Genuss und Sport verbinden seit zehn Jahren die aus Wernfeld stammenden Großcousins Martin Heiß und Marco Seelmann miteinander: Mit bis zu neun Teilnehmern erforschen sie alljährlich an drei bis vier Tagen per Fahrrad die fränkische Bierkultur. 212 Brauereien haben sie seit 2004 angesteuert. Heuer startete die „Bierradldour“ am 15. Mai unter dem Motto „Wir trinken auf den/dem heiligen Berg der Franken“ auf dem Kreuzberg.
Die Idee geht auf eine mittlerweile seit 20 Jahren bestehende jährliche Bierprobe zurück, die Martin Heiß organisiert. Obwohl Weinfranke, schätzt der 39-Jährige auch das Bier. Nach zehn Bierproben mit Koryphäen wie dem selbst ernannten Bierpapst Conrad Seidl wurde dem gebürtigen Wernfelder der Aufwand mit jeweils 30 bis 110 Teilnehmern zu groß. Sein Großcousin Marco Seelmann, ebenfalls gebürtiger Würflder, unterstützte ihn fortan. Gemeinsam überlegten sich die beiden, die Biere für die Probe auf einer Fahrradtour auszuwählen: Die „Dour de Frangn“ war geboren.
Auf der ersten Tour im Raum Bamberg wurden fünf Biere gewählt. Mittlerweile haben der 39-jährige kaufmännische Angestellte aus Sandersdorf (Oberbayern) und der 33-jährige Diplom-Informatiker aus Ulm die Biere von 212 Brauereien probiert. Ihre 15 radelnden Begleiter wechseln und stammen fast alle aus Wernfeld und Sachsenheim. Die Vorbereitung samt Begleitfahrzeug und die Ausrüstung wurden perfektioniert. Schon in der zweiten Brauerei war den Radlern bewusst geworden, dass man sich kaum den Geschmack von etwa 30 Bieren würde merken können – daher erstellten sie einen „Bierbewertungsbogen“.
Seit dem zweiten Jahr tragen sie T-Shirts, die mit dem jeweiligen Motto und Streckenverlauf bedruckt und begehrte Sammlerobjekte sind. Die „Dour de Frangn“ bezeichnet sich immer nach einem Jahresereignis; so lautete beispielsweise das Motto zum Beatles-Jubiläum „Die Let it be er“-Tour oder zur Fußball-WM „Freunde des Bieres zu Gast in Franken“. Die Höhepunkte der Touren werden bei den Bierproben vorgestellt und mit Schnappschüssen bebildert.
„Die Deppn san den Berch hochgeradelt wegen unnerm Bier!“
Reaktion eines Brauerei-Juniorchefs beim Anblick der Bierradler
Im November wird von der diesjährigen „Bierdour“ zu berichten sein: der Kreuzberg als bisher höchstgelegene Braustätte; die Pax-Bräu in Oberelsbach mit monatlich wechselnden Spezialitäten in Ein-Liter-Flaschen; in Ostheim öffnete extra für die Gruppe eine Gaststätte mit Bier der Privatbrauerei Peter; die Versuchsbrauerei des Instituts Romeis in Oberthulba; Zusammentreffen mit Michl Müller in Garitz und mit Peter Kuhn von der Schwarzen 11 bei der Roth-Bräu in Schweinfurt.
Unterwegs treffen die Bierradler öfters auf Gleichgesinnte. Jörg zum Beispiel stammt aus Hof – er zeigte sich angetan von den professionellen „Bierdouristen“, dann allerdings stellte sich heraus, dass er schon wesentlich öfter unterwegs war und sogar schon ein eigenes Brauereibuch angelegt hatte. Nun fährt auch Jörg jedes Jahr die „Dour de Frangn“ mit. Zu ihrem Leidwesen stellt die Gruppe immer wieder fest, dass manche im Tourplan vorgesehene Brauereien schon nicht mehr existieren; andererseits entstehen auch manche neu.
Über ihre Erlebnisse könnten die „Dour de Frangn“-Teilnehmer ein dickes Buch schreiben. Sie kamen schon im Regen an einer Wirtschaft an, die, obwohl geschlossen, dann für die tropfnassen Fahrradfahrer öffnete, sodass das Bier doch noch probiert werden konnte. In Enzenreuth erklomm die Gruppe den Berg, auf dem die Brauerei liegt, und hörte den Junior-Chef seinem Vater zurufen: „Die Deppn san den Berch hochgeradelt wegen unnerm Bier!“ Die kurzen Strecken rund um Bamberg, die Gegend mit der höchsten Brauerei-Dichte, gehörten bald der Vergangenheit an, denn der Ehrgeiz ist es, alle Brauereien Frankens anzufahren. Von etwa 120 Kilometern in drei Tagen steigerte sich die Gruppe auf mittlerweile etwa 210 Kilometer.
Dieses Jahr fand nicht nur die zehnte Bierradldour statt, sondern im November wird auch die 20. Bierprobe abgehalten. Da der Teilnehmerkreis dort begrenzt ist, kann man sich nicht dafür anmelden. Aber Heiß und Seelmann organisieren auf Wunsch private Bierproben oder Führungen beispielsweise in der Schloßbrauerei Sandersdorf (Kontakt: info@bierdourisdig.de). Die Internetseite www.bierdourisdig.de befindet sich noch im Aufbau.
Martin Heiß und Marco Seelmann sind zuversichtlich, noch lange die „Bierdouren“ und Bierproben zu organisieren. Zwar bleiben ihnen in Franken nicht mehr viele Brauereien zu entdecken, aber es gibt schließlich auch im restlichen Bayern noch genügend Brauereien – etwa genauso viele wie in Franken selbst.
„Dour de Frangn“
Die Stationen der zehnten Tour vom 15. bis zum 18. Mai:
1. Tag: Wernfeld, Motten, Kreuzberg; 92 Kilometer, positiver Höhenunterschied 1258 Meter
Brauereien: Will Bräu in Motten und Kreuzberg.
2. Tag: Kreuzberg, Saal an der Saale; 70 Kilometer, Höhenunterschied 715 Meter
Brauereien: Pax Bräu in Oberelsbach, Rother Bräu in Roth, Privatbrauerei Peter und Streckbräu in Ostheim v. D. Rhön, Privatbrauerei Lang in Waltershausen.
3. Tag: Saal an der Saale, Ebenhausen; 88 Kilometer, Höhenunterschied 738 Meter
Brauereien: Karmeliter Bräu in Bad Neustadt-Salz, Klosterbrauerei in Münnerstadt, Institut Romeis in Oberthulba, Museumsbrauerei Jägersruh in Bad Kissingen-Garitz und Wittelsbacher Turmbräu bei Arnshausen.
4. Tag: Ebenhausen, Wernfeld: 76 Kilometer, Höhenunterschied 737 Meter
Brauereien: Brauhaus Schweinfurt Roth Bier in Schweinfurt, Brauerei Martin in Hausen, Wernecker Brauerei in Werneck, Arnsteiner Brauerei in Arnstein, Herzog von Franken in Thüngen und Brauhaus im Wurzgrund in Karlstadt.
ONLINE-TIPP
Mehr Fotos von der Tour unter www.bierdourisdig.de/bierdour.zip