Waren die Trinklieder, Gedichte und Erzählungen von Horst Taupp-Meisner der Rahmen für die Weinprobe – oder die Weinprobe der Rahmen für den Auftritt der beiden Zauberkünstler Gerd Reitmaier und Bernd Zehnter? Das Leben sei wie ihr magisches Legespiel, es kommt etwas hinzu und passt trotzdem wieder in seinen Rahmen, „so wie auch das Leben seinen Rahmen ausfüllt“, philosophierten die drei Akteure zum Schluss des Abends.
Vier Stunden lang genossen die 25 Gäste den Wein und die Darbietungen. Mehr als nur der Moderator dabei war Horst Taupp-Meisner. Er ist Vorleser und die Texte, die er vorträgt, handeln vom in den Tropfen eingefangenen Sommer, der Lust zu trinken und dem Laster. Sehr passend kommt ihm auch die Aufgabe zu, die kredenzten Weine vorzustellen.
„Zauberei findet nicht in den Händen der Künstler statt, sondern in den Köpfen der Zuschauer“, stellt Gerd Reitmaier gleich zu Beginn klar. „Und das Besondere: Je mehr ihr trinkt, desto mehr werdet ihr staunen“, schlug Bernd Zehnter den Bogen zum Wein.
Es ist zum Staunen, wie die Künstler vor den Augen des Publikums eine Zeitung zerreißen, die Reste in die Hand nehmen und dann die Blätter wieder unversehrt entfalten. Wobei Details sehr wichtig scheinen: „Ich hatte nur die Main-Post“, erklärt sich der Vorleser sein Scheitern an diesem Kunststück.
In seinem Element ist er wieder bei den erotischen Verwicklungen nach übermäßigem Weingenuss und der Erzählung vom Wein als Aphrodisiakum, während die Gäste den nächsten Schoppen eingeschenkt bekommen.
Auch die Zauberkünstler bitten nun zu Tisch – sie mischen sich unter ihre Gäste und lassen sich hautnah zuschauen: „Alle denken, die Tricks funktionieren nur dadurch, dass wir euch ablenken.“ Diese These will Bernd Zehnter widerlegen. Auf seinem schwarzen Tuch breitet er das Kartenspiel aus: „Such dir eine Karte aus, Helga“, spricht er die Dame zu seiner Rechten an. „Karo-Zwei“. Ein anderer Gast soll währenddessen die Kreuz-Neun im Auge behalten: „Wieviel Kreuze sind darauf abgebildet?“ Für den Mann aus dem Publikum keine Frage – oder doch? „Magie in deinem Kopf“, bestätigt der Künstler. Die rote Karte wird zerrissen, die Schnipsel der Assistentin in die Hand gedrückt „Gut drauf aufpassen!“. Nicht gut genug, denn schließlich ist die schwarze Karte in Stücken und die Karo-Zwei unversehrt.
Die beiden Zauberer haben ihr Publikum nahezu in der Hand. Sie verschenken Requisiten, jedoch geben die ihr Geheimnis nicht preis. Sie verraten sogar einen Trick – „sonnenklar“. Im nächsten Moment ist er ins Gegenteil verkehrt, das Staunen setzt ein.
Gerd Reitmaier wechselt den Tisch und verblüfft zum wiederholten Mal mit Münzen, die scheinbar nach Belieben zwischen seiner und der geschlossenen Faust des Gastes wechseln. „Jetzt hab ich's 'raus“, ist sich eine Besucherin sicher. Aber was ist schon sicher, wenn man erlebt, wie Spielkarten berührungslos von einem Glas zum andern wechseln?
Magisches Trio
Bernd Zehnter und Gerd Reitmaier sind „Real and honest Magic“ und unter anderem seit neun Jahren Veranstalter der Würzburger Zaubertage (www.realandhonestmagic.de). Horst Taupp-Meisner trat als Schauspieler unter anderem an der Würzburger Werkstattbühne auf, hatte die Leitung des Theaters am Neunerplatz inne und ist nun „Der Vorleser“ (www.dervorleser.org).
Weitere Aufführung: Wer erleben möchte, mit welchem Kunststück Bernd Zehnter Weltmeister der Kartenmagier geworden ist, hat dazu noch am 8. Mai Gelegenheit, ab 19 Uhr im Gewölbekeller des Weinhauses Mehling.