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KARLSTADT: Ein Platz zum kreativen Arbeiten

KARLSTADT

Ein Platz zum kreativen Arbeiten

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    In Schmökerposition: Sara Gehrsitz (links) und Paula Schech leihen sich regelmäßig Bücher im Lernatelier des Karlstadter Gymnasiums aus.
    In Schmökerposition: Sara Gehrsitz (links) und Paula Schech leihen sich regelmäßig Bücher im Lernatelier des Karlstadter Gymnasiums aus. Foto: Foto: Schmitt

    Düster, bedrückend, ungemütlich. Eine Atmosphäre, in der man sich kaum traut, sich die Nase zu putzen. So stellen sich viele eine Bibliothek vor. Hell, freundlich, mit bunten Sitzsäcken, die zum entspannten Lesen einladen. So sieht sie aus, die Schulbibliothek des Johann-Schöner-Gymnasiums in Karlstadt. Besser gesagt, das Lernatelier, denn das ist die offizielle Bezeichnung.

    Der Tag der Bibliotheken, der jährlich am 24. Oktober stattfindet, ist Grund genug, diese Schulbibliothek genauer unter die Lupe zu nehmen. Zumal sie erst vor wenigen Tagen bei dem bundesweiten Wettbewerb „Bibliothek des Jahres“ den zweiten Platz belegte (wir berichteten). Das Lernatelier rangiere auf Augenhöhe mit großen öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken in ganz Deutschland, so Kultusminister Ludwig Spaenle anlässlich der Preisverleihung, die am 24. Oktober in Stuttgart erfolgt.

    „Wir möchten eine Lernlandschaft sein. Ein Ort, an dem die Schüler kreativ arbeiten können“, sagt Jochen Diel. Er ist Lehrer, Leiter der Bibliothek und schulbibliothekarischer Fachberater für Nordbayern. Diesem Anspruch entspricht auch das pädagogische Konzept der Schulbücherei, das auf drei Säulen basiert: Wecken der Lesefreude, Aufbau einer Lesekultur und Förderung der Lesekompetenz. Was sich relativ trocken anhört, wird in der Praxis recht unbürokratisch umgesetzt.

    Ältere Schüler unterstützen jüngere beim Lesen. Schüler helfen beim Aussortieren alter Bücher und geben Tipps bei der Wahl der Neuanschaffungen. Ist ein Lehrer krank, gibt es keine Frei- sondern eine Lesestunde, in der die Schüler in den Büchern schmökern dürfen. „Das Lernatelier ist eine Ergänzung zum Lern- und Lehrbetrieb“, sagt Diel.

    Kein Ort für Streber

    Das alte Klischee, dass die Schulbibliothek nur ein Ort für Streber ist, ist dort längst überholt. Das sagen auch die Schüler. Für viele ist das Lernatelier ein Treffpunkt, an dem sie gemeinsam arbeiten können.

    Einer von ihnen ist Jonas Amrhein. Für seine Projektarbeit zum Thema „Dialektmusik“ leiht er sich regelmäßig Literatur aus oder recherchiert in den einschlägigen Datenbanken. Denn in Zeiten des Internets dürfen im Lernatelier auch Computer nicht fehlen. Sie haben eine eigens installierte Plattform, auf der verschiedene digitale Datenbanken von der Stadtbibliothek Karlstadt über die Universitätsbibliothek Würzburg bis hin zum Munzinger vernetzt sind.

    Auch Felix Albert recherchiert für seine Seminararbeit oft und viel in der Bücherei. Sein Thema: Vulgärlatein. „Das ist ein historisches Thema, dazu findet man im Internet nur wenig“, sagt er. Außerdem gebe es im Internet oft das Problem, dass die Quellen nicht sicher sind.

    Auch die beiden Neunklässlerinnen Sara Gehrsitz und Paula Scheck pauken oft in der Bibliothek. In den Aufenthaltsräumen sei lernen oft nicht möglich, weil es zu laut sei, sagen sie. Und sie sehen noch einen Vorteil bei der altmodischen Recherche in Büchern. „Wir haben im Alltag so viel mit technischen Geräten zu tun, selbst in der Pause schauen wir immer aufs Smartphone. Es ist entspannend, einmal davon weg zu sein“, sagt Paula Schech. Bei den Schülern kommt das Konzept des Lernateliers also gut an. Sie sind einstimmig der Meinung, dass die Bibliothek noch immer zeitgemäß ist.

    Ein Anspruch, den Diel seit der Gründung des Lernateliers 2008 stets verfolgt. Heute verfügt es über rund 12 000 Medien, wurde bereits mehrfach mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet und immer wieder kommen Mitarbeiter anderer Büchereien, die sich das Konzept genauer anschauen. Für Diel ist das aber kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen.

    Jüngst hat er den Blog „Lernatelier2punkt0“ eingerichtet. Dort können sich Schüler, Eltern und Lehrer über neue Bücher oder Medientipps informieren. Und eine neue Idee spukt ihm bereits im Kopf herum. Er möchte die Zusammenarbeit mit der Karlstadter Stadtbibliothek ausbauen. Bereits jetzt besitzen Schüler und Lehrer des JSG eine Ausleihkarte, die nicht nur für Medien der Schulbücherei gilt, sondern auch für die der Stadtbibliothek.

    Diels Ziel ist es eines Tages eine Zweigstelle der Karlstadter Stadtbibliothek zu sein, so dass auch die Kunden der Stadtbibliothek in der Schule Medien entleihen können. „Spruchreif ist da noch nichts“, sagt Diel. Zukunftsmusik, die vor allem eines zeigt: Die Bibliothek wird auch weiterhin im Schulleben des JSG eine wichtige Rolle spielen.

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