(fgd) Anders als die Orchideen der Halbtrockenrasen ist der Frauenschuh, die Pflanze des Monats Mai, mit der ungewöhnlichen Trockenheit der letzten Wochen als Pflanze lichter Kiefern-Buchen-Wälder gut zurecht gekommen. Er ist ohne Frage eine der schönsten, wenn nicht die schönste einheimische Orchidee. Er ist nicht nur eine geschützte Art der Artenschutzverordnung, sondern gehört zu den sogenannten „FFH-Arten“, die in besonderem Maße EU-weit geschützt sind und auf die zum Beispiel bei (Straßen-)Baumaßnahmen Rücksicht genommen werden muss. Die Liste umfasst in Deutschland lediglich 22 höhere Pflanzenarten.
Die bei den Orchideen normalerweise vorhandenen drei Kelch- und drei Blütenblätter sind bei der Unterfamilie der Frauenschuhgewächse kompliziert umgestaltet: Die Lippe ist zu einem Schuh umgebaut und zwei Blütenblätter sind zu dem nach unten zeigenden roten Blütenblatt verwachsen. Bei genauer Betrachtung fällt das umgebildete dritte grünlich-weiße Staubblatt auf (Staminodium), das wie eine Rutsche in die Schuhlippe führt.
Insekten werden durch die Blüten angezogen, „rutschen“ über das Staminodium in die Lippe und werden dort gefangen. Nektar als Belohnung für die Bestäuber wird nicht angeboten. Die Lippe ist jedoch im Innern mit Haaren ausgestattet, so dass die Insekten wie auf einer Leiter nach oben sich durch die seitlichen Öffnungen zwängen können und dabei die Blüte bestäuben und Pollen für die Bestäubung der nächsten Blüte aufnehmen. Die sich entwickelnden Vanilleschoten-ähnlichen Samenkapseln beherbergen bis zu 20 000 Samen, die aber zur Keimung auf einen Pilz als Symbiose-Partner angewiesen sind. Noch etwa acht Jahre braucht die Pflanze bis zur Blüte.
Der lateinische Name Cypripedium calceolus kann mit Venusschuh übersetzt werden; auch calceolus bedeutet „Schuh“. Der deutsche Name „Frauenschuh“ ist aber wesentlich älter als der wissenschaftliche Name und meint eigentlich Maria, die Mutter Jesus, deren Beiname „unsere liebe Frau“ in der katholischen Liturgie durchaus noch gebräuchlich ist.
Unter den 37 bekannten Frauenschuh-Arten besitzt unsere Art eines der größten Verbreitungsgebiete: von den Britischen Inseln (hier sehr selten – die Pflanzen müssen rund um die Uhr überwacht werden) über Zentraleuropa, Sibirien bis nach Nordostchina und Korea. Vorkommen gibt es bis in 2500 Meter Meereshöhe. Der Frauenschuh ist aber in vielen Gebieten ausgesprochen selten, auch lokal fehlt die Orchidee zum Beispiel um Würzburg oder auch Volkach völlig.
Sein geschlossenes Verbreitungsgebiet um Karlstadt beginnt in Retzstadt. Um Karlburg, Karlstadt und Eußenheim ist er aufzufinden, wenn auch große Populationen selten sind und leider der Frauenschuh noch immer ausgegraben wird wie zum Beispiel bei Schönarts. Von ehemals 60 Pflanzen im Jahr 2000 sind es jetzt nur noch zwei bis drei Stöcke.
Im NSG Grainberg-Kalbenstein wachsen ebenfalls nur noch drei bis vier Pflanzen, während die Art früher auch gegen Gambach häufiger vorkam. Die meistbesuchten Pflanzen befinden sich sicher am Mäusberg und werden links vom Hauptweg 30 Meter entlang eines Trampelpfades erreicht. Der erste Anblick eines Frauenschuh bleibt jedem Blumenliebhaber unvergesslich.