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FRAMMERSBACH: Ein Frammersbacher war als Walschützer tätig

FRAMMERSBACH

Ein Frammersbacher war als Walschützer tätig

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    Manuel Müller auf dem Sea-Shepherd-Einsatzboot „Emanuel Bronner“ im Hafen von Maasholm an der Ostsee.
    Manuel Müller auf dem Sea-Shepherd-Einsatzboot „Emanuel Bronner“ im Hafen von Maasholm an der Ostsee. Foto: FOTO Sea Shepherd

    Die Weichen hat er schon im Kindergartenalter gestellt: „Ich habe mich sehr für Tiere interessiert,“ erzählt Manuel Müller. „Ich habe viele Dokumentationen gesehen und bin da bereits Vegetarier geworden.“ Sein Weg führte ihn zuletzt an die Nordsee. Die Mission des 35-jährigen Industriemeisters aus Frammersbach: Schweinswale schützen. Zumindest einen kleinen Beitrag dazu zu leisten.

    Drei Wochen seines Urlaubs verbrachte er als Seehirte, als Beschützer der Meere, auf der Ostsee. „Sea Shepherd“ heißt die Organisation, der sich Müller angeschlossen hat. Nicht nur, weil Tauchen zu seinem Hobby zählt. Der Schutz von Tieren, vor allem der gefährdeten Arten, ist ihm ein Herzensanliegen.

    Der Film „Sharkwater“ dokumentierte 2008 das Haisterben in Kanada; ein Jahr später folgte der Film „Die Bucht“, der mit packenden und schockierenden Bildern zeigt, wie vor Japan Delfine abgeschlachtet werden. Diese beiden Filme ließen Müller keine Ruhe. Er wollte mehr für den Schutz der Tiere tun, als nur Geld zu spenden.

    Dann kam Paul Watson. Müller war tief beeindruckt von einem Interview mit jenem Mann, der die Umweltschutzorganisation Greenpeace 1977 im Streit verlassen und den Verein „Sea Shepherd“ gegründet hatte. „Ich habe mich dann immer wieder per Internet über diese Organisation informiert“, erzählt er. 2012, die Unterorganisation „Sea Shephard Deutschland“ war grade zwei Jahre alt, gönnte sich Müller eine fünfmonatige Auszeit in Australien. War es Zufall, war es Fügung? In Melbourne weilte er just, als „Sea Shepherd“ dort eine „Open Shiptour“ anbot. Müller bewarb sich. „Da hatte ich die Möglichkeit, mir die ,Steve Irwin‘ live anzuschauen, das sogenannte Flaggschiff der Organisation.“

    Frammersbach liegt ziemlich genau zwischen Würzburg und Frankfurt. Müller wählte die westliche Alternative, zumal er des Öfteren in Frankfurt zu tun hat. Er pflegte Kontakt zur dortigen Aktivisten-Gruppe, beteiligte sich an deren Beach-Cleanup-Kampagne – ein Projekt für saubere Strände – und wurde im April 2016 dort Mitglied.

    Für ihre Kampagnen hat die Organisation ein kleines Schnellboot, die „Sierra“. In diesem Sommer kam die „Emanuel Bronner“ dazu, die Spende eines Naturseifenherstellers. Als „Sea Shepherd“ für eine Ostsee-Kampagne zum Schutz der Schweinswale eine Besatzung für die „Emanuel Bronner“ suchte, bewarb sich Müller und wurde prompt angeheuert.

    So investierte er drei Wochen seines Jahresurlaubs mit drei Gleichgesinnten auf der „Emanuel Bronner“, die mit der „Sierra“ in Maasholm an der Ostsee auf ihn wartete. Wetterbedingt konnten die kleinen Boote nicht jeden Tag in See stechen, bedauert Müller. So betrieben die vier Aktivisten viel Internet-Recherche und dokumentierten ihre Beobachtungen mit Fotos.

