Aus der Not eine Tugend machen! Dies gelang am Sonntag den beiden Musikern Michael Günther und Martin Seemann beim jüngsten Homburger Schlosskonzert.
Die Not bestand darin, dass Sopranistin Julla von Landsberg leider erkrankt war und so das angekündigte Programm „Zauberhafte Cantaten und Instrumentalmusik“ verschoben werden musste. Die Tugend war, dass der Berliner Gast Martin Seemann dem Homburger Hausherrn Michael Günther riet, den Konzertabend nicht abzusagen, sondern sich auf das überragende instrumentale Können der beiden auf dem Barock-Cello und dem Fortepiano zu besinnen.
Kurzerhand knüpfte man an gemeinsam vertraute Instrumentalkompositionen des einstigen Würzburger Hofkomponisten Giovanni Battista Platti (1697-1763) an, ergänzte sie durch fix an nur einem Tag einstudierte Werke von Luigi Boccherini (1743-1805) und fügte ihnen noch ein paar Kabinettstückchen des Wunderkinds Wolfgang Amadeus Mozart hinzu. So stellten die beiden Musiker ein hörenswertes Programm vor, das beispielsweise durch den ungewöhnlichen Klang eines Pantalons besonderen Reiz gewann.
Diese Frühform des Hammerklaviers besitzt keine Dämpfung, so dass die Saiten, ähnlich wie beim Hackbrett, sehr lange nachklingen. Beim gewohnt perfekten Spiel Günthers entstand so ein samtener, leicht diffuser und manchmal auch leicht irritierender Klangteppich, der die Melodien begleitete. Besonders deutlich trat dies hervor bei einer Sonate in C von Platti und bei drei Klavierwerken Mozarts, die er als Siebenjähriger komponierte.
Die Komponisten Platti und Boccherini boten für Seemann die Gelegenheit, anhand derer Sonaten wichtige Entwicklungen des Cello-Spiels in der Barockzeit virtuos aufzuzeigen. Der frühere Platti hinterließ gefällige Kompositionen (Sonaten in F-Dur und in c-Moll) mit teils überraschenden Elementen. Der aus Padua stammende Platti war eine Entdeckung der Erbauer der Würzburger Residenz und Schönborn-Bischöfe.
Mit den beiden von Michael Günther auf einem Fortepiano begleiteten Sonaten (G-Dur und C-Dur) des aus Lucca stammenden Luigi Boccherini zeigte Seemann, wie dieser Komponist das Cellospiel technisch voranbrachte. Der bedeutende Vertreter der vorklassischen Epoche, der 1805 völlig verarmt in Madrid starb, war beseelt von dem Gedanken, das Cello auch in hohen Lagen als vollwertiges Solo-Instrument ähnlich einer Violine einzusetzen.