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LOHR: Die Schotten dicht: Tretter und Kemmler in Lohr

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Die Schotten dicht: Tretter und Kemmler in Lohr

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    Wenn das Quantum stimmt, dann kann ...
    Wenn das Quantum stimmt, dann kann ...

    Mathias Tretter ist in Lohr kein Unbekannter. Seit Jahren füllt er mit seinen politischen Jahresrückblicken das alte Rathaus. Am Samstagabend präsentierte er dort zusammen mit seinem Kabarett-Kollegen Sven Kemmler im mit rund 110 Besuchern voll besetzten Saal das gemeinsame Programm „Schottenabend“. Leicht verdaulich war dieses definitiv nicht, dafür aber eine erfrischend ungeschminkte Liebeserklärung an das Schrullige, Eigenwillige, Unangepasste.

    Die Schotten seien ein unterdrücktes kleines Volk, hätten aber ein großes Herz – und eine noch größere Leber, erfuhr das Publikum von den in karierten Röcken steckenden Schottlandfans Tretter und Kemmler, die beide längere Zeit in Schottland verbracht haben. Und damit sind wir auch schon beim Whisky und beim Saufen, dem großen Hobby der Schotten.

    Gedicht über das „Vorglühen“

    Dem „sinnvollen, guten Trinken“ widmete Kemmler denn auch ein hochintellektuelles Gedicht. „Vorglühen“ hieß es, und beinhaltete wegweisende Erkenntnisse wie diese: „Wer vor dem ersten Bier kaum noch steht ist sicherlich seiner Zeit voraus.

    “ Dass junge Leute heute mehr saufen als früher hält Kemmler für Quatsch. „Es wurde schon immer viel gesoffen – und zwar zu recht.“

    Tretter, der schon ein paar Jahre nicht mehr in Schottland war, bekannte, dass er vom letzten Besuch dort immer noch Restalkohol habe. Dass er in Schottland so viel gesoffen habe, habe allerdings am schottischen Essen gelegen. „Ein Vollrausch war das Gesündeste, was man kriegen konnte.“

    Tretter war in seiner Zeit in Schottland als Lehrer tätig und holte seinen eigenen Worten nach die Schüler dort ab, wo sie waren – indem er einen auf Adolf machte: „Is it der, die or das Blitzkrieg?“

    Im Gegensatz zu Tretter sei er in seiner Schottlandzeit kein Lehrkörper gewesen, sondern Vollkörper, also Student, gab Kemmler preis. Sein damaliges Studentendasein beschrieb er so: „Ich war total motiviert, wusste aber nicht für was – heute würde man sagen: hochbegabt.“ Als er nach einiger Zeit bemerkte, dass die Uni „gar nicht so meins“ war, ging er in die Highlands. Dort traf er ein Schäfer-Paar und von dem hat er „wirklich was gelernt: nämlich trinken“.

    Außer Whisky habe in Whisky nur Wasser was verloren, erklärte Kemmler. „Cola allerdings gehört nicht in einen Whisky sondern in Jim Beam.“

    Im praktischen Teil des Abends erläuterte Tretter dem Publikum, was man machen muss, um als Whisky-Experte rüberzukommen. Zunächst müsse man den Whisky anschauen, daran schnuppern, einen Schluck nehmen, gurgeln, bedeutsam gucken. Dann müsse man „was sagen, was möglichst wenig mit Whisky zu tun hat“. Nur das Wort Bitterschokolade müsse vorkommen.

    Schließlich wurden unter Einbeziehung des Publikums drei Sorten getestet, darunter auch ein Mädchenwhisky („der ideale Einstieg in ein Frühstück“). Einen Ardbeg beschrieb ein im Publikum sitzender angehender Experte so: er schmecke nach abgebranntem Lagerfeuer und Schiffsdiesel mit einem Hauch von Bitterschokolade.

    Stärkung an der Whiskybar

    Nach der Pause, in der sich die Leute an der von Richard Bogar (Richards Weineck) aufgebauten Whiskybar stärken konnten, erzählte Kemmler die Geschichte vom Beinaheuntergang des alten Schottlands, wo alles schmutzig und arm war und man seinen Whisky vom Fass trank. Eines Tages jedoch seien die alten Gebräuche in Vergessenheit geraten, „das Land verkam in Sauberkeit“. Doch Kemmler konnte seinem Publikum ein Happy End bieten. Das Blatt habe sich gewendet und „das Bier war wieder stark und dunkel und die Fürze rochen nach altem Hammel“.

    Die schottische Kultur, dozierte Tretter , „besteht nicht nur aus Alkoholmissbrauch, sondern auch aus exzessivem Saufen“. Zudem ignorierten die Schotten in diesem Zustand jegliche Grenzen des guten Geschmacks. „Wo wir kollabieren, will der Schotte koitieren – und das tut er dann auch, am liebsten im Freien“. Alkohol, so Tretter, gehe in Schottland immer einher mit sexuellen Schrulligkeiten und viel Kotzerei.

    Schließlich gewährte Tretter auch Einblick in die Welt des schottischen Volkstanzes; das sei eine „dionysische Raserei“, da müsse man einfach grapschen, selbst wenn man's gar nicht wolle. Und auch bei Hochzeitsfeiern seien die Schotten den Deutschen überlegen. Denn bei einer schottischen Hochzeit gebe es Spaß - „mit Alkohol und Unzucht“.

    Viel Zwischengelächter und reichlich Schlussapplaus zeigten, dass Tretter und Kemmler mit ihrem „Schottenabend“ den Nerv des Lohrer Publikums getroffen hatten.

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