Beifall erklang, als Pfarrer Thomas Eschenbacher in der Rechtenbacher Pfarrkirche Maria Heimsuchung am Sonntag Schwester Rotrude Hasenauer zu ihrem 100. Geburtstag gratulierte. Weihbischof Helmut Bauer, über 40 Oberzeller Schwestern aus verschiedenen Ländern der Erde, Fahnenabordnungen, die aus Rechtenbach stammenden Priester Prof. Dr. Alois Madre, Manfred Durchholz, Josef Kohl und Reiner Kretz - alle kamen um gemeinsam mit der Dorfältesten den Gottesdienst zu feiern und ihr Glückwünsche auszusprechen.
100 Rosen, in der Lieblingsfarbe der Jubilarin, zierten den Altar. Der Gottesdienst wurde musikalisch mitgestaltet vom Gesangverein mit einem Solo von Sigrid Adolf, das für Ergriffenheit sorgte. Schwester Rotrude fühlte sich sichtlich wohl. Neben ihrer 96-jährigen Schwester Martha Michel und zwischen Oberzeller Schwestern lauschte sie jedem, der ihr ein paar Worte zu sagen hatte. "Die ganze Diözese freut sich, dass Schwester Rotrude diesen Gnadentag erleben darf. Und noch dazu in so gesunder Verfassung. Wir danken Gott, dass wir solch eine Schwester in unserer Mitte haben - und hoffentlich noch lange", meinte Weihbischof Helmut Bauer.
Herzensangelegenheit
Schwester Rotrude habe Gott als ihren Lebensweg gesehen. Ihre Herzensangelegenheit sei es, in Gemeinschaft mit Jesus Christus zu leben. "Heute kann sie erkennen: Ich habe um seinetwillen alles hingegeben, habe aber das 100-fache gewonnen."
Gemeinsam mit drei Mitschwestern dankte die Oberin vom Konvent, Schwester Reginada, nicht nur auf Deutsch, sondern diesmal auch auf Englisch und mit Gesang: "Durch Schwester Rotrude kam Licht und Leben in unsere Welt."
"Ich habe noch nie eine so jugendliche 100-Jährige gesehen", gratulierte Bürgermeister Helmut Geist. Er wünschte ihr, dass ihre robuste Gesundheit so bleibt und dass sie ihren Humor und ihre Lebensfreude nicht verliert. Außerdem überbrachte er die Glückwünsche von Bundespräsident Johannes Rau und vom Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber.
"Egal, ob es gute oder stürmische Zeiten waren - Sie haben alles mit ihrem Gottvertrauen hingenommen", bemerkte Kirchenpfleger Ewald Bartel. Am Freitag sei ein Bericht im Radio gekommen, in dem erzählt wurde, dass Schwester Rotrude trotz ihrer 100 Jahre noch keine Falte im Gesicht hätte. "Manche würden sagen, das kommt daher, weil sie von keinen Männern geärgert wird. Wir wissen es aber besser: Das liegt an der guten Spessartluft und an der Fürsorge ihrer Mitschwestern." Bartel brachte ihr als Geschenk eine vom Pfarrgemeinderat selbstgemachte Kerze mit und überreichte einen Gutschein für eine "Traumreise" in ihre Heimat in der Nähe von Fulda. Er fügte hinzu: "Ich freu mich immer wenn Sie sagen: ,Ich kann noch nicht sterb, ihr braucht mich ja noch.'"
Im Anschluss an den Gottesdienst spielten die Rechtenbacher Musikanten ein Ständchen auf dem Kirchplatz.
Lieblingsgedicht
In einem geschmückten Auto wurde die Jubilarin im Rahmen einer Kirchenparade, an der unter anderem Ortsvereine mit Fahnenabordnungen, die Oberzeller Schwestern sowie die Rechtenbacher Priester teilnahmen, zur Turnhalle gefahren.
Dort wurde sie zuerst von den Kindergartenkindern beglückwünscht. Diese hatten extra das Gedicht vom "Büblein auf dem Eis", das wohl jeder Rechtenbacher sofort mit Schwester Rotrude in Verbindung bringt, auswendig gelernt und vorgetragen.
Der stellvertretende Landrat sowie die Vertreter der Ortsvereine überbrachten ebenfalls ihre Glückwünsche, bevor rund 300 Gäste um Schwester Rotrude ihr Mittagessen serviert bekamen.