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FRAMMERSBACH: Ein Film über die Vergänglichkeit

FRAMMERSBACH

Ein Film über die Vergänglichkeit

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    Mit „Fallobst“ für den Filmpreis nominiert: Julia Urban und Viktor Stickel haben gemeinsam einen Animationsfilm produziert.
    Mit „Fallobst“ für den Filmpreis nominiert: Julia Urban und Viktor Stickel haben gemeinsam einen Animationsfilm produziert. Foto: Foto: Filmakademie

    Es ist ein Film über die Vergänglichkeit. Ein Film, der eine kleine Geschichte über die Zeit erzählt, die so schnell vergeht. Ein Film über einen Apfel, der heranreift, vom Baum fällt und im freien Fall zusehends verfault, bis er auf dem Boden aufschlägt, „stirbt“ und vergeht. Ein Apfel, der vom Baum fällt, ist wie ein Leben, das endet...

    Das Szenario ist das Werk einer jungen Filmemacherin aus Frammersbach: für die 16. Filmschau Baden-Württemberg, die noch bis zum 5. Dezember im Metropol-Kino in Stuttgart stattfindet, wurde Urbans Animationsfilm „Fallobst“ ausgewählt, den sie mit Viktor Stickel produziert hat. „Fallobst“ ist eine von insgesamt 60 Filmproduktionen aus dem Land, welches das Filmbüro Baden-Württemberg im Programm des Festivals präsentiert. Die besten Filme der verschiedenen Kategorien werden an Wochenende prämiert.

    „Meinen ersten Film habe ich zusammen mit anderen Jugendlichen im Jugendzentrum Frammersbach gemacht“, berichtet die 29-Jährige über ihre ersten Schritte in diesem Metier. „Wir haben uns alles selbst beigebracht, eine Story zusammen überlegt, Kamera von Eltern geliehen, an zwei Videorekordern geschnitten“, erinnert sie sich und lacht: „Wir haben viel improvisiert, das Ergebnis war den Möglichkeiten entsprechend, hat aber ziemlich viel Spaß gemacht.“

    Doch danach sind Julia Urbans Ambitionen, Filme zu machen, versumpft. Nach dem Fachabitur und einem Freiwilligendienst in Belgien führte sie ihr Weg weg von Frammersbach nach Köln, wo sie ihr Studium der Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Medienpädagogik aufnahm und 2004 abschloss. In Köln erwachte ihre wirkliche Faszination für das Filmen wieder. Durch die Begegnung mit Programmkinos, filminteressierten Freunden und Dozenten an der Fachhochschule Köln.

    „„Wenn sie der Film berührt, dann freue ich mich.““

    Filmemacherin Julia Urban über Reaktionen des Publikums

    „Ich war fast jede Woche im Kino“, erinnert sie sich. „Ich mochte anspruchsvolle Filme, kreative Erzählweisen. „Immer dachte ich, mal so eine tolle Story erzählen, das will ich auch hinkriegen“, sagt Urban. Es professionell anzugehen, hat sich Julia Urban zunächst jedoch nicht getraut. Künstler zu sein, sei ja sprichwörtlich eine brotlose Kunst, lacht Urban.

    Doch nun hat sie den Schritt gewagt und studiert an der Filmakademie Baden Württemberg. Ihr Fach: Drehbuch für szenischen Film. „Ich liebe die Geschichten von Menschen, wichtige Entscheidungen, die sie im Leben treffen, Veränderungen, die Menschen angehen, sich verändern“, sagt sie. Das sei zwar auch in ihrer früheren Arbeit als Sozialpädagogin wichtig gewesen, doch hier würden die Veränderungen viel länger dauern als im Film. „Dafür fehlt mir die Geduld zur sozialen Arbeit. Im Film geht's schneller und kontrollierter.“ Beim Schreiben eines Drehbuchs würden sich Figuren mitunter verselbstständigen. „Da kannst du manchmal auch als Autorin nichts machen, das ist ein kreativer Prozess und dann macht's Spaß“, erzählt Urban.

    Spaß hat ihr auch die Arbeit zum Animationsfilm „Fallobst“ gemacht, mit welchem sie nun am Wettbewerb um den Baden-Württembergischen Filmpreis teilnimmt. Der zweieinhalbminütige Animationsfilm ist eine Quartalsarbeit in ihrem ersten Studienjahr. Ein Werk, welches sie gemeinsam mit dem in Kasachstan geborenen Viktor Stickel, der an der Filmakademie Animation studiert, erschaffen hat.

    „Der Apfel wurde mit einem Heizlüfter geschrumpft. Das hat ungefähr vier Tage gedauert und ich habe davon 1200 Bilder gemacht“, erklärt sie die Entstehung des Films und fügt lachend hinzu: „Die Bissspuren sind übrigens von mir.“ 24 Bilder waren für eine Sekunde Film notwendig. Der Apfel wurde vor einer blauen Wand fotografiert, der Hintergrund später durch Grafiken ersetzt.

    Gesprochen wird in dem Film nicht, stattdessen wird das Szenario mit Geräuschen und Stimmen akustisch umgesetzt. „Es haben wirklich ganz viele Menschen für uns geschrien“, lacht sie. Spaß gemacht habe das, auch wenn es für die meisten Menschen nicht leicht gewesen sei, mit vollem Gefühl von innen heraus zu schreien. Nachdem die besten und spannendsten Stimmlagen rausgesucht waren, wurde der Sound Schließlich wurde für den Film noch eine eigene Klaviermusik komponiert. Nach drei Wochen war das Werk beendet.

    Urban, die im Nebenjob für das Kinderfilmhaus Ludwigsburg tätig ist und dort Kindern und Jugendlichen zeigt, wie Filme entstehen und diese auch mit ihnen entwickelt, ist jetzt gespannt, wie ihr Film an diesem Wochenende abschneidet. „Er ist sehr kurz, ich weiß nicht, wie die Jury entscheidet. Bisher lief er auf vielen Festivals, ist aber eher ein Spaßmacher für zwischendurch“, erzählt sie. Die Konkurrenz sei groß.

    „Ich lass mich daher einfach mal überraschen“, sieht sie der Preisverleihung gelassen entgegen. Der größte Preis, das steht für Urban fest, sind eh die Reaktionen des Publikums: „Wenn sie der Film berührt, dann freue ich mich.“

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