazu gehören Improvisation. „Auch ein gewisses Maß an Chaos ist gewollt, um auf den kreativen Moment einzugehen“, sagt der Küchenchef. „Es wird fast nie im Detail so gekocht, wie wir es planen, aber die Grobstruktur passt immer. Wir verkünsteln uns hier auch nicht.“ Dazu setzt er auf den Dialog mit den Mitarbeitern. „Es ist wichtig, dass diejenigen, die kochen, auch Spaß daran haben und ich will, dass mein Koch selbst den Wunsch hat, etwas Gutes zu machen.“
Meditierende besonders sensibel
Den Gästen etwas Gutes tun, das ist für Zirkelbach umso wichtiger für ein Haus wie den Benediktushof, dessen Besucher zur Ruhe kommen wollen, meditieren, Spiritualität suchen. „Menschen, die aus der Meditation kommen, sind besonders empfänglich für Gerüche und Geschmack und auch sehr sensibel dafür“, weiß Zirkelbach aus eigener Erfahrung.
„Der erdig-süße Geschmack der Roten Beete oder die Frische der Karotten, verfeinert mit Honig – man kann jeden Tag die Zutaten, die man zur Verfügung hat, anders zusammensetzen und so immer wieder ein anderes Essen bekommen. Wenn man Tag für Tag nach demselben Rezept kocht, wird das Essen schlecht; die Aufmerksamkeit fehlt.“
„Die Haltung und Einstellung zum Essen und Kochen macht ein besseres Essen aus, als jedes noch so tolle Rezept“, weiß der Küchenchef. Es muss dabei nicht jeden Tag das Fünf-Gänge-Menü sein. „Es ist auch nicht schlecht, mal etwas Schnelles zu machen oder auch mal was aus der Dose, so lange die Richtung stimmt.“
Die Richtung heißt für ihn: Achtsam zu sein beim Kochen und beim Genießen, immer im Jetzt, im Augenblick zu sein. Das gilt auch für die Zeit zwischen Zwölf und Eins, wenn die Essen rausmüssen. Denn dann gibt es auch in der Benediktushof-Küche keine Demokratie: „Dann muss jeder funktionieren und machen, was ich sage“, schmunzelt Christof Zirkelbach.