Ein Bisschen sieht es auf dem Festplatz in Gemünden gerade aus wie auf dem Bauernhof: Hühner, Kaninchen und Enten laufen herum. Dazwischen steht ein Gehege mit acht Mischlingshunden, die jeden Besucher mit ohrenbetäubendem Kläffen empfangen. Nicht aber Gino Hein, den Hundedompteur. Bei ihm hören sie aufs Wort, sind still und wedeln nur noch mit dem Schwanz. Mit 17 Jahren ist Gino nicht nur das Nesthäkchen beim Zirkus Kimazi, sondern auch der heimliche Chef der rund 20 Zirkustiere.
„Eigentlich bin ich den ganzen Tag bei den Tieren“, sagt er. Seinen Hunden hat er zum Beispiel beigebracht, Purzelbäume zu machen und auf den Hinterbeinen zu laufen. Und neben der Hunderevue hat er auch noch eine Dressurnummer mit Ziegen und auf dem Pferd einstudiert.
Die Heins sind ein richtiger Familienbetrieb: Tiere füttern, das Zirkuszelt aufbauen, alles machen sie gemeinsam. Und nachmittags stehen sie dann in der Manege: Gino, der Dompteur, seine Schwester Carina, die Seiltänzerin, ihr Vater als Clown und Mutter Tanja als Zirkusdirektorin. Vier Nummern mit Tieren gibt es dann zu sehen, außerdem Jonglage, Akrobatik und eine Zaubershow.
Was es beim Zirkus Kimazi nicht gibt, das sind Elefanten, Giraffen und gefährliche Feuer-Nummern. „Wir wollen uns nicht mit den großen Zirkussen vergleichen“, sagt Vater Rudolf. Ein Familienzirkus habe andere Stärken: „Ponyreiten und Foto sind bei uns inklusive.“ Um artgerechte Haltung müssten sich die Besucher laut ihm auch keine Sorgen machen. „Wir bringen den Tieren nichts bei, was sie nicht von sich aus machen“, sagt Hein.
In diesem Jahr feiert der Zirkus Kimazi bereits sein 200-jähriges Jubiläum. Später will Gino den Zirkus übernehmen: „Das ist schließlich das, was ich mein ganzes Leben lang gemacht habe“, sagt er. Genau wie sein Vater Rudolf. Während er mit Jeans und T-Shirt im Küchenwagen sitzt, schwärmt er von seinen ersten Auftritten als zweijähriger Knirps: „Ich konnte noch gar nicht richtig sprechen.“
Wie in jedem Familienbetrieb verbringen die Heins jede Menge Zeit miteinander. Zwar hat jeder seinen eigenen Wohnwagen, aber zum Zurückziehen ist nur selten Zeit. Ob es auf so engem Raum nicht manchmal Streit gebe? „Klar“, sagt Mutter Tanja, während sie Zwiebeln für das Mittagessen schneidet, „Wir sind ja ganz normale Leute.“ Und auch in der Heinschen Küche sieht es aus wie Millionen Mal in Deutschland: braune Einbauschränke, dazu ein Esstisch mit Eckbank. Nur, dass Mutter Tanja nach dem Essen eben die Schürze gegen Frack und Zylinder austauscht und als Zirkusdirektorin auftritt.
Einfach sei es natürlich nicht, als kleiner Zirkus zu bestehen, sagt ihr Mann. Der finanzielle Druck sei groß, die Platzmieten die gleichen wie bei den großen. „Aber wenn ich es nicht lieben würde, würde ich es nicht machen.“
Gastspiele: Freitag, 27. April, und Samstag, 28. April, um 16 Uhr; Sonntag, 29. April, um 11 Uhr. Freitag ist Kindertag: Freier Eintritt für Kinder in Begleitung eines Erwachsenen.