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FRAMMERSBACH: Eine Frammersbacher Geschichtsstunde

FRAMMERSBACH

Eine Frammersbacher Geschichtsstunde

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    Geschichte zum Anfassen: In diesem Fachwerkensemble lebte im 16. Jahrhundert ein reicher Frammersbacher Fuhrmann.
    Geschichte zum Anfassen: In diesem Fachwerkensemble lebte im 16. Jahrhundert ein reicher Frammersbacher Fuhrmann. Foto: Foto: Eric Martiné

    Vor 700 Jahren wurde die Marktgemeinde Frammersbach erstmals urkundlich erwähnt, jedoch liegen ihre Wurzeln noch über 400 Jahre weiter zurück. 30 geschichtsinteressierte Frammersbacher kamen am Samstagnachmittag an dem Marktplatz, um an der historischen Führung über insgesamt 16 Stationen teilzunehmen. Auf Wunsch vieler Bürger organisierte der SPD-Ortsverein zusammen mit dem Museumsverein diesen geführten Rundgang.

    Seit 2009 besteht zwar die Möglichkeit, den Rundgang mit einer Broschüre selbst abzulaufen, allerdings wird diese kaum wahrgenommen. Der Frammersbacher Biologieprofessor und Hobby-Historiker Burkhard Büdel leitete deshalb die Führung und gewährte spannende Einblicke in die mitreißende Geschichte des Ortes.

    Los ging es am heutigen Ortskern, dem Marktplatz. Von diesem aus hat man einen guten Blick auf den Kirchberg, dem damaligen Mittelpunkt des historischen Frammersbachs. Noch vor 100 Jahren spielte sich dort nahezu das komplette Dorfleben ab. Die Bildung des Ortskerns in Hanglage erklärte Professor Büdel mit dem damaligen Siedlungsverhalten im Spessart. Da es im sumpfigen Tal häufig zu Überschwemmungen kam, baute man bevorzugt an Hängen.

    Auf dem Gelände, wo früher die Ortsgrenze verlief, erklärte Büdel die Rolle Frammersbachs als wichtiges Handelszentrum im 16. Jahrhundert. Damals war das Dorf mit rund 1500 Einwohner fast so groß wie Lohr und verfügte über 2000 Pferde, so viele wie Lohr damals Einwohner hatte. Die Frammersbacher Fuhrmänner transportierten Holzkohle und Eisen im Auftrag der Grafen von Rieneck sogar bis nach Antwerpen und Warschau.

    Aufgrund des regen Handels war Frammersbach ein sehr wohlhabender Ort, was man heute noch an den großen und gut erhaltenen Fuhrmannshöfen am Kirchberg sehen kann. Dazu zählen etwa das „Hansumshaus“ und das „Hauspetershaus“, die in Richtung der Birkenhainer Landstraße liegen, der damals wichtigsten Handelsroute.

    Aufgrund des Reichtums musste man das Dorf natürlich auch gut befestigen. Dies tat man mit der Errichtung einer massiven Buntsandsteinmauer, die um den Kirchberg verlief und gleichzeitig als Ortsgrenze diente. So waren die öffentlichen Gebäude sowie die Zehntscheune, in der die Bauern den zehnten Teil ihrer Ernte abliefern mussten, gut geschützt. Jedoch hielt sie nicht allen Angriffen stand.

    Während des 30-jährigen Kriegs fielen die Schweden mehrmals in den Ort ein und plünderten ihn. Wie Büdel anhand einer Grafik der demographischen Entwicklung des historischen Frammersbachs zeigte, wurde die Bevölkerungsanzahl während des Krieges von 1500 auf nur noch 500 Bewohner dezimiert.

    Der Einfluss der Schweden zeigt sich auch heute noch, denn das Wappen der Waldschlossbrauerei zeigt einen Schwedenoffizier, der auf einem Bierfass sitzt und einen Maßkrug in der Hand hält.

    Der Rundgang führte zudem vorbei am ehemaligen Hospital, dem alten Sitz der Gemeindeverwaltung und dem ehemaligen Bannwirtshaus „Zum Römischen König“. Dieses Wirtshaus war das einzige im Umkreis und machte daher hohe Umsätze. Im Jahre 1602 wurden dort 48 000 Liter Wein verkauft. Sogar die Würzburger Bischöfe beschwerten sich über den massiven Weinkonsum der reichen Frammersbacher.

    Die Führung endete am ehemaligen Gasthaus Adler, in dem bis 1823 das Landgericht tagte. Oberhalb dieses Gebäudes befindet sich der Kirchbergplatz, der damalige Amtsmittelpunkt der Marktgemeinde unweit des heutigen Marktplatzes.

    Christian Holzemer vom SPD-Ortsverein antwortete auf die Frage, ob es weitere geführte Rundgänge geben werde, dass man die Geschichte am Leben erhaltenen müsse und deshalb weitere Rundgänge plane.

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