Die Weichen für die formelle Gründung einer „Main-Allianz“ mit dem Ziel, auch den „Bewohnern unter der Wasseroberfläche“ den ihnen gesetzlich zustehenden Schutz zu gewähren, sind gestellt. In der Dreiflüssestadt Gemünden formierte sich jetzt eine Arbeitsgruppe mit der Absicht, die seit 2000 vorgeschriebene Durchgängigkeit des Mains mit 34 Staustufen und Nebenflüssen durchzusetzen.
Eingeladen hatten die Arbeitsgemeinschaft Main und der Bund Naturschutz in Bayern. Deren Vorstandsmitglieder Sebastian Schönauer aus Rothenbuch und Alfred Höfling aus Lohr begrüßten die etwa 30 Teilnehmer. Es gebe eine Allianz von Fischern, Anglern, Naturschützern, Kanuten und Vogelschützern, die die Sache voranbringen will, sagte Höfling.
In den Fachvorträgen wurde deutlich, dass es vor allem an der Realisierung der rechtlichen Vorgaben und Verordnungen hapert. Stichworte wie „Durchgängigkeit schaffen“ oder „Strukturvielfalt herstellen“ würden seit Jahren nicht umgesetzt, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende des Bund Naturschutz. Das liege daran, dass viele Politiker von der Materie wenig Ahnung hätten und sich leicht für Lobbyisten, wie beispielsweise Stromerzeuger, einspannen ließen. Besonders verheerend seien die hoch subventionierten Kleinkraftwerke.
Neben den Barrieren durch uneffektive Kleinkraftwerke an den Nebenflüssen sei der Mainausbau eine für die Natur nicht zu verantwortende Maßnahme. Auf dem Rhein würden 80 Prozent der deutschen Binnenschifffahrt laufen, der Anteil des Mains liege bei vielleicht vier Prozent, zitierte Schönauer aus Statistiken. Die negativen Auswirkungen beträfen nicht nur die Fischpopulation, auch das Hochwasserproblem werde gesteigert. Unter Beifall forderte Schönauer: „Der Main muss wieder das ökologische Rückgrat Frankens werden.“
Fischwirtschaftsmeister Jürgen Schaber, Sachverständiger für Fluss- und Seenfischerei aus Karlstadt, machte deutlich, wie sich durch Veränderungen im Lebensraum der Fische im Main über einen Zeitraum von zehn Jahren deren Population verändert hat. Die Fische werden weniger, das Einzelgewicht nehme zu; der Aal sei vom Aussterben bedroht.
Die von den großen Stromunternehmen ins Leben gerufene Aktion „Catch and Carry“ bei dem seit 2009 die Aale an den Wehren gefangen und per Lastwagen zum Meer transportiert werden, sei indiskutabel. Am Unterlauf des Mains funktionierten selbst immer modernere und teurere Umleitungen nicht.