Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten

Lohr: Eine letzte Herzensangelegenheit: Sie erfüllen todkranken Menschen einen Wunsch

Lohr

Eine letzte Herzensangelegenheit: Sie erfüllen todkranken Menschen einen Wunsch

    • |
    • |
     Susanne Flory und Jürgen Völker erfüllen Sterbenskranken ihre letzten Herzensangelegenheiten.
     Susanne Flory und Jürgen Völker erfüllen Sterbenskranken ihre letzten Herzensangelegenheiten. Foto: Rosalie Spengler

    Ein letzter Urlaub am Meer, noch einmal im Wald spazieren gehen oder ein Wiedersehen mit den Enkeln: Was zunächst völlig banal klingt, ist für sterbenskranke Menschen ein letzter Traum, den sie sich vor ihrem Tod jedoch oft nicht mehr erfüllen können. Hier kommen Susanne Flory und Jürgen Völker ins Spiel. Sie ermöglichen als Wunscherfüller Todkranken unbeschwerte Momente, die sich mit Geld alleine nicht kaufen lassen.

    Flory (67) und Völker (57) sind zwei der über hundert Wunscherfüller in ganz Franken und der Oberpfalz. Flory kam vor zweieinhalb Jahren zum Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Würzburg. Sie ist dort für die Koordination der Fahrten zuständig und ehrenamtlich als Fahrerin mit dem Wünschwagen unterwegs.

    Völker, der hauptberuflich bei Bosch-Rexroth in Lohr arbeitet, ist bereits seit 2019 beim ASB in Würzburg und ehrenamtlich als Wunscherfüller angestellt. Dass beide mit vollem Herzblut hinter dem Projekt stehen, merkt man ihnen bereits nach wenigen Minuten Gespräch an.

    Den Menschen den Stress nehmen

    Der Wünschewagen ist für Menschen, die schwer krank den Tod vor Augen haben. Die Wunscherfüller, wie Flory und Völker, nehmen dabei verschiedene Rollen ein, mal als Fahrer, mal als persönliche Stütze. "Man leistet alles", sagt Völker. "Wenn ich als Wunscherfüller unterwegs bin, stelle ich meine eigenen Bedürfnisse komplett hinten an." Schließlich gehe es um das Wohl des Gastes. "Die Leute sind oft sehr aufgeregt, da geht es in erster Linie darum, ihnen den Stress zu nehmen und ein angenehmes Umfeld, eine schöne Fahrt zu bieten", fügt Flory hinzu.

    Die erste Wunschfahrt mit einem Gast, dessen Krankheitsverlauf sehr rapide vorangeschritten sei, sei ihm noch immer präsent im Kopf, erzählt Völker: "Bei der Verabschiedung wurde ich mit einem Lächeln geherzt und der Gast sagte zu mir 'Wir sehen uns'. Da meinte ich, 'Ja aber wo denn?', schließlich bin ich ein Fremder, die Fahrt war zudem nicht in Lohr. Die Wahrscheinlichkeit, diesen Menschen vor seinem Tod noch einmal zu treffen, ist entsprechend sehr gering. Der Gast sagte nur überzeugend: 'Wir sehen uns noch mal'."

    Familienmitglieder können für einen Moment Verantwortung abgeben

    Die Wünsche der Gäste seien dabei völlig unterschiedlich. Während manch einer ein letztes Mal Zeit mit der Familie verbringen möchte, sehne sich ein anderer nach einem Urlaub am Meer. Dabei gilt für die Wunscherfüller: Da sein und unterstützen, auch die Angehörigen. "Die Verantwortung, die die Familienmitglieder tragen, können sie in diesen Momenten an uns abgeben," so Jürgen Völker. Auch wenn eine gewisse Nähe zu den Gästen entstehe, sei es als Wunscherfüller auch wichtig, eine persönliche Distanz zu den Schicksalen der Gäste aufzubauen, wirft der 57-Jährige ein – denn es sei nicht die eigene Geschichte.

    Um Wunscherfüller zu werden, brauche es neben geforderten Qualifikationen außerdem eine gewisse Reife: "Es gibt Wunscherfüller, die total begeistert davon sind und die Ausbildung durchlaufen, aber nach einer Fahrt sagen, ich kann das doch nicht. Und das ist völlig in Ordnung. Es gibt keinerlei Zwang." Bei Wunschfahrten käme zudem das Thema Tod zur Sprache, was viele als befremdlich empfänden. Es sei ein Tabuthema in unserer Gesellschaft – leider, findet die 67-Jährige. Dabei sei die Stimmung auf den Fahrten trotz der Schicksale leicht und locker, es gebe zudem immer viel zu lachen. "Wir kommen als Fremde und wenn wir uns verabschieden, gehen wir als beste Freunde", sagt Flory. "In der kurzen Zeit, in der wir mit den Wunschgästen zusammen sind, erfahren wir so viele Emotionen."

    "Ich bekomme Respekt vor dem Leben"

    Nicht nur das Leben der Gäste, auch das der Ehrenamtler werde durch den Wünschewagen bereichert. "Wenn ich jemandem einen Gefallen erweise, sind 50 Prozent immer für mich. Es füllt mein Leben, weil ich es bewusster lebe. Ich bekomme Respekt vor dem Leben", so Völker. "Das, was für uns ganz selbstverständlich ist, hinterfragt man plötzlich ganz anders", stimmt Flory ihrem Kollegen zu und erinnert sich an die letzte gemeinsame Fahrt. "Wir sind mit dem Gast noch einmal durch den Wald gefahren. Er hat uns die Natur noch mal mit ganz anderen Augen gezeigt, wie ein Kleinkind, das voller Lebensfreude ist. Das war so ein Erlebnis, mit welcher Freude diese Person das beobachtet hat."

    Wie wird man Wunscherfüller?Um Wunscherfüller zu werden, müsse man gewisse Voraussetzungen erfüllen, betont Susanne Flory. Zunächst werde ein Vorgespräch mit dem jeweiligen Teamleiter geführt. Danach ginge es zu einem Wunscherfüllerseminar und anschließend zu einem Sanitätshelferlehrgang.Das allein reicht jedoch nicht aus: So sei ein frisch bestandener Erste-Hilfe-Kurs und ein Führerschein mit großer Fahrberechtigung für Autos bis zu 7,5 Tonnen nötig. Die Kosten für eine solche Berechtigung übernehme dabei der ASB. Quelle: rosa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden