Die Anziehungskraft des "Nassig Forest" bei Wertheim ist auch nach einem Jahr Pause ungebrochen. Ungezählte Menschen kamen an den drei Tagen des großen Westernfestes zum alten Sportplatz. Dabei war auch in diesem Jahr nicht sicher, ob die Veranstaltung überhaupt durchgeführt werden kann. Bereits im vergangenen Jahr war das Westernfest wegen der großen Trockenheit ausgefallen. Zum Glück für die Veranstalter hatte es in den Tagen vor dem Fest geregnet, und so kam aus dem Rathaus in Wertheim die Erlaubnis zur Durchführung.

Indianer, Cowboys und Goldgräber
Von dort gab es auch die Erlaubnis "zum Tragen von Waffen". Denn was wäre ein echtes Westernfest ohne Pfeil und Bogen oder Colts und Rifles, alles natürlich ungeladen. Somit war alles gerichtet für das große Treffen von Indianern, Cowboys, Pferdeliebhabern und Line-Dancern. Der Kulturverein Nassig hatte in den vergangenen Wochen das Gelände vorbereitet. Eine Westernstadt war entstanden mit echtem Saloon, einer Möglichkeit zum Goldgraben, einer Verkaufsmeile für allerlei Güter des "echten" Wilden Westens, Kutschfahrten in Planwagen, Bullriding und verschiedenen Shows.

Wer sich rechtzeitig angemeldet hatte, durfte auch auf dem weitläufigen Gelände zelten, die meisten von ihnen stilgerecht in Tipis oder Rundzelten, wie im 19. Jahrhundert üblich. Und immer wieder sah man Pferde. Die bereitgestellten Pferdeboxen waren besonders schnell ausgebucht. Man wollte als Pferdebesitzer möglichst nah am Geschehen sein. Da gab es nicht nur eine stilecht mit Holzstangen eingefasste Rodeo-Arena, sondern auch Anleinbalken abseits bei den Ranches oder Tipis.
Der "Stamm der wehenden Winde"

Der "Stamm der wehenden Winde" hatte am Eingang zum Festgelände sein Lager aufgeschlagen und sich entsprechend der indianischen Gebräuche eingerichtet. Mit Gesichtsbemalung saßen die Krieger ums Lagerfeuer, bestaunt von den vielen Besuchern. Weiter oben stand als Warnung für alle übertreibenden Trinker ein "Mahnmal" gegen zu langes Sitzen im Saloon: Die beiden Skelette auf ihren Sitzbänken und daneben der "Friedhof" für Jack, Jim und Jonny, zusammen mit ihren Wiskey-Flaschen, mahnten zur Mäßigung. Doch über die Stränge schlug im Nassig-Forest niemand.

Ein Großer Anziehungspunkt war das abwechslungsreiche Showprogramm. Vor allem die Amazonen aus Mecklenburg-Vorpommern, die als die "Comanchen" mit ihrer Pferdestuntshow begeisterten, zogen die Massen an. Egal ob mit Pfeil und Bogen vom rennenden Pferd das (Styropor)- Bison treffend oder über ein brennendes Seil springen, alles wurde lautstark beklatscht. Auch der indianische Tanz der Tierkreiszeichen war ein Hingucker.

Sächselnde Indianer
Viel Beifall gab es ebenso beim Auftritt der Nachwuchscowboys. Die Kinder mit Holzpferden und einem schön einstudierten Tanz bekamen nicht nur von den Eltern Beifall. Die Dressurnummer von Ellen Heimrath und ihrer Truppe aus Sachsen war ein Augenschmaus. Für Fans der Eleganz und Ästhetik von Pferdebewegungen war alles geboten. Dazu noch eine Geschichte, die das Ganze einbettete und in bestem Sächsisch vorgetragen war von dem "Kleenen" und dem "Longen". Dazu kamen die Spessart-Squaredancers mit US-amerikanischen Tänzen und oder die Kinderbelustigung mit Bullenreiten, Stockbrot und Hufeisenwerfen.

Auch am Abend harrten noch viele Besucher im Nassig-Forest aus. Da zog man sich ins große Festzelt zurück und genoss Country-Musik. Am Sonntagabend ging es für die meisten schweren Herzens wieder nach Hause. Drei ereignisreiche Tage lagen hinter ihnen. Die Rückkehr in den Alltag wird für die Cowboys, Indianer und den Sheriff sicher nicht ganz einfach sein.
