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FRAMMERSBACH: Eine Bewerbung vor der Kamera

FRAMMERSBACH

Eine Bewerbung vor der Kamera

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    Wetteifern dreier Bewerber: Unter den Augen von Unternehmer Bernd Goßmann und vor der Fernsehkamera üben sich die drei Ausbildungsplatz-Kandidaten (von links) Sari und Sara Tarabeh sowie Sascha Banse beim Behauen einer Kachelofenkachel.
    Wetteifern dreier Bewerber: Unter den Augen von Unternehmer Bernd Goßmann und vor der Fernsehkamera üben sich die drei Ausbildungsplatz-Kandidaten (von links) Sari und Sara Tarabeh sowie Sascha Banse beim Behauen einer Kachelofenkachel. Foto: FOTO Janus TV

    Ort des Geschehens war die Firma Goßmann, ein Spezialist für den Bau von Kachelöfen. Vor knapp drei Wochen hatte bei Harald Goßmann das Telefon geklingelt. Über irgendwelche Umwege war die Fernsehproduktionsfirma Janus TV aus München auf das alteingesessene Unternehmen im Spessart aufmerksam geworden. Der Beruf des Ofenbauers, so der Wunsch der Fernseh-Macher, sollte in einer der nächsten Sendungen im Mittelpunkt stehen.

    Harald Goßmann war zunächst etwas skeptisch. „Solche Casting-Shows sind mir eher zuwider“, sagt er und spricht mit etwas Schaudern über die einschlägigen Sendungen, in denen in schneller Folge Topmodels oder Superstars gesucht werden. Schließlich ließ sich der Unternehmer aber doch vom Konzept der Pro7-Sendung überzeugen.

    Gut gepasst habe dabei, dass sich bei Goßmann zuvor drei Jugendliche für einen Ausbildungsplatz zum Ofenbauer beworben hatten. Sari und Sara Tarabeh aus Lohr sowie Sascha Banse aus Lohrhaupten. Diese drei jungen Menschen standen am vergangenen Wochenende im Mittelpunkt der Dreharbeiten. Bei dem einen oder anderen der Bewerber, das gibt Goßmann unumwunden zu, habe er mit aufmunternden Worten zunächst den Widerwillen gegen die Fernsehaufnahmen vertreiben müssen. Schließlich willigten aber doch alle drei ein, nicht nur Kandidat im Rennen um einen Ausbildungsplatz zu sein, sondern gleichzeitig auch Kandidat in einer Fernsehsendung.

    Was sie sich damit aufgehalst hatten, dürfte den Bewerbern erst in den folgenden Tagen bewusst geworden sein: Bis zu 18 Stunden täglich wurde jeder von ihnen von einem Kamerateam begleitet. Neben den Probearbeiten im möglichen Ausbildungsbetrieb soll in der Fernsehsendung auch das private Umfeld der Kandidaten gezeigt werden. Deshalb begleitete die Kamera die Jugendlichen nicht nur mit ins Elternhaus, sondern auch zum besten Freund oder an einen Ort, an dem sie einem Hobby frönen. So kam es, dass Sari Tarabeh zum Beispiel beim Billardspiel in einer Lohrer Kneipe gefilmt wurde.

    Im Mittelpunkt standen freilich diverse Aufgaben, die die drei Kandidaten im potenziellen Ausbildungsbetrieb absolvieren mussten. Gemeinsam mit dem achtköpfigen Filmteam hatten Harald Goßmann und sein Bruder Bernd sich ausgedacht, wie man kameratauglich prüfen könnte, welcher Kandidat der geeignete ist. So mussten die Kandidaten dann nicht nur beim Zusammenpuzzlen einer Kachelofenkachel ihre Fähigkeit zum räumlichen Denken beweisen, sondern beispielsweise auch ein Ofenrohr zuschneiden, entgraten und lackieren. Eine weitere „Prüfung“ bestand darin, ein fiktives Beratungsgespräch mit einem Kunden zu führen. Krönender Abschluss des Reigens war schließlich, in einem Kaminofen so schnell wie möglich ein schönes Feuer zu entfachen.

    Das Ergebnis des Test war für Harald Goßmann nicht nur überraschend, sondern gleichzeitig auch die wichtigste Lehre aus der gesamten Aktion: Die Kandidaten präsentierten sich während der Dreharbeiten völlig anders als es Goßmann nach dem ersten Bewerbungsgespräch erwartet hatte. Der Bewerber, den er für den geeignetsten gehalten habe, sei, offenbar geplagt von großer Nervosität, nicht so recht mit den gestellten Aufgaben klargekommen. Umgekehrt habe ein anderer, der eigentlich nicht Goßmanns Favorit war, die Aufgaben mit Bravour gemeistert. „Der hat sich durchgebissen und es geschafft, sich zu beweisen“, so der Frammersbacher Unternehmer.

    Insgesamt sei die Auswahl des „Siegers“ jedoch eine „ganz knappe Geschichte“ gewesen. Kein Wunder also, dass sich die Anspannung der drei jungen Menschen beim Verkünden des Ergebnisses am Abend des letzten Drehtages in Tränen der Freude beziehungsweise der Enttäuschung entlud. Freilich gab es am Ende für alle drei Kandidaten eine Art Happyend. Obwohl Goßmann von der Produktionsfirma vorgegeben worden war, nur einem der Kandidaten einen Ausbildungsplatz zum Ofenbauer geben zu dürfen, stehen auch die beiden anderen jungen Menschen jetzt nicht mit leeren Händen da. Die Zweitplatzierte habe sich während der Dreharbeiten als derart wortgewandt erwiesen, dass ihr Goßmann eine Ausbildung zur Bürokauffrau angeboten hat. Der drittplatzierte Bewerber arbeitet nun ein Jahr lang in dem Frammersbacher Unternehmen mit und kann dann im nächsten Jahr eine Ausbildung beginnen.

    Für Harald Goßmann steht nach den während der Dreharbeiten gemachten Erfahrungen fest, dass er sein Auswahlverfahren für Auszubildende etwas modifizieren wird. Zwar werde es auch weiterhin dabei bleiben, dass ihm „Schulnoten relativ egal“ sind. Allerdings will er künftig jeden Bewerber einem handwerklichen Geschicklichkeitstest unterziehen und ihn dabei „auf Herz und Nieren prüfen“.

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