    Auf der Fahrt von Eckernförde zurück zu ihrer Basis nach Maasholm entdeckten die Aktivisten einen toten Schweinswal, im Wasser treibend. Sie holten ihn an Bord. „Das ging mir ganz schön unter die Haut“, gesteht Müller. Bei einer Patrouillenfahrt in der Geltinger Birk, einem Naturschutzgebiet an der Flensburger Förde, tauchte der Frammersbacher, um Unterwasseraufnahmen zu machen. Zu seinem Erstaunen fand er hier verankerte Stellnetze, in denen sich auch zwei geschützte Eiderenten aus dem Vogelschutzgebiet verfangen hatten. Sie verendeten qualvoll.

    „Die Verwesung war schon so weit fortgeschritten, dass man nicht sagen konnte, wie lange diese Tiere schon tot sind“, erzählt Müller. Müller dokumentierte das mit Fotos. „Bei ,Sea Shepherd' wird jeder Totfund seziert, um die Todesursache festzustellen“, verdeutlicht er. Das Ergebnis der Obduktion stehe noch aus. Für Müller waren diese drei Wochen eine Bestätigung, dass viel mehr für den Naturschutz getan werden muss – nicht nur weltweit, sondern auch „vor unserer eigenen Haustür“.

    Es war ein friedlicher Einsatz. Paul Watson ist durchaus bekannt auch für umstrittene Aktionen. So soll er zwei Walfangschiffe versenkt und Fischernetze zerstört haben. „Es bedarf eines Piraten, um einen Piraten zu stoppen!“, verkündet Watson auf der Homepage der Organisation und bekennt: „Ja, wir sind Piraten!“

    „Einfach ausgedrückt“, verkündet er sein Credo: „Piraten erledigen die Dinge ohne bürokratische Hindernisse.“ Die Seehirten seien jedoch „disziplinierte Piraten“ mit eigenem, ganz speziellen Ehrenkodex“. Dieser verbiete es, andere zu verletzen oder zu töten. Watsons Grundgedanken kann Müller folgen. „Direkt gegen illegale Aktivitäten vorzugehen, ist absolut vertretbar,“ sagt er, „– solange kein Mensch dabei verletzt oder gar getötet wird.“

    Sea Shepherd 1977 gründete Paul Watson die Sea Shepherd Conservation Society, kurz Sea Shepherd, wurde 1977 gegründet von Paul Watson, nachdem sich dieser im Streit von Greenpeace getrennt hatte. Die Umweltschutzorganisation mit Sitz in Friday Harbor im US-Bundesstaat Washington widmet sich dem Schutz der Meere und setzt sich mit teils militanten Mitteln gegen den Walfang, die Robbenjagd und unverhältnismäßige Fischerei ein. Zehn Walfangschiffe haben Aktivisten – eigenen Angaben zufolge – seit 1979 versenkt, ohne ein einziges Mal deswegen verurteilt worden zu sein, da es sich in allen Fällen um illegal operierende Gesetzlose gehandelt habe. Der Verein Sea Shepherd Deutschland mit Sitz in Bremen wurde 2010 gegründet. Er zählt derzeit rund 200 Mitglieder in mehreren Ortsgruppen, unter anderem in Frankfurt und Würzburg. Die Organisation finanziert sich eigenen Angaben zufolge ausnahmslos durch Spenden. Die Baltic-Sea-Kampagne, die im Juni gestartet wurde, zielt auf den Schutz der Schweinswale in der Ostsee ab. Die beiden Schweinswalpopulationen dort sind laut Sea Shepherd stark gefährdet. In der westlichen Ostsee sind es rund 10 000 Tiere, weiter östlich lediglich etwa 450 Tiere. In der Ostsee patrouillierten bis September zwei der weltweit etwa zehn Schiffe der Organisation: das Schnellboot „Sierra“ und die „Emanuel Bronner“. sek

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