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Eine Schönheit entdeckt Freiheiten

Lohr

Eine Schönheit entdeckt Freiheiten

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    Gerade kommt sie von ihrer ersten Fahrstunde. Das Handy klingelt in ausgefallener Melodie, die Freundin am anderen Ende wird vertröstet. Im Flur stehen Plateauschuhe und auf dem Kleiderschrank liegt eine rote Einkaufstüte mit dem Aufdruck "I love shopping". "Seit ich in Deutschland bin, ist Einkaufen meine Leidenschaft", sagt Anja. In Südafrika brauchen junge Leute nicht viele Kleider. "Ich hatte ein paar Badeanzüge, die Schuluniform - sonst nicht viel. Wir sind barfüßig durch die Geschäfte geschlendert. In Lohr habe ich die erste Jacke meines Lebens gekauft."

    Den ewigen Sommer hat Anja in Kapstadt zurückgelassen. Viele Freunde, ein weißes Haus mit eigenem Schwimmbad und Panoramablick auf den südlichsten Zipfel Afrikas auch. "Ich wollte nicht gehen", erinnert sich Anja. 15Jahre lebte sie in Südafrika. Sie ist dort geboren und ihre Muttersprache ist Englisch. Ein leichter Akzent verrät das nach wie vor, ihre Mama ruft sie "Mum". Anjas Vater arbeitete in einem Bauunternehmen in Südafrika. Die Eltern trennten sich, als Anja fünf Jahre alt war, doch die Familie entschied sich, weiterhin in der Nähe zu wohnen. Als der Vater 1997 beschloss, beruflich nach Frankreich zu gehen, zog auch der Rest der Familie nach Europa.

    Die Reise ging nach Lohr, wo Anjas Großeltern wohnen und ihre Mutter Andrea geboren ist. "Verglichen mit Kapstadt ist Lohr natürlich ein Kaff", findet Anja. Ein Kaff, das allerdings auch seine Vorteile birgt. "In Kapstadt durfte ich fast nichts unternehmen, weil die Stadt gefährlich ist." Geiselnahmen, Vergewaltigungen sind in der Stadt mit 2,3 Millionen Einwohnern an der Tagesordnung. In Deutschland, das sie bis 1999 nur aus Besuchen bei den Großeltern kannte, hat Anja neue Freiheiten entdeckt, die sie in vollen Zügen genießt.

    "Wenn ich mal nicht weiß, was ich machen soll, mache ich in Lohr eine Disco auf", sagt Anja. In Discos ist die 1,73 Meter große Blonde ständig anzutreffen. Und dort steht sie öfter mal im Rampenlicht. Etwas hat Anja nämlich doch mitgebracht aus ihrer Heimat. Ihre Vorliebe für Wettbewerbe. Als sie zehn Jahre alt war, wurde sie in einem Einkaufszentrum im Herzen Kapstadts zur Miss Barbie gewählt. Mit ihren dunklen grünen Augen steckte das kleine Mädchen in einem weißen Kleid mit rosafarbenem Saum und verzauberte die Jury.

    Kaum ein Jahr verging, in dem Anja nicht auf einer Bühne oder einem Laufsteg stand. Und das ist nicht anders, seit sie in Lohr lebt. Die dunklen grünen Augen gehören mittlerweile einer selbstbewussten jungen Frau. Dem blonden Haar, das bis zur Mitte des Rückens wächst, muss Anja ein wenig nachhelfen, seit die Sonne Südafrikas nicht mehr beim Bleichen unterstützt.

    Als am 12. Januar in der Karlstadter Discothek "Fabrik" Miss Main- Spessart gewählt wurde, stand Anja mit den langen Beinen am Ende auf Rang drei - wie schon im Vorjahr. Bei der anschließenden Wahl zur Miss Nordbayern qualifizierte sie sich 2001 für die Wahl zur Miss Bayern. Dort trat sie nicht an: "Das kostet erst mal eine Menge Geld. So wichtig ist mir das nicht."

    Bei RTL war Anja im Mittagsjournal zu einem Wettbewerb angetreten. In der Folge flattern Angebote von Modell-Agenturen ins Haus, die Anja regelmäßig ablehnt. "Das ist immer weit weg, und die Schule hat Vorrang." In diesem Jahr wird sie die Mittlere Reife machen, um im September in Stuttgart an einer Schule für Grafikdesign mit der Ausbildung zu beginnen.

    Apropos lernen: Wie war die erste Fahrstunde, Anja? "Das sag' ich jetzt nicht. Sonst erfüll' ich womöglich das Klischee von der Blondine."

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