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LOHR: Ein Doppelbett im Kreißsaal: Waldaschaffer Frauenkabarett auf der Franziskushöhe

LOHR

Ein Doppelbett im Kreißsaal: Waldaschaffer Frauenkabarett auf der Franziskushöhe

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    „Hier bin ich schon mit meinen Kindern gewesen, als das noch die Schwestern gemacht haben!“ – Nein, so hat es Hannelore Hock, die „Frontfrau“ des unterhaltsamen Quartetts, natürlich nicht gesagt. Denn sie spricht Dialekt, wie er wohl nur in „Wollooschoff“ gesprochen wird. Und die Laute in Zeitungsschrift umzusetzen – wie bitte schön sollte das gelingen?

    „Verstehen Sie mich? Oder soll ich's lieber ins Englische übersetzen?“ Nein, muss nicht sein. Denn zum einen scheinen die Damen ihr Stammpublikum mitgebracht zu haben. Anders lässt sich kaum erklären, warum der ganze Saal schon vor Lachen brüllt, bevor die Pointe fertig ist. Wenn der des Dialekts nicht mächtige Zuhörer dann einstimmt, fällt nicht unbedingt auf, dass er den Witz nicht kapiert hat. Andererseits sprechen ja auch die Lohrer nicht so richtig Hochdeutsch, sodass man mit ein wenig Übung schnell den Bogen raus hat.

    Sehr zu Hilfe kam an diesem Abend auch, dass die Kabarettistinnen es verstanden, Geschichten zu erzählen, wie sie auch jedem, der nicht in Waldaschaff wohnt, passieren können. Zum Beispiel die Odyssee durch das Aschaffenburger „Y“ auf der Suche nach der „CH4B“. Das dortige Klinikum habe eben nun mal die Form dieses Buchstabens und die Abkürzung stehe für eine der chirurgischen Abteilungen. Jeden Tag würde dort nur eine bestimmte Operation ausgeführt: montags Gallensteine, dienstags Beinbrüche, . . . , freitags sei dann die Gebärmutter dran. Die entscheidende Frage: „Was wird da operiert, wenn freitags ein Mann kommt?“ Nun, beim Kinderkriegen seien die ja heute auch mit dabei, „in Aschaffenburg gibt's im Kreißsaal jetzt schon Doppelbetten!“ Früher seien die Kinder zu Hause geboren worden – „dort, wo sie auch gemacht wurden“.

    Mit oder ohne Dialekt, die Künstlerinnen nahmen mit vergnüglichen Wortspielereien und provozierten Missverständnissen gesellschaftliche Entwicklungen aufs Korn. Seien es nun Tabletten für den zappelnden Nachwuchs oder die zu kurzen Öffnungszeiten im Kindergarten. Ob die bei der demografischen Entwicklung nicht auch Senioren betreuen könnten? „Meiner geht mir manchmal ziemlich auf den Wecker!“

    Seit 15 Jahren stehen die vier Frauen auf der Bühne. Neben Hannelore Hock sind das Michaela Fries, Franziska Fleckenstein und Simone Amrhein. Letztere konnte am Freitagabend nicht dabei sein: Weil sie zum Leben außer dem Kabarett noch einen Hauptberuf benötigt, konnte sie eine Fortbildungsveranstaltung nicht verschieben. So half Gustav Hock bei einigen Szenen aus. Er bestreite sonst nur die Gesangseinlagen, erläuterte seine Ehefrau Hannelore.

    Auf den Geschmack gekommen sind die Kabarettistinnen über Auftritte bei Faschingssitzungen. Dass sie auch ein abendfüllendes Programm auf die Beine stellen können, bewiesen sie auf der Franziskushöhe überzeugend. Erst nach einer Zugabe durften sie unter weiter anhaltendem Applaus die Bühne verlassen.

    Wer nun neugierig ist, warum man bei einer Bettszene mit der Hand die Zipfel des Kopfkissens halten kann oder ergründen möchte, welche Funktion ein Drückerchen in einem gewissen Dorf im Spessart hat, der sollte den nächsten Auftritt des Waldaschaffer Frauenkabaretts nicht versäumen!

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