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THÜNGEN/REUCHELHEIM: Durch Schnee und Eis zum Mittelmeer

THÜNGEN/REUCHELHEIM

Durch Schnee und Eis zum Mittelmeer

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    Bei eisigen Temperaturen erklommen Kathrin Kiesel (links) und Julia Hehrlein den Großglockner.
    Bei eisigen Temperaturen erklommen Kathrin Kiesel (links) und Julia Hehrlein den Großglockner. Foto: FOTO privat

    „Ich würd' so gerne das Meer sehn, würd' so gern in die Weite sehn.“ So lauten die ersten zwei Verse des Liedes „Meer sehn“ von „Der Junge mit der Gitarre“. Dieses Lied hörten zwei junge Damen aus dem Werntal am laufenden Band, während sie auf einer zweiwöchigen Radtour die Alpen überquerten. Julia Hehrlein aus Thüngen und Kathrin Kiesel aus Reuchelheim wollten Urlaub am Meer machen und wählten einen außergewöhnlichen Weg, um dorthin zu kommen.

    „Wir haben Ende vergangenen Jahres überlegt, was wir im nächsten Sommer machen. Als dann irgendwann mal das Wort Alpen gefallen ist, war uns klar, dass wir die einmal mit dem Fahrrad überqueren wollen“, besinnt sich Julia Hehrlein zurück. Ihre Freundin und Fußballerkollegin vom FC Karsbach, Kathrin Kiesel, war sofort Feuer und Flamme. „Im Internet haben wir uns über mögliche Routen und Sehenswürdigkeiten, die wir unbedingt anschauen wollten, informiert. Als die Route in etwa feststand, haben wir uns dann auf www.quaeldich.de die einzelnen Etappen berechnen lassen“, erklärt Kathrin Kiesel.

    Nach zwei längeren Radtouren in der Umgebung zur Vorbereitung starteten die beiden schließlich am 1. Juli gen Süden. Mit dem Auto fuhren sie nach München und von dort mit dem Zug nach Lenggries. Es sollte eine achttägige Radtour nach Italien folgen, wobei sie mehr als 500 Kilometer zurücklegen mussten und über 7400 Höhenmeter zu bewältigen hatten.

    Doch aller Anfang war schwer. „Ich hatte schon nach dem ersten Tag keinen Bock mehr. Die Anreise nach Lenggries war anstrengend und der Radweg auf unserer ersten Etappe war nicht so toll. Das Schlimmste war aber die Umstellung, mit Gepäck zu fahren“, schildert die 24-jährige Julia Hehrlein. Die Radlerinnen hatten je neun Kilogramm zusätzliches Gewicht zu transportieren. Dabei beschränkte sich der Inhalt ihrer Fahrradtaschen nur auf das Nötigste.

    Bereits am nächsten Tag aber war bei beiden Radlerinnen der „Kämpferinstinkt geweckt“ worden. Den brauchten sie auch bei den vielen Anstiegen, die sie noch vor sich hatten. Als kleinen Ansporn klebten sie sich in Anlehnung an das Bergtrikot bei der Tour de France für jeden erreichten Gipfel einen roten Punkt auf ihre Satteltaschen.

    Das Highlight bei ihrer Tour war eindeutig der Großglockner, der mit einer Höhe von 3798 Metern der höchste Berg Österreichs ist. Aber auch diese Königsetappe absolvierten sie mit Bravour. „Die Fahrt den Großglockner hinauf war nicht so schlimm, weil man wusste, was auf einen zukommt“, berichtet die 30-jährige Kathrin Kiesel. „Ein Berg ist Geduldsache. Da fährt man schon mal drei Stunden im ersten Gang und muss kontinuierlich in die Pedale treten. Aber wenn man erst mal die Abfahrt sieht, dann weiß man, wieso man sich abgestrampelt hat“, schildert Julia Hehrlein, die Angewandte Medienwissenschaften in Ilmenau studiert.

    Nach knapp vier Stunden erreichten die Radlerinnen samt Gepäck den vermeintlichen Gipfel des Großglockners und dürfen sich von da an laut einem Zertifikat, das sie dort erhielten, „Großglockner Königinnen“ nennen. „Wir waren so glücklich, aber dann folgte das böse Erwachen“, berichtet die Thüngenerin. Denn wie sich herausstellte, war das ausgeschilderte Ziel gar nicht der Gipfel. „Wir waren schon auf Feierabend eingestellt und dann mussten wir noch einmal 300 Höhenmeter rauf. Hinzu kam, dass es total kalt war“, so die Pharmazeutisch-technische Assistentin Kathrin Kiesel. Einen Tag später schneite es sogar.

    Die weiteren Touren waren auch landschaftlich sehenswert. Es ging über den Staller Sattel nach Südtirol mit einer schönen Abfahrt nach Antholz. „Der Pragser Wildsee und die Drei Zinnen waren toll“, so Hehrlein. Ihre achttägige Tour endete in einem kleinen italienischen Dorf namens Santa Grocci della Lago bei Belluno. Von dort aus mussten sie aus zeitlichen Gründen die restlichen Kilometer mit dem Zug nach Venedig fahren, bevor sie mit der Fähre nach Istrien schipperten. Auch dort konnten sie es nicht lassen und radelten drei Tage an der Küste entlang. Dabei legten sie allerdings Pausen ein, denn hier war das eigentliche Ziel ihrer Reise: das Meer.

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