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FELLEN-NEUHOF (JG): "Eigentlich sind wir verkuppelt worden"

FELLEN-NEUHOF (JG)

"Eigentlich sind wir verkuppelt worden"

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    Sie verstehen sich gut, Hildegard und Anton Rützel, die heute auf den Tag genau 50  Jahre miteinander verheiratet sind.

    Hildegard Rützel, geborene Kraft, kam am 18.  Dezember 1925 in Schweinfurt zur Welt, zog aber schon im Alter von sieben Jahren (nach dem Tod der Eltern) mit zwei ihrer Brüder zu Verwandten nach Burgsinn. Nach dem Besuch der Volksschule half sie bei den Pflegeeltern in der Landwirtschaft mit und war bei Nachbarsleuten im Haushalt tätig. Um etwas Geld zu verdienen, verdingte sie sich als Kulturfrau im Forst.

    Zu Fuß zur Schule

    Anton Rützel, der am 24.  Juni 1922 in Neuhof zur Welt kam, stammt aus einer Großfamilie. "Wir waren zwölf Kinder zu Hause", erzählt er. Als Kind musste er täglich in die drei Kilometer entfernte Schule nach Rengersbrunn marschieren - ganz gleiche welche Jahreszeit es war. Nur ein Mal hat er auf Grund starken Glatteises die Schule versäumt. "Am nächsten Tag hat die strenge Lehrerin Frau Veit mächtig geschimpft", erinnert sich der Rützel schmunzelnd.

    An seine Kindheit erinnert sich der Jubilar gern: Um die Haushaltskasse etwas aufzubessern, zog die gesamte Familie im Sommer in den Wald zum Himbeerenpflücken. Bis zu einem Zentner schwer war die tägliche Ausbeute, die dann zum Verkauf nach Wohnrod geschleppt werden musste.

    Nach der Schule begann Anton Rützel sofort mit seinem Traumberuf als Forstlehrling beim Forstamt in Ruppertshütten. Schon als 17-Jähriger wurde er nach Polen zum Forstschutzkommando als Aufsichtsperson für Holzdiebstähle abkommandiert. Ein Jahr später meldete er sich freiwillig zur Marine und war im Krieg bei Bordeaux und auf einem Geleitboot im Golf von Biscaya stationiert. Er geriet in französische Gefangenschaft und kehrte erst nach drei Jahren, im November 1948, heim.

    Hildegard und Anton lernten sich dann im Jahre 1949 kennen. "Eigentlich", so sagt sie lachend, "sind wir verkuppelt worden". Ihr Bruder habe ihr einen heißen Tipp gegeben, dass in Neuhof "ein fescher junger Forstmann" wohnt. Und dann hat es gefunkt bei den beiden. Getraut wurden sie von Hans Rützel, dem damaligen Rathauschef von Neuhof, der damals über 30 Ortsbürger wachte. Die kirchliche Hochzeit fand einige Tage später in der Wallfahrtskirche Rengersbrunn statt, wo Anton Rützels Bruder Ludwig den beiden den kirchlichen Segen gab.

    Schon bald war Hildegard Rützel voll mit der Erziehung der fünf Kinder beschäftigt. Und auf die Kinder sind die beiden Jubilare auch ganz besonders stolz, "aus allen ist etwas Hervorragendes geworden". Mittlerweile komplettieren zehn Enkel die Familie.

    Auch außerhalb dem Weiler Neuhof sind die Rützels bekannt, denn seit 1966 öffnen sie ihr Heim für Sommerfrischler und bieten Übernachtungsmöglichkeiten an. Noch heute sind treue Urlauber gerne bei den Rützels zu Gast.

    Anton Rützel ging 1982 in den Ruhestand. Doch legte er damit keineswegs die Hände in den Schoß - er findet immer eine Beschäftigung; ob es das Brennholzmachen im Wald, die Betreuung der Hausgäste oder die intensive Pflege des eigenen Grundstückes ist. Als große Blumenfreunde findet man die beiden oft im Garten.

    Eine richtige "Pilzhex'"

    Hildegard Rützel klappert nahezu ständig mit den Stricknadeln: ungezählte Decken fertigte sie schon für die Mission. Aber auch Büchern und besonders Rätseln ist sie nicht abgeneigt. Doch ihre ganze Begeisterung gilt der Pilzsuche: Noch heute geht sie jedes Jahr in den Forst und bringt die prächtigsten Exemplare nach Hause. Scherzend meint ihr Mann: "Sie ist eine richtige Pilzhex'."

    Den täglichen Spaziergang lässt Anton Rützel fast nie ausfallen. Diesem Hobby muss er meist alleine frönen, da er auf Grund seiner stattlichen Körpergröße Riesenschritte macht und die um einiges kleinere Hildegard nicht folgen kann. Gesundheitlich sind die Goldhochzeiter zufrieden.

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