Es war ein überraschender Abend, den Michael Günther und seine Gäste im Stucksaal des Homburger Gebsattel-Schlosses unter dem Titel „Musik am Hof der Schönborns“ boten.
Im Mittelpunkt stand das Schaffen des 1697 in Padua geborenen Komponisten Giovanni Benedetto Platti, der von 1722 bis zu seinem Tod im Jahre 1763 zu einem wichtigen Musiker am Hofe der Würzburger Fürstbischöfe aufstieg. Eingangs brillierte der Berliner Martin Seemann auf seinem Cello mit festlichem Klang bei der Sonate in F-Dur von 1725. Die Frankfurter Violinistin Swantje Hoffmann (Frankfurt) griff den beinahe osteuropäisch anmutendem Duktus in Plattis Komposition in der „Sonata in c a Violino, Violoncello e Basso obligato“ höchst virtuos auf.
Michael Günther spielte an diesem Abend ein „Pantalon“, ein frühes, einfaches Hammerklavier aus seiner Sammlung. Gerade bei Plattis um 1720 komponierter „Sonata in c für das Clavecin“ (aus op. 4) wurde ein besonders farbiger Klang mit lange nachschwingenden Tönen spürbar.
Frohmut Dangel-Hofmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Musikforschung der Uni Würzburg, gab einen kurzen Einblick in die die Schönbornsche Musikbibliothek in Wiesentheid. Rudolf Franz Erwein von Schönborn (1677-1754) hatte dort einen „persönlichen Notenschrank“ zusammengetragen, der seines Gleichen suche.
In der Wiesentheider Sammlung finden sich auch Vokalwerke wie die Kantate „Sento nell core“ des Neapolitaners Alessandro Scarlatti (1660 - 1725). Der Berliner Tenor Jan Kobow sang sie mit behutsam wachsender Leidenschaft. Die junge Berliner Sopranistin Antje Rux überraschte mit lebendig gestalteten Liedvorträgen die Zuhörer wohl am meisten. Die beliebte „Cantata a Soprano, Clavicembalo, Violoncello” zum zeittypischen Schäferidyll überzeugte wie die tragisch, emotional interpretierte Klage-Arie „Ach, was für Qual und Schmerz“ von Telemann. Dem Werk Telemanns nicht eine komische Note zu entlocken, blieb dem Jan Kobow vorbehalten: Die ein wenig im Buffo-Stile vorgetragene barocke Tenor-Arie „Adorata mia chiavetta“ erweist sich in Telemanns deutscher Form als wahrhaft unterfränkisch, denn der Kuss der geliebten Nymphe schmeckt ganz angenehm nach „Wurst und Sauerkraut“.