Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

Ein "gestandenes Mannsbild"

Lohr

Ein "gestandenes Mannsbild"

    • |
    • |
    Künstler Hans-Georg Benkart (rechts) und Hausbesitzer Dietrich Auth
(links) freuen sich über den Heiligen Benedikt, der auf Neustadts
Geschichte hinweist.
    Künstler Hans-Georg Benkart (rechts) und Hausbesitzer Dietrich Auth (links) freuen sich über den Heiligen Benedikt, der auf Neustadts Geschichte hinweist. Foto: FOTO MARTINA SCHNEIDER

    Schon lange hatten die beiden überlegt, ihre Hausfassade zu schmücken. "Früher war da auch eine kleine Mariengrotte angebracht gewesen", erzählt Dieter Auth. Diese sei aber so hoch oben gewesen, dass niemand hinaufgekommen sei, um "dem Mariele auch mal die Nase zu pudern". Vielleicht eine Sonnenuhr, überlegten die Auths, doch "in unserem Alter braucht man keinen Chronometer mehr da weiß man eh was es geschlagen hat", sagten sie sich.

    Nach einigem Hin und Her dann die Entscheidung, es solle wieder eine Heiligenfigur werden. Auth suchte Rat bei einem Künstler und fand Hans-Georg Benkart. "Der war noch begeisterter als ich von der Idee", berichtet der 67-Jährige. Eine Darstellung der Gottesmutter sollte es jedoch nicht wieder werden, denn "in Neustadt gibt es genug Marienfiguren", dachten sich Auth und Benkart bei ihren Vorplanungen.

    Der Heilige Benedikt wurde schließlich ihre erste Wahl. "In ganz Neustadt gibt es keinen Benedikt, doch ohne ihn hätte es den Ort nicht gegeben", erklärt Benkart und relativiert "zumindest nicht so früh." Auths ältester Enkel hört zudem auf den Namen Benedikt und seine Frau Helga wurde während ihrer Grundschulzeit in München sogar vom damaligen Kaplan Josef Ratzinger unterrichtet der ja bekanntlich heute Papst Benedikt XVI. ist. All dies nahmen Auth und Benkart als Zeichen dafür, dem Heiligen in der Spessartstraße sein eigenes kleines Denkmal zu setzen.

    Seit kurzem thront er jetzt in Bronze gegossen an Auths Haus. Die von Benkart gestaltete Figur ist 78 Zentimeter hoch und wiegt rund 20 Kilogramm. Nachbar Helmut Baunach und Fliesenlegermeister Herbert Hartung haben beim Anbringen der Figur "tatkräftig mitgeholfen", berichtet Auth. Vor Beginn seiner Arbeit an dem Tonmodell wälzte Benkart in Büchern und alten Aufzeichnungen, um über Aussehen und besondere Eigenschaften des Heiligen einiges zu erfahren.

    "Vom Leben des Benedikts ist nur wenig gesichert, er wurde weder als Idol noch als Ideal verehrt", hat Benkart während seiner ausgiebigen Recherchen erfahren. "Seine Person trat stets hinter sein Werk und Wirken zurück." Einzig sein Buch mit den von ihm aufgestellten Klosterregeln und dem Satz "Ora et labora (bete und arbeite) hatte er immer dabei. Das Buch trägt Benkarts Skulptur in der rechten Hand. In der linken hält Benedikt seinen Abtsstab. Links unten sitzt auch der Rabe, der einer Legende nach den jahrelang als Eremit lebenden Heiligen regelmäßig mit Brot versorgt haben soll.

    "Dieser große schwarze Vogel ist jedoch kein Erlier Kroak", bemerkt Auth mit einem Augenzwinkern. In einer Falte des einfachen Gewandes bildete Benkart auch eine Traube mit Blatt ab, die die Naturverbundenheit Benedikts und die zu Klosterzeiten noch bewirtschafteten Weinberge rund um Neustadt darstellen soll. Auf dem Kopf trägt Benedikt eine schlichte Mitra und auch sein Gewand ist einfach und schnörkellos. Er solle eine "gütige Gelassenheit" ausstrahlen wünschte sich Benkart bei seiner Arbeit. "Das auszudrücken war schon schwierig für mich."

    Benkart gab seiner Skulptur zudem ein markantes, kantiges Profil. "Ein gestandenes Mannsbild halt, denn einem Weichei wäre das Lebenswerk Benedikts, den man als den Urvaters des abendländischen Mönchstum bezeichnen kann, sicher nicht gelungen", so Auth.

    Auf dem kleinen Bronzesockel der Skulptur schließlich nachgebildet ist die Spessartstraße. "Deren Häuser stehen stellvertretend für Neustadt und Erlach", erklärt Benkart, der gut dreieinhalb Monate an dem Modell des Heiligen arbeitete. Am Sandsteinsockel, der die Figur trägt, sind die Buchstaben H, A und D sowie die Jahreszahl 2006 angebracht. H steht für Helga, A für Auth und D für Dietrich, erklärt Auth und verrät auch, dass der Heilige in seinem Inneren eine aktuelle Zeitung von Samstag sowie ein Gläschen mit Euromünzen trägt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden