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HAUSEN: Die Sojabohne betritt die MSP-Bühne

HAUSEN

Die Sojabohne betritt die MSP-Bühne

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    Rauschende Ernte: Auf einem Acker bei Wiesenfeld befüllt ein Mähdrescher die Ladefläche eines Lastwagens mit Sojabohnen. Momentan wird die Frucht im Landkreis auf nur 0,1 Prozent der Ackerfläche angebaut. Doch das soll sich ändern.
    Rauschende Ernte: Auf einem Acker bei Wiesenfeld befüllt ein Mähdrescher die Ladefläche eines Lastwagens mit Sojabohnen. Momentan wird die Frucht im Landkreis auf nur 0,1 Prozent der Ackerfläche angebaut. Doch das soll sich ändern. Foto: Fotos (4): Johannes Ungemach

    Martin Stamm ist zufrieden. Seine Soja-Premiere ist gelungen. Diese Gewissheit hat der Hausener Landwirt seit Dienstagnachmittag. An diesem Tag erntete ein Mähdrescher den fünf Hektar großen Acker bei Wiesenfeld ab, auf dem der Hausener Landwirt im Frühjahr zum ersten Mal in seinem Landwirtsleben Sojabohnen angepflanzt hatte.

    Welche Erntemenge die Pflanzen der Sorte „Sultana“ genau ergeben haben, weiß der 33-Jährige noch nicht. Der Lastwagen, auf den die Sojabohnen geladen wurden, muss erst noch gewogen werden. Stamm schätzt den Ertrag pro Hektar jedoch auf rund 3,5 Tonnen, vielleicht auch vier. „Und alles, was über drei Tonnen liegt, ist sehr gut“, freut er sich. Pro 100 Kilo gibt es aktuell gut 40 Euro.

    Der Landwirt und Schweinezüchter ist einer von nur fünf Landwirten in Main-Spessart, die in diesem Jahr Soja angebaut haben. Auf nur 20 der 20 000 Hektar umfassenden Ackerfläche des Landkreises wuchs die Hülsenfrucht. Das entspricht gerade einmal 0,1 Prozent. Dabei ist der Bedarf an Soja in Deutschland enorm. In der Liste der weltweit größten Sojaimporteure liegt die Bundesrepublik an vierter Stelle. Die Bohne ist Ausgangsstoff der Ölproduktion und wichtiger Eiweißträger bei der Futtermittelherstellung. Die weltweite Nachfrage nach Soja steigt seit Jahren – mit ihr der Preis.

    Vor diesem Hintergrund ist es das erklärte Ziel des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums, den hiesigen Landwirten den Sojaanbau schmackhaft zu machen. Die zuständigen Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten organisieren beispielsweise Rundfahrten, bei denen den Bauern der Sojafelder in anderen Regionen vorgestellt werden. Solche Infoveranstaltungen haben ihren Grund: Die Sojabohne ist seit Jahrzehnten die erste Ackerfrucht, die als Neuankömmling auf den hiesigen Markt kommt.

    Auch Martin Stamm hat im vergangenen Jahr an einer Infofahrt teilgenommen – und sich danach zum Sojaanbau entschieden. Die Entscheidung fiel ihm nicht allzu schwer. Stamm nimmt mit seinem Betrieb an einem Förderprogramm teil, das eine extensivere Landwirtschaft zum Ziel hat.

    Im Rahmen dieses Programms ist den Landwirten in gewissem Umfang der Anbau von Hülsenfrüchten zur Auflockerung der Fruchtfolge vorgeschrieben. In den vergangenen beiden Jahren ist Stamm dieser Vorschrift durch den Anbau von Erbsen nachgekommen. Doch die Ernte sei schwierig und der Ertrag schlecht gewesen, sagt der Landwirt. Deswegen habe er in diesem Jahr sein Glück mit der Sojabohne probiert.

