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SPESSART: Eichhall im Spessart, eine Schatztruhe der Artenvielfalt

SPESSART

Eichhall im Spessart, eine Schatztruhe der Artenvielfalt

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    Das Naturwaldreservat Eichhall mit seinen bis zu vierhundertjährigen Eichen ist eine Schatzkammer der Artenvielfalt.
    Das Naturwaldreservat Eichhall mit seinen bis zu vierhundertjährigen Eichen ist eine Schatzkammer der Artenvielfalt. Foto: Foto: Walter Malkmus

    Westlich des Geiersbergs, der mit 586 Metern die höchste Erhebung des Spessarts ist, erstreckt sich das 67 Hektar große „Naturwaldreservat Eichhall“ inmitten des sogenannten Heisterblocks. Hier werden mit etwa 1100 Millimeter Jahresniederschlag die höchsten Niederschlagsmengen des Spessarts gemessen. Das Naturwaldreservat wurde mit Verordnung vom 16. Oktober 2006 von der Regierung von Unterfranken als Naturschutzgebiet ausgewiesen und steht seit nunmehr fast zehn Jahren unter Totalschutz.

    Nach der Verordnung ist es unter anderem verboten, „im Naturschutzgebiet forstwirtschaftliche Nutzungen auszuüben, insbesondere Aufforstungen, Gehölzpflanzungen oder Aussaaten vorzunehmen sowie sonstige Pflanzen oder Pflanzenbestandteile jeglicher Art einzubringen, zu entfernen oder zu beschädigen.“ Zweck der Naturschutzgebietsausweisung ist es insbesondere, „im Spessart eine auf spätmittelalterliche Waldbewirtschaftung zurückgehende Waldfläche mit überregional bedeutsamen Eichen- und Buchenaltbeständen samt deren Lebensgemeinschaften zu schützen.“

    Ursprünglich nur Eichen

    Der Wald im Eichhall entstand vermutlich in Folge von Brandrodung und Waldfeldbau während des 30-jährigen Krieges. Er war ursprünglich ein reiner Eichenwald, in den erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts die Buche eingebracht wurde. Die Eichen im Eichhall haben somit ein Alter von 350 bis 400 Jahren, die ältesten Buchen sind mit bis zu 200 Jahren ebenfalls bereits „Baum-Methusaleme“. Über lange Zeit wurde im Eichhall Bau- und Furnierholz geerntet. Seit 2002 mit der Ausweisung zum Naturwaldreservat wird der Wald nicht mehr genutzt.

    Die ebenfalls im Hochspessart gelegenen Waldnaturschutzgebiete „Rohrberg“ und „Metzgergraben und Krone“ wurden bereits 1928 unter Schutz gestellt und gehören zu den ältesten Naturschutzgebieten Bayerns mit noch wesentlich älteren Baumbeständen als im Eichhall (mit über 600-jährigen Eichen im „Rohrberg“ und über 250jährigen Buchen im „Metzger“). Da in diesen beiden kleinflächigen Gebieten seit fast 90 Jahren keine forstliche Nutzung mehr erfolgt, konnten sie sich mit ihrem Totholzreichtum zu Hotspots der Artenvielfalt entwickeln und bieten stellenweise urwaldartige Szenerien. Das Naturschutzgebiet Eichhall wird sich mit seinem immer älter werdenden Baumbestand und zunehmenden Totholzreichtum in diese Richtung entwickeln.

    Der Eichhall ist Teil des europaweiten Schutznetzes „Natura 2000“ und gleichzeitig Flora-Fauna-Habitat und SPA-Gebiet (Vogelschutz-Gebiet). Nach den SPA-Richtlinien sind im Gebiet vorkommende Vogelarten wie Halsbandschnäpper, Mittel-, Grau- und Schwarzspecht , Rauhfußkauz, Sperlingskauz und Wespenbussard zu schützen. Nach den FFH-Richtlinien gilt ein besonderer Schutz den Fledermäusen Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus sowie den Urwaldreliktkäferarten Eremit und Hirschkäfer.

    Eine ornithologische Besonderheit im Eichhall ist Bayerns einzige Kolonie baumbrütender Mauersegler. Als Brutplatz dienen ihnen Höhlen in den Kronen alter Eichen.

    Im Hochspessart wurden bisher 320 totholzbewohnende Käferarten nachgewiesen, über 200 davon kommen alleine im Eichhall vor, darunter das bayernweit größte bekannte Vorkommen des Eremiten. Über 80 der gefundenen Käferarten sind vom Aussterben bedroht oder in ihrem Bestand gefährdet. Am Eichen-Totholz wachsen auch der bizarre Igel-Stachelbart und der seltene Mosaik-Schichtpilz.

    Innerhalb des etwa 300 Hektar großen Heisterblocks ist der Eichhall nur ein zentrales Teilgebiet. Die umliegenden Waldabteilungen Lärchhöhe, Turm, Altheister, Geierskopf, Karlsbuch, Rainspiel, Spechtruf und Urwald zeigen ebenfalls wertvolle alte Baumbestände mit reichem Totholzanteil und großer Artenvielfalt im Bereich der Vogelwelt und der totholzbewohnenden Käfer- und Pilzarten. Der Landesbund für Vogelschutz und der Bund Naturschutz fordern seit vielen Jahren, dass diese Waldbereiche im Herzen des Spessarts als großflächiges Schutzgebiet ausgewiesen werden, in dem die Natur sich wie im Eichhall ohne forstliche Eingriffe entwickeln kann. Sie sind Botschafter von Wildnis und Schatztruhen der Artenvielfalt.

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