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Karlstadt: Dritter Karlstadter Förster innerhalb weniger Monate

Karlstadt

Dritter Karlstadter Förster innerhalb weniger Monate

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    Der Karlstadter Wald – bald wird der Stadtrat Weichen für die Zukunft stellen müssen.
    Der Karlstadter Wald – bald wird der Stadtrat Weichen für die Zukunft stellen müssen. Foto: Markus Rill

    Seit Oktober ist Bewegung drin im Karlstadter Forst. Erst kam Christoph Bauer frisch von der Prüfung an der Forstschule Lohr als Nachfolger von Andreas Hiller als Stadtförster nach Karlstadt. Im April wurde er von dem 26-jährigen Linus Kaiser abgelöst, dessen Vertrag nur bis Ende Januar 2020 läuft.  Und über kurz oder lang wird die Stadt sich selbst um ihren Wald kümmern müssten. Der Freistaat Bayern, der bisher die Stadtförster entsandt hat, wird Städte und Gemeinden mit größerer Waldfläche künftig nicht mehr versorgen. 

    "Die Kommunen sollen die Bewirtschaftung ihres Waldes soweit möglich wieder selbst, das heißt mit eigenem Personal, durchführen oder durch Dritte vornehmen lassen", teilt das Bayerische Forstministerium auf Anfrage dieser Redaktion mit. Dies hat der Bayerische Landtag im Jahr 2017 beschlossen.

    Ludwig Angerer, als Behördenleiter beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (kurz: AELF) in Karlstadt für den Bereich Forst zuständig, erklärt: "Zurzeit wird festgelegt, bis zu welcher Waldgröße der Freistaat den Kommunen noch die Beförsterung anbietet." Im Gespräch sei ein Grenzwert von 200 Hektar. Karlstadt mit 2000 Hektar Stadtwald braucht nicht darauf zu hoffen, noch lange vom AELF betreut zu werden.  Angerer räumt ein: "Karlstadt wird wohl eine andere Lösung brauchen."

    Gemündener Erfahrungen

    Gemündens Stadtförster Meinolf Arndt (Mitte) beim Waldbegang mit dem Gemündener Stadtrat (Archivbild).
    Gemündens Stadtförster Meinolf Arndt (Mitte) beim Waldbegang mit dem Gemündener Stadtrat (Archivbild). Foto: Björn Kohlhepp

    Denkbar ist, dass die Stadt einen Eigenbetrieb gründet, sich einer Forstbetriebsgemeinschaft anschließt oder gar die Beförsterung an einen externen Betrieb vergibt.  Gemünden, das über einen vergleichbar großen Wald (1800 Hektar) verfügt, verrichtet seine Forstarbeit schon seit 1983 selbst; Stadtförster Meinolf Arndt leitet seitdem den Kommunalforstbetrieb.  Die Holzvermarktung erfolgt über eine Forstbetriebsgemeinschaft, der Gemünden, Karsbach,  Gössenheim und Privatwaldbesitzer angehören.

    Arndt sagt: "Aus meiner Sicht wird es für Karlstadt auf keinen Fall ein Nachteil, das selbst zu machen." In den 80er und 90er Jahren sei die Beförsterung der Kommunalwälder durch den Freistaat durchaus günstig gewesen, doch im Laufe der Zeit habe das Land Bayern eine immer höhere Kostenübernahme verlangt. "Es lohnt sich für Kommunen nicht mehr, sich vom Staat beförstern zu lassen", so Arndt. 

    Geringerer Personalwechsel, wenn Kommune selbst das Ruder übernimmt

    Doch nicht nur finanziell, auch inhaltlich sei es für eine Kommune sinnvoll, diese Aufgabe selbst zu übernehmen. "Die Personalfluktuation ist geringer und das kommt dem Wald nur zugute", sagt der langjährige Gemündener Stadtförster. Der Wald sei "ein träges System", es brauche Jahre, bis ein Förster Erfahrungen zu Standorten und Bodenarten mache.  Diese Erfahrungen gingen mit jedem Personalwechsel verloren, ist Arndt überzeugt.

    Der Gemündener Stadtförster bringt noch einen anderen Gedanken ins Spiel: "Warum tun sich nicht mehrere Kommunen zu interkommunaler Forstarbeit zusammen?" Dabei ergäben sich eine Reihe von Synergie-Effekten. "Es könnte eine gemeinsame Verwaltung geben und gemeinsamen Holzverkauf." Auch Personal könne man bei im Krankheits- oder Urlaubsfall austauschen. 

    Übergangsfrist bis 2025

    Der bayerische Landtag hat den Städten und Gemeinden bis 2025 Zeit gegeben, sich neu zu organisieren und die Beschlüsse zur Eigenbeförsterung umzusetzen. Zumindest bis Ende 2021 besitzt Karlstadt einen Vertrag, der das AELF verpflichtet, einen qualifizierten Förster zu stellen. "Ob das ein Beamter ist wie Andreas Hiller, der bis Oktober 2018 für uns zuständig war, oder ein Angestellter wie jetzt Herr Kaiser, entscheidet das Amt", erklärt Bürgermeister Paul Kruck. Er geht davon aus, dass der Vertrag nicht über das Vertragsende hinaus verlängert wird. Es wird also eine der ersten Aufgaben des neuen Stadtrats nach der Kommunalwahl 2020 sein, zu klären, wie Karlstadt künftig den Wald versorgen wird. 

    Grundsätzlich ist Kruck kein Freund der Änderung: "Wir sind doch schon fast beim Vollkostenersatz." Aber die Vorteile der gegenwärtigen Regelung für die Kommune liegen, so Kruck, auf der Hand: "Im Krankheitsfall schickt uns das AELF einen Ersatz. Außerdem tauschen sich die Förster untereinander aus und erhalten Fortbildungen." Bei einem Eigenbetrieb würde der Förster "eher Einzelkämpfer", so Kruck.   

    Linus Kaiser, der neue Leiter des Forstreviers Karlstadt
    Linus Kaiser, der neue Leiter des Forstreviers Karlstadt Foto: Rebekka Kornder

    Linus Kaiser, der neue für Karlstadt zuständige Förster, sagt, über die Zukunft habe er mit Bürgermeister Paul Kruck noch nicht gesprochen. Er wolle sich erst einmal einarbeiten und freue sich auf die reizvolle Aufgabe in Karlstadt. "Aufgrund der großen Baumartenvielfalt gibt es hier ein interessantes Waldbild", sagt der 26-Jährige.

    Der aus Marktredwitz in Oberfranken stammende junge Mann ist kürzlich nach Halsbach gezogen. "Es gefällt mir hier, ich würde gerne länger bleiben", sagt er. Kontinuität täte dem Karlstadter Wald gut. Aber nach 2021 wird da noch einiges in Bewegung geraten.  

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