In der Lohrer Stadtbücherei im Alten Rathaus wird gebaut. Darauf weist ein großes Baustellenschild gleich neben dem Eingang hin. Das Ziel: Jugendlichen Lesern mehr Raum geben.
"Das Schild hat uns der Bauhof geliehen", erklärt Heike Burk, stellvertretende Bibliotheksleiterin, mit Blick auf das leicht verbeulte rot-weiße Verkehrszeichen. Hammer und Meißel kommen in der Stadtbibliothek allerdings momentan nicht zum Einsatz. Stattdessen sind jede Menge Bücher von einem Stock in den anderen transportiert worden. "Die Reiseführer sind jetzt im ersten Stock, dafür wechselt die Jugendliteratur in den zweiten", erklärt sie. "Wir planen dort eine Jugendecke für die Leser ab 14."
Bücherei lebt von Besuchern
Die stellvertretende Bibliotheksleiterin ist ein altes und neues Gesicht zugleich für die angestammten Leser. Sie hat bereits von 2006 bis 2021 in der Stadtbibliothek gearbeitet und ist seit November 2023 wieder dort im Einsatz, um Personalausfälle auszugleichen. Zwischenzeitlich hat sie das Gründerzentrum unterstützt und während der Corona-Pandemie im Gesundheitsamt mitgeholfen. Zum Bücherei-Team zählen außerdem zwei weitere Mitarbeiterinnen, fünf Ehrenamtliche und fünf Aushilfskräfte. Heike Burk ist froh, in der Bücherei jetzt wieder ohne Einschränkungen durch Infektionsschutz arbeiten zu dürfen. "Die Bücherei lebt von den Leuten, die da sind", betont sie: Leserinnen und Leser, die im Lesesaal durch Zeitschriften blättern, Kaffee trinken und die Aussicht genießen oder sich mit einem Stapel Bücher zwischen die Regale setzen und schmökern.
Bis zur Unterstufe seien viele Kinder begeisterte Leser, so Burk. Das zeige aktuell auch wieder der Sommerferienleseclub (siehe Im Überblick). Doch ab der siebten oder achten Klasse werde es schwieriger. Die Mitarbeiterinnen in der Bibliothek haben beobachtet, dass Jugendliche gerne in den dritten Stock gehen, wo bislang neben der Franconica die Sachbücher und Reiseführer untergebracht waren. Sie vermutet, dass die Ruhe und relative Abgeschiedenheit den Jugendlichen in diesem Alter entgegenkommt. Mehr zumindest als die direkte Nachbarschaft mit den Kinderbüchern, wie es bislang im ersten Stock der Fall war.
Das wollen Burk und ihre Kolleginnen sich zu Nutze machen, um diese Lesergruppe stärker anzusprechen. Die aktuell vorhandene Jugendliteratur ist bereits in den Regalen einsortiert. Zur künftigen Ausrichtung werden eifrig Ideen gesammelt. Bis zur offiziellen Eröffnung, die im November geplant ist, soll auch noch passendes Mobiliar mit Sesseln und Sofas dazukommen.
Die älteren Leser scheint die Veränderung nicht zu stören. Eher im Gegenteil: "Viele sind froh, dass sie zu den Reiseführern nicht mehr bis ganz hochlaufen müssen", berichtet Burk.
Zum Leserkonto per App
Auch in der digitalen Struktur der Bücherei ist einiges umgebaut worden. So können Leser jetzt über die App B24 auf ihr Leserkonto und den Katalog der Bücherei zugreifen. Bislang war das nur über die Internetseite der Stadt Lohr möglich und auf dem Smartphone sehr unpraktisch. Über das Leserkonto könne man auch eine Erinnerungsmail einstellen, damit man nicht vergisst, Bücher rechtzeitig zurückzugeben oder zu verlängern, rät Heike Burk. In der App kann man außerdem Bücher vorbestellen und auf einen Merkzettel setzen.
Ebenfalls neu für die Nutzer der Lohrer Stadtbibliothek ist ein Zugang zur Bibliotheks-App Libby. Über den Bibliotheksverbund bekommt man hier vor allem Hörbücher sowie englisch-sprachige Literatur auf das Smartphone oder das Tablet. Das ergänzt den Zugang zur digitalen App-Bibliothek Onleihe Franken, den Büchereikunden schon seit vielen Jahren kennen. Zur Nutzung der verschiedenen Apps braucht man die Nummer des Leserkontos und dem Geburtsdatum als Passwort.
Zum Schulanfang setzt die Bücherei hingegen auf Altbewährtes: Alle Erstklässer können einen Lesepass mit einer kleinen Schultüte als Geschenk bekommen. Der Grundstock für das spätere Leseverständnis und die Sprachentwicklung werde in sehr jungen Jahren gelegt, betont Burk. Dann lesen sie auch später weiter. "Die Lust zum Lesen ist der erste Schritt."
Hintergrund: Versäumnisgebühren werden neu strukturiertEinige Nutzer der Lohrer Stadtbücherei haben beim Blick auf ihr Leserkonto in der letzten Zeit eine böse Überraschung erlebt: Nicht abgegebene Büchereibücher hatten im Hintergrund hohe Versäumnisgebühren im Konto auflaufen lassen. Mahnungen kamen keine.Das hänge damit zusammen, dass man in der Corona-Zeit Kulanz habe walten lassen und die Versäumnisgebühren ausgesetzt habe, erklärt die Pressestelle der Stadt Lohr auf Nachfrage. So seien in einigen Konten »ziemlich hohe Versäumnisgebühren« aufgelaufen. Man lasse jetzt diese Konten durch den Dienstleister Datronic bereinigen. »Wir haben uns dazu entschlossen, dass wir nicht in jedem Fall die volle Versäumnisgebühr einfordern«, so die Stadt weiter. In manchen Fällen könne die Versäumnisgebühr mit Blick auf den Preis der Bücher unverhältnismäßig sein. Die reduzierte Gebühr richte sich nach der Anzahl der ausgeliehenen Medien und der Dauer der Überziehung. Zukünftig sollen wieder Erinnerungsschreiben per Post verschickt werden. Außerdem werde es eine Maximalgebühr geben. Dazu gebe es aktuell Überlegungen, in welcher Höhe. (ls)Quelle:
Im Überblick: Der Sommerferienleseclub70 Kinder haben sich bereits für den Sommerferienleseclub angemeldet. »Das läuft richtig gut«, freut sich die stellvertretende Bibliotheksleiterin Heike Burk. Jedes dieser Kinder hat sich vorgenommen, im Laufe der Ferien drei Bücher aus einer eigens angeschafften Auswahl zu lesen.Für jedes gelesene Buch gibt es einen Stempel im Club-Heft, außerdem dürfen die Kinder die Lektüre bewerten. Zielgruppe des Leseclubs in Lohr seien Kinder von acht bis zwölf Jahren, erklärt Heike Burk. 170 Bücher habe man dafür bestellt. Diese Bücher dürfen nur die Teilnehmer des Leseclubs lesen. Die Ausleihzeit ist in diesem Fall auf zwei Wochen beschränkt, damit möglichst viele Kinder sie innerhalb der Ferien lesen können. Zum Abschluss plant Burk mit dem Büchereiteam am 10. September eine Veranstaltung in der Markthalle. Zur Belohnung gibt es für jedes Kind einen Eisgutschein, außerdem weitere Preise für die eifrigsten Leser. Wer Lust und Zeit hat, kann auch jetzt noch in den Ferienleseclub einsteigen. (ls)Quelle: