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HOMBURG: Eine faszinierende Fußnote der Musikgeschichte

HOMBURG

Eine faszinierende Fußnote der Musikgeschichte

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    Seltenes Streichinstrument: Das Arpeggione stand im Mittelpunkt eines Konzerts auf Schloss Homburg mit Professor Gerhart Darmstadt (vorne) und Michael Günther am historischen Hammerflügel.
    Seltenes Streichinstrument: Das Arpeggione stand im Mittelpunkt eines Konzerts auf Schloss Homburg mit Professor Gerhart Darmstadt (vorne) und Michael Günther am historischen Hammerflügel. Foto: Foto: Martin Harth

    (maha) Mit einem kammermusikalischen Kuriosum befasste sich das jüngste Konzert auf Schloss Homburg. Arpeggione heißt das Instrument, mit dem 1823 der Wiener Geigenbauer Johann Georg Stauffer Elemente des Violoncellos und der Gitarre verbinden wollte. Die Bauprinzipien der Gitarre wie Korpus, Griff-Bünde oder sechs Saiten (in der Stimmung E-A-d-g-h-e) wurden mit Elementen des Cellos wie Saitenlänge, Steghöhe oder gewölbte Decke verbunden. Idee war es, die dynamischen Qualitäten eines gestrichenen Tons auf die Gitarre zu übertragen. Einer der wenigen heutigen Virtuosen ist Gerhart Darmstadt, Professor für Barockcello an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater.

    Nur sechs spielbare und brauchbare Instrumente hat der Fachmann in den Museen Europas entdecken können. „Vielleicht schlummert auch noch eines im Staub eines ungarischen Dachbodens“, hofft er schmunzelnd. Er selbst spielt einen Nachbau eines Arpeggione, das der Geigenbauer Anton Mitteis in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Leitmeritz baute und sich heute im Musikinstrumenten-Museum in Berlin befindet.

    Da es auch kaum Kompositionen gibt, wäre diese „Fußnote der Musikgeschichte“ wahrscheinlich völlig vergessen, meinte Darmstadt beim Konzert im Homburger Stucksaal. Aber da gibt es jene Sonate für Arpeggione und Fortepiano, die Franz Schubert 1824 in Wien schuf und sich größter Popularität erfreut. Um dem Originalklang dieses Meisterwerks auf die Spur zu kommen, erlernte der Barockcellist mühsam die Spieltechnik auf diesem „Exoten“.

    Im Homburger Konzert hatte man an den Beginn eine Fassung für Arpeggione und Fortepiano einer Sonatine a-Moll gesetzt, die Ludwig van Beethoven 1796 in Prag geschrieben hatte. Vor allem in den tiefen Tonlagen entfaltete der Arpeggione ein warmes, ausdrucksstarkes Klangbild. In die musikalische Welt von Schubert führte Hausherr Michael Günther mit dem melancholischen, von Stimmungswechseln geprägtem Moderato Cis-Moll aus den „Moments Musicaux“ (D 780) mit gewohnt virtuoser Spiellaune ein. Das Klangbild des Arpeggione wurde solistisch mit dem Caprice (Amoroso) a-Moll, eigentlich einer Flötenkomposition von Anton Stamitz, eingeführt.

    Am Ende stand die Aufführung des Meisterwerks, der Sonate a-Moll (D 877/4) für Arpeggione und Fortepiano, die der Musiker Vinzenz Schuster 1924 in Wien aufführte, ohne dass der am Klavier begleitende Komponist Franz Schubert von der begeisterten Kritik überhaupt nur erwähnt wurde.

    Dieses Schicksal soll Michael Günther erspart bleiben. Er verstand es, in einen gefühlvollen Dialog mit dem Streichinstrument zu treten. Darmstadt interpretierte den bewegten ersten Satz (Allegro Moderato), den introvertiert-träumerischen Mittelsatz (Adagio) und das Ende (Allegretto), in dem das lebendige höfische Leben gespiegelt wird, auf dem seltenen Streichinstrument und erntete großen Applaus.

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