Noch ist an der Arche ein Schild angebracht, das den kleinen Platz beim südlichen Chor der Stadtpfarrkirche als „Kirchplatz“ kennzeichnet. Das soll sich ändern. Der Platz soll einen anderen Namen bekommen. Die Kirchenverwaltung und der Pfarrgemeinderat wollen mit diesem Platz zwei verdiente Pfarrer ehren, die in Karlstadt gewirkt haben. Der Platz soll künftig „Bischof Stangl und Pfarrer Steinert-Platz“ heißen.
Stein mit Epitaph
Dieser Antrag der Kirchenverwaltung wurde am Dienstagabend vom Bauausschuss einstimmig genehmigt. Entscheiden muss noch der Stadtrat, aber es ist auch da mit Zustimmung zu rechnen. Der ursprüngliche Antrag sah vor, den Platz in „Pfarrer Stangl und Pfarrer Steinert-Platz“ zu benennen, vermutlich um das Wirken von Josef Stangl in Karlstadt hervorzuheben. Da war der spätere Bischof ja noch Pfarrer. Doch Stadtrat Manfred Goldkuhle konnte sich mit seinem Vorschlag durchsetzen, aus dem „Pfarrer“ einen „Bischof“ zu machen.
Die Namensgebung passt auch deshalb gut, weil gegenüber von der Arche am Fuße des Südchores schon jetzt ein Stein mit dem Epitaph von Pfarrer Paul Steinert steht. Es handelt sich um eine Stiftung eines Karlstadter Bürgers. Auch zwei Rosenbüsche wachsen dort. Die Kirchenstiftung plant, direkt daneben unter dem zweiten Südchor-Fenster das derzeit in der Stadtpfarrkirche stehende Kenotaph von Bischof Josef Stangl dorthin versetzen. Das Sandstein-Relief würde dann eine ähnliche Kupferblechüberdachung wie das Steinert-Epitaph bekommen.
Josef Stangl erhielt Ehrenbürgerwürde
Zur Erklärung: Ein Epitaph ist eine Grabinschrift für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand. Es befindet sich nicht zwangsläufig am Bestattungsort. Ein Kenotaph wird auch Scheingrab genannt. Es ist ein Ehrenzeichen für einen oder mehrere Tote. Im Gegensatz zum Grab dient es ausschließlich der Erinnerung und enthält keine sterblichen Überreste.
Josef Stangl (geboren am 12. August 1907 in Kronach, gestorben am 8. April 1979 in Schweinfurt) war Bischof von Würzburg von 1957 bis 1979. Zuvor war er von 1943 bis 1947 Stadtpfarrer von St. Andreas in Karlstadt. Stangl begleitete die Gläubigen in schwerer Kriegszeit. Ihm ist es zu verdanken, dass die Stadt vor weiterer Zerstörung zum Ende des Zweiten Weltkrieges verschont blieb. So heißt es in der Begründung für die Ehrenbürgerwürde, die er von der Stadt verliehen bekommen hat. Auf Rücksprache mit ihm wurde rechtzeitig beim Anrücken der Amerikaner die weiße Fahne am Oberen Stadtturm und am Maintorturm gehisst.
Paul Steinert sehr geachtet
Nachfolger von Stangl war Paul Steinert (geboren 2. Oktober 1909 in Heidingsfeld, gestorben 19. August 1997 in Lohr). Er trat 1949 seinen Dienst als Pfarrer in Karlstadt an und blieb es fast 50 Jahre lang. Wie sehr die Karlstadter Paul Steinert achteten, zeigte der lange Zug mit 800 Trauernden hinter dem Sarg von der Stadtpfarrkirche zum Stadtfriedhof – der längste Trauerzug in der jüngeren Geschichte Karlstadts. Er war nicht nur Pfarrer für St. Andreas und die Spitalkirche St. Jakobus und später in Mühlbach und Gambach, sondern auch Religionslehrer und Vorsitzender und Präses vieler katholischer Verbände und Institutionen. Steinert war ein talentierter Handwerker, Planer und engagierter Bauherr.
Im Bauausschuss wurde betont, dass für die Stadt außer dem Schild und der handwerklichen Kupferblechüberdachung keine Kosten entstehen. Die Materialkosten übernimmt die Kirchenstiftung. Zudem müssen keine Hausnummern oder Adressänderungen erfolgen, da es an diesem Platz keinerlei Anlieger gibt.