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RIENECK: Eine besondere Krippe: Die gläserne Heilige Familie

RIENECK

Eine besondere Krippe: Die gläserne Heilige Familie

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    Kristallfiguren: Mit viel Liebe pflegt Hedwig Nickel seit über 35 Jahren ihre besondere Krippe. Sie bekommt in ihrer Wohnung in Rieneck immer einen Ehrenplatz.
    Kristallfiguren: Mit viel Liebe pflegt Hedwig Nickel seit über 35 Jahren ihre besondere Krippe. Sie bekommt in ihrer Wohnung in Rieneck immer einen Ehrenplatz. Foto: Foto: K. Wiesenfelder

    In den Tagen vor Weihnachten werden sie allerorten aufgebaut: die Krippen mit der Heiligen Familie, den Heiligen Drei Königen, den Hirten, Ziegen und Schafen. Meistens sind die Figuren aus Kunststoff oder Gips gefertigt oder aus Holz geschnitzt. Sie werden mit Moos und Wurzelwerk unterm Weihnachtsbaum aufgebaut lassen besonders Kinderaugen leuchten. Ein besonderes Exemplar steht seit rund 35 Jahren an Weihnachten in Rieneck im Haus von Hedwig Nickel: eine Bleikristallkrippe aus dem Bayerischen Wald.

    Angefangen hat die Liebe zu den Figuren bei einem Urlaub in Zwiesel. In einem Schaufenster waren die Kristallkrippe ausgestellt, und dieser Anblick ließ Hedwig Nickel keine Ruhe mehr: Jeden Tag richtete sie ihren Weg oder die Wanderung so ein, dass sie an dem Geschäft mit der interessanten Schaufensterauslage vorbeikam. Aber der Preis von 2800 Mark stellte für sie eine zu hohe Hürde dar.

    Dann machte ihr Sohn, der mit ihr den Urlaub im Bayerischen Wald verbrachte, den entscheidenden Vorschlag: „Wir sparen in den 14 Tagen Urlaub, wo es geht, und du gönnst dir die Krippe!“ So kam es: Jeden Tag holten sie sich einen Imbiss beim Metzger, statt im Restaurant zu essen, und auch sonst „knauserten“ sie bei den Ausgaben. „Wir haben uns die Krippe tatsächlich vom Munde abgespart“, blickt Hedwig Nickel auf diese Aktion zurück und lacht.

    Am letzten Tag des Aufenthaltes in Zwiesel machte sie ihren Traum wahr: Sie erwarb die Heilige Familie, Schafe und Hirten aus Bleikristall. Am Weihnachtsfest darauf war die matt-scheinende, durchsichtige Krippe ihr ganzer Stolz. Einige Jahre später kaufte Hedwig Nickel die Heiligen Drei Könige dazu.

    Die Krippe ist in feinster Glaskunst-Handarbeit entstanden; die Figuren sind sandstrahlgestrahlt und in limitierter Auflage vermutlich in Spiegelau als „Glaskunst 1977“ hergestellt worden. Eine ganz ähnliche Krippendarstellung ist im Glasmuseum in Wertheim ausgestellt. Bis heute stellt die Familie die kostbaren Figuren abwechselnd bei der Tochter in Würzburg oder bei Hedwig Nickel im Walter-Blöhm-Ring in Rieneck auf.

    Dazu gesellt sich meist noch eine kleine Rarität aus Rieneck: Eine handgefertigte Bienenwachskrippe aus den Werkstätten der Dorfgemeinschaft Hohenroth, die Hedwig Nickel dort vor sechs Jahren erwarb.

    Die Passion für ausgefallene Krippen hat Hedwig wohl von ihrem Vater: Otto Nickel baute in jedem Jahr auf etwa sechs Quadratmetern eine große Holzkrippe auf. Die Figuren, die Bauwerke oder die Arbeitsutensilien der Hirten und Bauern waren in mühseliger Kleinarbeit alle mit der Laubsäge gearbeitet. Viele Figuren und Gegenstände waren beweglich, etwa der Holz-Säger, mit einer Kurbel konnte man sie in Bewegung bringen. Otto Nickels Krippe wurde viel bestaunt, das Haus war in den Tagen vor Weihnachten eine beliebte Anlaufstelle für Besucher.

    Nach dem Tod des Vaters wurde die Krippe weggeräumt und war irgendwann verschwunden. Heute würde Hedwig Nickel alles dafür geben, etwas über den Verbleib in Erfahrung zu bringen und sie in Teilen wieder aufzubauen. Doch große Hoffnung hat sie nicht, und so bleibt ihr die Kristallhandarbeit aus dem Bayerischen Wald als Trost, die ihr viel bedeutet und an der viele Erinnerungen hängen.

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