Den Gipfel organisierte das Digitale Gründerzentrum Starthouse Spessart in Zusammenarbeit mit der Stadt Lohr in der Stadthalle. Neben Neuigkeiten aus der Politik gab es Einblicke von Klinikreferent René Bostelaar vom Klinikum Main-Spessart zu smarten Krankenhauslösungen. Am Ende stellten sich vier Start-Ups aus dem Gesundheitswesen vor.
Lohrs Bürgermeister Mario Paul meinte optimistisch, der erste Gesundheitsgipfel könne durchaus der Auftakt einer ganzen Reihe werden. Vor den rund 70 Teilnehmern betonte der Bürgermeister die Wichtigkeit, diese Themen explizit aufzugreifen. Er nannte Lohr als einen zentralen Gesundheitsstandort in der Region und zählte neben dem aktuellen Klinikum den Neubau, sowie viele Fachärzte und andere Heilberufe der Stadt auf.
Noch ein weiter Weg
In einer kurzen Gesprächsrunde stellte Moderatorin Anja Güll vom Starthouse drei der Initiatoren vor, die kurz die Entstehung des Gesundheitsgipfels schilderten. Apothekerin Anne Lahoda sagte, alles sei aus einem Netzwerk entstanden. "Ein Netzwerk auf digitalem Boden, auf dem alle näher zusammen rücken", so Lahoda. Lohrs zweiter Bürgermeister Dirk Rieb nannte die beachtliche Zahl von 2000 Beschäftigten im Gesundheitsbereich bei 16.000 Einwohnern in Lohr.
Radiologe Dr. Andreas Müller sagte, die Radiologie sei seit jeher ein digitales Fach. Er verspricht sich von der Digitalisierung neben der besserten Vernetzung die Vermeidung von unnötigen Doppeluntersuchungen und dass verordnete Medikamente oder Laborwerte über die digitale Patientenakte eingesehen werden können. Nach einem digitalen Grußwort von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach sprach die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Dittmar, über die Herausforderungen und Innovationsmöglichkeiten im Gesundheitswesen durch Digitalisierung.
Schleppende Entwicklung
Sie gab einen Überblick über neue Gesetze und über den schleppenden Start von E-Rezept und digitaler Patientenakte. Ganz am Ende sollen aber die Daten von 450 Millionen Europäern nutzbar sein. René Bostelaar, Referent vom Klinikum Main-Spessart, machte an mehreren Punkten fest, wo es seiner Meinung nach hänge. "Deutschland ist eine Digitalwüste", machte der gebürtige Niederländer deutlich. Er meinte, ein Blick nach Asien oder in seine Heimat würde zeigen, dass man dort längst viel weiter sei.
Auch auf fehlende Menschen im Gesundheitswesen ging Bostelaar ein. "50 Prozent unserer Ärzte gehen und auch Apotheken finden keinen Nachfolger", sagte der Klinikreferent. Er erzählte von einem Besuch bei Siemens, wo neue Geräte vorgestellt wurden. Zum Beispiel ein Gerät, das ohne Assistenten Röntgenbilder anfertigt. Bostelaar meinte, es wird Berufe geben, die von einem Roboter ersetzt werden. "Allerdings will auch niemand mehr diese Ausbildung machen", ergänzte der Klinikreferent. Er warb für smarte Krankenhäuser in einer digitalen Zukunft. Am eigenen Klinikum schilderte er die Schwierigkeiten mit der digitalen Leistung.
Spannende Aussichten
Man sei oft mehr mit Abrechnung und Controlling beschäftigt als mit den Patienten. Spannende Aussichten gab Bostelaar für die Zukunft. Er betonte die spezielle Lage im Flächenlandkreis Main-Spessart. Er sagt, es sei künftig vorstellbar, dass Medikamente oder Blutuntersuchungen, aber sogar die Patienten selbst einmal mit Drohnen transportiert werden. "Am neuen Klinikum kommt nicht nur ein Landeplatz für den Helikopter", kündigte Bostelaar an.
