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Ein Tässchen Kakao mit dem Märchenkönig

Marktheidenfeld

Ein Tässchen Kakao mit dem Märchenkönig

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    Auch heute sind sie stolz auf die 800-jährige Familiengeschichte der Wolffskeels: Luitpold Graf Wolffskeel, Frau Irmtraud und der 16-jährige Luitpold,
der jüngste männliche Nachkomme der Wolffskeels von Reichenberg zu Uettingen.
    Auch heute sind sie stolz auf die 800-jährige Familiengeschichte der Wolffskeels: Luitpold Graf Wolffskeel, Frau Irmtraud und der 16-jährige Luitpold, der jüngste männliche Nachkomme der Wolffskeels von Reichenberg zu Uettingen. Foto: FOTO EVA-MARIA KESS

    Luitpold ist bei den Wolffskeels ein mit Stolz getragener Name. Denn Poldis Ururgroßvater Karl wurde vom bayerischen Prinzregenten Luitpold wegen seiner Verdienste 1901 in den erblichen Grafenstand erhoben. Der Prinzregent wurde sogar Taufpate für Karls zweiten Sohn Luitpold. Dessen Sohn, Graf Ott, nannte seinen jüngsten Sohn, den heutigen Schlossherrn, wiederum Luitpold. Und weil Tradition viel zählt im Hause Wolffskeel, gibt es nun als jüngsten männlichen Spross der Wolffskeels wieder einen Luitpold, kurz Poldi genannt.

    "Christian" heißt Poldi nach seinem Taufpaten. "Karl" nach dem Ururgroßvater. "Friedrich" war der erste Wolffskeel, der ständig im Uettinger Schloss lebte. "Wilhelm" erinnert an den Rimparer Verwandten Wilhelm von Grumbach. Und "Ott" nach dem im letzten Jahr verstorbenen Großvater.

    Die Verdienste des Grafen Karl (1847 - 1919) um den bayerischen Prinzregent Luitpold in "der guten alten Zeit" haben für den heutigen Grafen Luitpold Vorbildfunktion, denn auch für ihn zählen Werte wie Heimatliebe und der Dienst am Vaterland. Vor Graf Karl genoss bereits Freifrau Karoline von Wolffskeel die Wertschätzung eines Monarchen. Der Besuch des "Märchenkönigs" Ludwig II. auf Schloss Uettingen ist noch heute beliebter Gesprächsstoff. Vor allem, wenn man mit Gästen im Blauen Salon sitzt, eben jenem Raum, in dem der König mit Freifrau Karoline ein Tässchen Kakao trank. König Ludwig kam im November 1866 eigens aus München, um Karoline für die Pflege der verwundeten Soldaten der Schlacht bei Uettingen den Verdienstorden der Bayerischen Krone zu verleihen. Das Kakaotässchen des Königs wird noch heute in Ehren gehalten.

    Das Kaffeeservice mit dem wappenprägenden Mohr und den drei Rosen beeindruckt. An solchen Details spürt man, wie eng verbunden das tägliche Leben der Wolffskeels mit ihrer Geschichte ist. Vom Blauen Salon aus schweift der Blick durch hohe Fenster mit stilvollen Raffgardinen hinaus in den herbstlichen Park. Hinter dem Schloss erstreckt sich ein weitläufiger Park mit schönem alten Baumbestand. Einmal im Jahr, zum Uettinger Weinfest, öffnet Graf Luitpold den Park für die Öffentlichkeit.

    Drinnen atmet man Geschichte: Mobiliar aus der Biedermeierzeit und dem Jugendstil, eine elegante Sitzgruppe der Jahrhundertwende, die lange Festtafel, ehrfurchtgebietende Ahnenbilder und der Flügel im Musikzimmer lassen gesellschaftliche Höhepunkte aus vergangenen Zeiten erahnen.

    Graf Luitpold übernahm vor einigen Jahren das Erbe und ist nun für den Erhalt des Schlosses verantwortlich. Er hat einen Forstdienstleis- tungsservice mit Landschaftspflege aufgebaut und seine Felder verpachtet. Für sein Hobby, die Reiterei, bleibt wenig Zeit, bedauert der Schlossherr, der als Siebenjähriger sein erstes Islandpony bekam und das Reiten der Jagd vorzieht.

    Graf Luitpold ist Hauptmann der Reserve, hat im Uettinger Schloss die Offizierstreffen der Reservisten ins Leben gerufen. "Wir Wolffskeels haben eine lange, vom Ritterstand her begründete, militärische Tradition", begründet Graf Luitpold sein Engagement. Er selbst war als Zugführer einer Panzerdivision der 23. Offizier in ununterbrochener Reihenfolge. Darunter war sein Großvater Luitpold, der erste bayerische Fliegeroffizier und 1911 überhaupt einer der ersten Deutschen mit Pilotenlizenz. "Ich bin kein Militarist, aber ich habe in der Bundeswehr viel gelernt, was mir im Berufsleben zugute kommt", meint er.

    Doch der Graf hat auch romantische Seiten. Wenn er von der Liebe auf den ersten Blick erzählt, als er seine Frau zum ersten Mal "auf dem Weg zum Tanzkurs" gesehen hat, oder von der Geburt seines Sohnes.

    Da Sohn Luitpold an einer Pferdehaarallergie leidet, konnte er nicht in die Steigbügel des Vaters folgen. Als Golfer verstärkt er die Jugendmannschaft des Würzburger Golfclubs. Seinen Ehrgeiz zeigt sein Handicap: Im Februar lag es noch bei 38, heute ist es bei 16,3. Tischtennis beim TSV Uettingen und Ski fahren, eine Leidenschaft, die er mit seiner Mutter teilt, gehören ebenfalls zu seinem sportlichen Repertoire. Nach dem Abitur am Riemenschneider-Gymnasium in Würzburg möchte Poldi Medizin oder Jura studieren.

    Irmgard von Wolffskeel ist Bankkauffrau und arbeitet Teilzeit in der Hypo-Vereinsbank. Daneben unterstützt sie ihren Mann im forstwirtschaftlichen Betrieb und kümmert sich um den Haushalt. 21 Zimmer hat das Schloss. Dass seine Frau bürgerlich war und katholisch ist, stellt für Graf Luitpold kein Problem dar. Poldi wird im evangelischen Glauben erzogen, das hängt mit der glaubensprägenden Rolle der Wolffskeels in Uettingen zusammen. Graf Luitpold engagiert sich im Kirchenvorstand und gehört dem Dekanatsausschuss an. Auch heute noch sitzt er mit seiner Familie im Grafenstuhl der Bartholomäus-Kirche, die einst von seinem Vorfahren Johann Gottfried Ernst erbaut wurde.

    Wie er seinem Sohn die mehr als 800-jährige Familiengeschichte der Wolffskeels vermittelt? "Wenn wir durch den Landkreis fahren, kommen wir immer wieder an Dörfern oder Burgen vorbei, in denen Vorfahren gelebt und gewirkt haben. Dann erzähle ich Poldi aus unserer Geschichte", erklärt der Graf. Und wenn Poldis Freunde fragen, warum er so viele Vornamen hat, kann er schon anhand seiner sechs Vornamen von den Höhepunkten der Familiengeschichte berichten.

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