Seit über 30 Jahren ist der Landkreis Main-Spessart Pate des Betriebsstofftankers „Spessart“. Kürzlich besuchte eine 15-köpfige Delegation des Trossschiffs den Landkreis, im kommenden Jahr steht der Gegenbesuch in Kiel an. Zum letzten Mal leitete Kapitän Wolfgang Schmid eine Abordnung der Besatzung. Er geht Anfang 2014 in den Ruhestand.
Frage: Herr Kapitän, seit wann besteht die Patenschaft zwischen dem Landkreis Main-Spessart und der „Spessart“?
Wolfgang Schmid: Das fing in den Jahren 1978/1979 an. Unter dem damaligen Kapitän Hornung, dem ersten Kapitän der Spessart. Seitdem pflegen wir diese Patenschaft, auch wenn sie, sagen wir mal, zwischendurch etwas müde war.
Wie intensiv ist die Patenschaft zwischen der „Spessart“ und dem Landkreis im Vergleich zu anderen Patenschaften?
Schmid: Das ist schwierig zu beurteilen, weil man meist nur die eigene Patenschaft kennt. Die Fregatte Köln hat eine sehr intensive Patenschaft zur Domstadt, das weiß ich. Es ist auch immer abhängig vom Kommandanten eines Schiffes und der Besatzung auf der einen Seite und den Leuten aus der Region auf der anderen Seite.
Sie sind ja mit ihrem Schiff nicht immer auf hoher See, sondern haben auch lange Liegezeiten. Was macht man in dieser Zeit?
Schmid: Wir verbringen sehr viele Stunden auf See. Das EU-Arbeitszeitgesetz lässt eine Arbeitszeit von maximal 48 Stunden je Woche zu. Dann bleibt daheim immer nur eine Wache von sechs Mann an Bord und alle anderen feiern ihre Überstunden ab.
Wo liegt das Schiff momentan?
Schmid: Das liegt in Wilhelmshaven in der Werft. Ursprünglich sollte es Anfang Juli fertig sein. Wenn wir Glück haben wird es jetzt Ende August. Wir hoffen aber nicht länger.
Und dann heißt es wieder Leinen los?
Schmid: Ja. Von Anfang August bis Ende September wären wir in der Ostsee im Manöver gewesen. Wenn wir Glück haben, kann die „Spessart“ noch drei Wochen daran teilnehmen. Das ist ein deutsch-skandinavisches Seemanöver. Anschließend geht es noch auf zwei kleiner Fahrten und dann gehe ich nach 47 Jahren auf See von Bord.
Langweilig wird es im Ruhestand sicher nicht?
Schmid: Sicher nicht. Ich habe zwei Enkelkinder im Alter von acht und sechs Jahren. Dann sind da einige Vereine in denen ich mich stark engagiere. Da ist der Förderclub in Kiel, einer oder sogar der älteste Club – 1919 von der kaiserlichen Marine gegründet. Und auch der nordische Verein. Und außerdem habe ich noch ein ganz besonderes Hobby, meine Modelleisenbahn. Die bau ich in einem 20 Quadratmeter großen Keller auf. Eine Märklin-HO, voll digitalisiert. Das ist eine besondere Herausforderung für mich, die Gehirnschmalz erfordert. Mit Elektronik hatte ich noch nicht viel am Hut, denn ich bin Nautiker und kenn mich mit den Sternen sehr gut aus. Und dann ist ja auch noch der sehr gut sortierte Weinkeller, den es zu betreuen gilt.