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LOHR: Die Versiegler-Truppe aus dem Spessart

LOHR

Die Versiegler-Truppe aus dem Spessart

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    Feuer frei: Mit einem Bunsenbrenner wärmt Matthias Bartel im Hafenlohrtal das Ende eines Buchenstammes vor. Georg Matreux (Mitte) und Dietmar Nübel streichen anschließend kochend heißes Paraffin auf das Holz, um es zu versiegeln und vor Umwelteinflüssen zu schützen. Das Unternehmen des Rechtenbachers Matreux ist das einzige in Deutschland, das sich komplett auf das Versiegeln von Baumstämmen verlegt hat.
    Feuer frei: Mit einem Bunsenbrenner wärmt Matthias Bartel im Hafenlohrtal das Ende eines Buchenstammes vor. Georg Matreux (Mitte) und Dietmar Nübel streichen anschließend kochend heißes Paraffin auf das Holz, um es zu versiegeln und vor Umwelteinflüssen zu schützen. Das Unternehmen des Rechtenbachers Matreux ist das einzige in Deutschland, das sich komplett auf das Versiegeln von Baumstämmen verlegt hat. Foto: FOTOs (2) J. Ungemach

    Es ist eine ziemlich heiße Angelegenheit, die Matreux und seine beiden Mitarbeiter in der kalten Jahreszeit verrichten. Mit rund 170 Grad köchelt das Paraffin vor sich hin, wenn es mit einem Pinsel auf die beiden Enden der Baumstämme gestrichen wird. Der dadurch entstehende Schutzfilm hält Witterungseinflüsse fern. So wird verhindert, dass die oft mehrere Tausend Euro teuren Furnierstämme zum Beispiel durch farbliche Veränderungen des Holzes Schaden nehmen.

    Im gesamten Bundesgebiet ist Matreux auf den Holzlagerplätzen unterwegs, um die wertvollsten Laubholz-Stämme zu versiegeln. Das einzige Laubholz, das ohne den schützenden Anstrich auskommt, ist die Kirsche, denn bei ihr ist die Farbveränderung sogar gewünscht.

    Bis nach Polen, Dänemark und Frankreich ist Matreux im Einsatz. In der Hauptsaison zwischen November und Mai ist der Rechtenbacher zusammen mit seinen Mitarbeitern oft sieben Tage in der Woche auf Achse. Im vergangenen Jahr habe er beispielsweise zwischen Januar und März nur an drei Tagen zuhause geschlafen, so der gelernte Maurer. „Da braucht man die Frau dazu“, macht Matreux deutlich, dass seine Familie während der Saison nicht viel von ihm hat. Rund 90 000 Kilometer legt er pro Jahr zurück.

    250 Gasflaschen pro Saison

    Im Gepäck hat er dabei neben reichlich warmer Kleidung vor allem zwei Stoffe: Rund 250 Gasflaschen und 12 Tonnen Paraffin verbraucht Matreux pro Jahr. Das Gas braucht er zum einen, um das Paraffin in einem Kocher zu erhitzen, zum anderen aber auch, um mit einem Bunsenbrenner die Stammenden zu trocknen und zu erwärmen. Denn auf nassem oder gefrorenem Holz hält der Paraffinanstrich nicht, weiht Matreux in einige der Geheimnisse des Holzversiegelns ein.

    Neben dem Rechtenbacher dürfte es in Deutschland nicht viele geben, die sich mit diesen Geheimnissen auskennen. Denn wie Matreux sagt, ist er der Einzige, der dieses Handwerk in Deutschland anbietet. Und das mittlerweile seit über drei Jahrzehnten. Mit dem Wald und dem Holz ist die Familie Matreux schon seit Generationen verbunden. Großvater Max Matreux rückte mit seinem Pferden Holz in den damaligen Forstämtern Rohrbrunn und Altenbuch und baute ein Fuhrunternehmen auf. Georg Matreux' Vater Otto stieg dann Anfang der 70er Jahre in die Holzversiegelung ein – und erwischte dabei offenbar genau den richtigen Zeitpunkt. Die Furnierwerke, die damals noch alle einen eigenen Mitarbeiter zum Versiegeln der Stämme von Lagerplatz zu Lagerplatz schickten, nahmen die Dienste von Matreux dankbar in Anspruch. Schnell waren die Matreuxs aus Rechtenbach bundesweit die Spezialisten in diesem Fach.

    1980, nach dem Tod des Vaters, übernahm Georg Matreux zusammen mit seinem Bruder das Geschäft. Seit 1987 führt er es alleine. Der Kundenkreis wuchs über all die Jahre stetig. Heute ist Matreux für knapp 100 Holzhändler beziehungsweise Säge- oder Furnierwerke unterwegs. Die meisten Kunden sitzen in Deutschland, manche aber auch in Frankreich, Österreich, Holland oder Portugal.

    Viele Stämme für den Export

    Matreux profitierte gerade in der jüngeren Vergangenheit von verschiedenen Entwicklungen im Holzmarkt. Zum einen erlebt seit geraumer Zeit die so genannte Fasseiche ein Revival. In großen Mengen kaufen die vor allem in Frankreich beheimateten Hersteller von Weinfässern in Deutschland Eichenholz auf, um die gestiegene Nachfrage befriedigen zu können. Viele der für den Bau der Fässer bestimmten Stämme werden von Matreux versiegelt.

    Das gleiche gilt für Buchenstämme, die seit Jahren in großer Zahl aus Europas Wäldern nach Asien exportiert werden. Die Schiffsreise dorthin dauert rund drei Wochen und führt auch durch tropische Gefilde. Um zu verhindern, dass das Holz dabei von Pilzen befallen oder sonstwie geschädigt wird, sind auch hier die Dienste von Matreux gefragt.

    Vor wenigen Tagen beispielsweise versiegelte er im Hafenlohrtal nahe Einsiedel mehrere hundert Buchenstämme, die demnächst die Reise nach Asien antreten werden. Insgesamt ist Matreux für fünf Firmen unterwegs, die Holz nach Asien exportieren.

    Beim Versiegeln selbst herrscht eine klare Arbeitsteilung. Matreux' Mitarbeiter Matthias Bartel geht mit dem Bunsenbrenner voran, um die Stammenden vorzuwärmen. Dietmar Nübel und Matreux selbst sorgen hinterher mit geübten Pinselstrichen für den Schutzanstrich.

    Obwohl auch hier Zeit Geld ist, müssen die Männer ständig konzentriert sein. Denn das siedendheiße Paraffin kann für hässliche Verbrennungen sorgen, wenn es auf die Haut gelangt. Die mit den wachsartigen Parrafinspritzern übersäten Jacken, Schuhe und Hosen der Männer zeigen, dass dichte Kleidung mit der wichtigste Ausrüstungsgegenstand eines Holzversieglers ist.

    Dass es einen solchen Beruf überhaupt gibt, ist laut Matreux weitgehend unbekannt. Jedenfalls würden er und seine Mitarbeiter häufig großes Staunen ernten, wenn sie neugierigen Spaziergängern auf deren Fragen hin erklären, was sie da Seltsames mit dem Baumstämmen treiben. Denn außerhalb der Holzbranche kennt sie kaum jemand, die Holzversiegler aus dem Spessart.

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