    Die Frucht hat laut Thomas Holschuh, dem Pflanzenbauberater des AELF Karlstadt, neben dem derzeit guten Marktpreis noch weitere Vorzüge. So ist die Sojapflanze in Zusammenarbeit mit speziellen Bakterien in der Lage, den in der Luft vorhandenen Stickstoff zu binden und so den Boden quasi selbst zu düngen. Der Landwirt könne sich so bis zu 50 Kilo Stickstoffdünger pro Hektar sparen.

    Ein weiterer Vorteil der Sojapflanze sei, dass sie durch ihre sehr tiefen Wurzeln den Boden lockere. Auch deswegen passe sie ideal in eine Fruchtfolge, um den Boden für das Folgejahr vorzubereiten, erklärt Holschuh. Überdies sei der Arbeitsaufwand beim Sojaanbau deutlich geringer als beispielsweise beim Getreide, da keine Mittel gegen Pilze oder Insekten gespritzt werden müssten. Das kann sich freilich noch ändern. Denn wie der Pflanzenbauberater erklärt, ist damit zu rechnen, dass sich mit der Ausdehnung des Sojaanbaus auch die auf die Pflanzen spezialisierten Schädlinge und Krankheiten ausbreiten. „Das ist nur eine Frage der Zeit“, sagt Holschuh.

    In welchem Ausmaß die Sojabohne in den kommenden Jahren die Ackerflächen Main-Spessarts erobert, will der Pflanzenbauberater nicht prognostizieren. Womöglich gebe es im nächsten Jahr eine Verdoppelung. Die weitere Entwicklung müsse man abwarten.

    „Im nächsten Jahr geht es weiter.“

    Landwirt Martin Stamm plant auch für 2013 mit der Sojapflanze

    Dass die Landwirte in Main-Spessart jene fünf Berufskollegen, die sich in diesem Jahr zum Sojaanbau entschieden haben, genau beobachten, ist selbstverständlich. Martin Stamm berichtet von zwei Landwirten, die sich bei ihm informiert haben, weil sie ebenfalls mit der Sojapflanze liebäugeln. Wie viele sich daneben seinen in Sichtweite der ICE-Trasse gelegenen Acker bei Wiesenfeld vor Ort angesehen haben, kann Stamm nicht sagen. AELF-Berater Holschuh hingegen weiß, dass manche Sojafelder zu regelrechten Pilgerstätten werden, an denen Landwirte den Neuankömmling in der Ackerbauszene begutachten.

    Während etliche von ihnen womöglich noch zurückhaltend sind und weitere Erfahrungswerte abwarten wollen, hat Martin Stamm für sich schon eine Entscheidung getroffen: „Im nächsten Jahr geht es weiter.“ Vorerst habe er geplant, noch einmal auf etwa der gleichen Fläche wie in diesem Jahr Soja anzubauen. Wenn sich die guten Erfahrungen des Erntejahres 2012 auch 2013 bestätigen, sei durchaus denkbar, dass er die Soja-Fläche weiter ausbaue, sagt Stamm.

    Sojaanbau weltweit

    Seit den 1970er Jahren hat weltweit keine Nutzpflanze einen solchen Zuwachs bei der Anbaufläche erlebt wie die Sojabohne. Wurden 1960 noch 17 Millionen Tonnen produziert, waren es 2010 über 260 Millionen Tonnen. Der Großteil wird in Ölmühlen gepresst. Das Öl geht in den Lebensmittelbereich oder in die Treibstoffherstellung. Das beim Pressen anfallende eiweißreiche Mehl dient als Futterzusatz für Schweine, Geflügel oder Rinder.

    Die weltweit größten Sojaproduzenten sind die USA, Brasilien und Argentinien. Mit Abstand größter Importeur ist China. Die Sojafläche in Deutschland ist mit nur 5000 Hektar verschwindend gering, in Österreich oder Italien um ein Vielfaches höher. Während weltweit in den großen Soja-Produktionsländern meist genmanipuliertes Saatgut zum Einsatz kommt, ist dieses in Deutschland nicht zugelassen.

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