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MAIN-SPESSART: Eine Burg, die man nicht mehr sieht

MAIN-SPESSART

Eine Burg, die man nicht mehr sieht

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    Dr. Wolfgang Netsch (links) und Peter Knobeloch vom Amt für Landwirtschaft und Forsten vor einem der noch erkennbaren Zugänge zur Wettenburg bei Kreuzwertheim. Sie stand auf der Landzunge „Himmelreich“ zwischen Urphar und Bettingen.
    Dr. Wolfgang Netsch (links) und Peter Knobeloch vom Amt für Landwirtschaft und Forsten vor einem der noch erkennbaren Zugänge zur Wettenburg bei Kreuzwertheim. Sie stand auf der Landzunge „Himmelreich“ zwischen Urphar und Bettingen. Foto: FOTO JOACHIM SCHWAMBERGER

    Selbst wenn man direkt an ihr vorbeiläuft, ahnt man kaum, dass sich dort eine mehr als 400 Meter lange Burg erstreckte. Mehr als auf ein paar laub- und erdbodenbedeckte Erhöhungen und einige „tiefe Löcher“ erblickt man nicht. Erst dann, wenn einem jemand Fachkundiges erklärt, dass die Erhöhungen Mauerreste sind und die Löcher daher rühren, dass die Steine der ehemaligen Burg zum Aufbau von Weinbergsmauern oder auch zum Hausbau dort entnommen wurden, kann man sich ein historisches Gemäuer vorstellen.

    Dr. Wolfgang Netsch und Peter Knobeloch vom Amt für Landwirtschaft und Forsten (ALF) haben sich mit der Wettenburg beschäftigt. Vorrangig als Forstleute, aber auch als denkmalinteressierte Heimatkundige.

    „So genannte Bodendenkmäler wie die Wettenburg findet man zuhauf in unseren Wäldern“, erklärte Netsch. „Leider werden sie oft durch den Einsatz schwerer Forstmaschinen, aber auch durch falsche Waldbewirtschaftung noch mehr zerstört als sie es ohnehin schon sind.“

    Auch die Unkenntnis dessen, dass sich hier ein frühgeschichtliches Denkmal befindet, trage oft dazu bei, dass ein vermeintlich nutzloser Steinhaufen abgetragen wird, so mancher historische Stein sich irgend wo in einer Gartenmauer wiederfindet oder von seinem Standort entfernt wird, weil er einfach nur beim Befahren eines Waldstücks hinderlich ist.

    Und noch jemand nagt im wahrsten Sinne des Wortes an den Relikten: die Wildschweine. Die Wettenburg befindet sich in einem schlecht zu befahrenden und daher nicht gerade ökonomisch wertvollen Wald. „Forstwirtschaftlich hat er aber einen hohen Wert, weil man hier fast alle heimischen Baumarten antrifft“, erklärt Netsch. Das bedeute für die Borstentiere: sich wohlfühlen und wühlen. So manche Eichel oder Buchecker sei schon unter Mauerrelikten hervorgebuddelt worden. Dadurch seien Restbestände der Mauern völlig dem Erdboden gleich gemacht worden.

    Vorgeschichtliche Hügelgräber sind besonders gefährdet. Meist erkennt nur der Fachmann, worum es sich bei so mancher Erdanhäufung handelt. Im Kreis Main-Spessart sind mehr als 200 solcher Grabstellen registriert. Auch mehrere „Burgställe“ sind bekannt. Sie haben nichts mit Ställen zu tun, sondern bezeichnen eine ehemalige „Burgstelle“ (siehe Aufzählung unten).

    Bodendenkmäler sind Relikte von Siedlungen, Befestigungsanlagen, Grabstätten, Wällen oder von landwirtschaftlicher Nutzung. Sie sind kulturhistorisch bedeutsam, betten sich in ein touristisches Konzept ein. „Waldbesitzer und alle, die im Wald planen und arbeiten, tragen eine große Verantwortung“, mahnt Revierförster Peter Knobeloch. Er bittet all jene Betroffenen, sich bei Unklarheiten beim Forstamt oder auch bei der unteren Denkmalschutzbehörde im Landratsamt zu vergewissern, dass er nicht ein solches Denkmal zerstört, wenn er waldwirtschaftlich tätig wird.

    Die Wettenburg bezeichnen die beiden Staatsforstleute als besonders eindrucksvolles Beispiel für ein Bodendenkmal in unserem Raum. Ihr Standort war ideal zur Beobachtung des Mains der Umgebung von Wertheim/Kreuzwertheim. Sie war Bestandteil eines Beobachtungssystems. Laut eines Spessartführers von 1888, so Wolfgang Netsch, zählten dazu auch das so genannte Schlösschen auf dem „Steckenhain“ nördlich der Nickelsmühle, ein Punkt bei Bestenheid auf dem „Sporkert“ und nördlich des Klosters Triefenstein eine Überwachungsburg mit Schutzgraben.

    Von der Wettenburg aus wurden in der unruhigen Zeit der Völkerwanderung der südöstliche Spessart und der damals bereits als wichtige Wasserstraße geltende Main auf eine Läge von 20 Kilometer überwacht, ebenso die bei Urphar und Lengfurt den Fluss querenden Furten. Die Mainschleife zwischen Urphar und Eichel war seinerzeit also ein strategisch wichtiger und sicherer Siedlungsbereich, so Netsch.

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