„Ein schöner Stein wird uns geschenkt“ sangen Bewohner der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth zur Melodie von "Ein schöner Tag". Der Stein, der am Ende der Feier besungen wurde, war der Grundstein für den Neubau, an dem seit März gearbeitet wird. 24 rollstuhlgerechte und barrierefreie Wohnplätze mit Tagesstruktur entstehen, die es möglich machen, in Hohenroth bei Gemünden alt zu werden.
Doch das Fest begann mit einer Schreckensmeldung. „Er ist weg! Der Grundstein ist weg.“ Zum Glück hatten genügend Gäste der Grundsteinlegung Reden vorbereitet, so dass die Feier weiterging, während Mario Kölbl, der Leiter der Dorfgemeinschaft, eine Suchmannschaft losschickte.
Bürgermeister Jürgen Lippert half als erster Zeit zu gewinnen. „Wir alle in Gemünden können stolz sein, dass so ein Projekt entsteht“, sagte er. Dr. Birgit Lambert, Vorstandsmitglied und Geschäftsführerin des SOS-Kinderdorf-Vereins Deutschland, erinnerte sich an ein Treffen mit Bewohnern, bei dem sie gefragt wurde, ob sie vorhat, etwas für die Bewohner zu tun. Der Neubau, für den der SOS-Verein dank der Förderung durch Freistaat und Bezirk rund sieben Millionen Euro investieren kann, „macht es möglich, dass das Dorf so vielfältig ist wie seine Bewohner“.
„Ich hab ihn, ich hab ihn.“ Doch das Steinchen, das präsentiert wurde, war viel zu klein für einen Grundstein. Also erzählte Bernhard Roth, der Vorsitzende des Angehörigenrats, von der Villa Adelmann in Burgsinn, in der bisher ältere Bewohner Hohenroths untergebracht wurden. Mit dem Neubau werde Hohenroth ein Stück länger Heimat, so Roth.
Gertraud Wallrapp stiftet 100 000 Euro
„Ich hab‘ ihn, ich hab‘ ihn“, wurde die Feier erneut unterbrochen. Doch auch der jetzt präsentierte Stein war immer noch zu klein für einen Grundstein. Und der später mit dem Traktor herbeigeschaffte Findling taugte auch nicht als Grundstein. Viel zu groß.
Christhild Becker-Hock, Gründungsmitglied der Stiftung „Hohenroth Heimat im Alter“, berichtete derweil, wie überwältigend das Ergebnis einer Umfrage unter den Angehörigen der Hohenroth-Bewohner vor der Gründung der Stiftung gewesen sei. 550 000 Euro seien damals zugesagt worden.
Inzwischen beträgt das Stiftungskapital fast 2,2 Millionen Euro, informierte Maria Schwarzfischer, die für Hohenroth zuständige Regionalleiterin des SOS-Vereins. Und es wird noch einmal kräftig aufgestockt, denn Gertraud Wallrapp, deren Sohn Reinhard viele Jahre in Hohenroth lebte, überreichte bei der Feier als Überraschung einen Scheck über 100 000 Euro.
Sie erhielt großen Applaus, ebenso wie der wiedergefundene Grundstein, eine Bronzekassette, die in den Fußboden oder die Wand des neuen Gebäudes eingelassen wird. Die Bewohner trugen einige der guten Wünsche vor, die sie für die Zeitkapsel aufgeschrieben oder gemalt hatten. Und für Helmut Stahl, den Architekten des Neubaus, sangen sie ein Geburtstagsständchen.