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Marktheidenfeld
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Eine Windmaschine als Instrument

Marktheidenfeld

Eine Windmaschine als Instrument

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    Die Windmaschine wird wie ein Instrument behandelt und hat eine eigene Instrumentalstimme in der Partitur. Mit dem Wind wird die Sturmszene begleitet, bei der Hiobs Habe vom Teufel vernichtet wird.

    Der hierzulande noch kaum bekannte Artur Kapp (1878 - 1952) ist einer der wichtigsten estnischen Komponisten überhaupt. Als Sohn eines Volksschullehrers, Organisten und Chorregenten und einer deutschen Mutter, lernte er Bachsche Orgelmusik, Beethovensche Symphonien, Händelsche Oratorien und am Petersburger Konservatorium unter anderem als Schüler von Rimski-Korsakow russische Musik kennen. An vielen Stellen sind die großen Meister zu spüren: Bachsche barocke Figurenlehre und Tonsymbolik, oder großartige Chöre nach englischer Tradition und abschließendes Halleluja nach Händelscher Manier; tonmalerische Passagen erinnern an die "Moldau" von Smetana oder Filmmusiken diverser Monumentalfilme. Das anschleichende Teufelsmotiv erinnert stark an die 40 Jahre später geschriebene Musik zum "Rosaroten Panther".

    Artur Kapp war tätig in Petersburg, Moskau, Finnland und Estland und wurde 1904 Direktor der Musikschule in Astrachan und leitete dort die Symphonie- und Kammerkonzerte der Russischen Musikgesellschaft.

    Nach den Wirren der russischen Revolution kehrte er 1920 in die Heimat zurück und wurde Dirigent am Operntheater Estonia und 1924 Professor für Komposition in Tallinn.

    Estnische Chöre und Chormusik waren damals wie heute hochgerühmt. Seit 1869 gab es so genannte "Alt-Estnische Sängerfeste" mit vielen tausend Mitwirkenden. Auch die neue Zeit (1987) mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Nutzung von "Glasnost und Perestroika" stand unter dem Zeichen der "Singenden Revolution".

    Estland, das ab dem 1. Mai 2004 zur EU gehört und durch die Jahrhunderte wechselnd von Dänen, Deutschen, Schweden und Russen besetzt war, das zwischen Katholizismus, Protestantismus und Atheismus hin- und hergerissen wurde, suchte im Singen und in der Kultur einen Ausgleich gegen die Machtinteressen der großen Politik. Die Esten sind und waren ein Volk auf Wanderschaft und auf der Suche nach Identität. Warum? Woher? Wohin? - die Schicksalsfrage, die sich auch Hiob stellt.

    Zentrale Gedanken des Oratoriums sind das Wohl und das Glücklichsein des Menschen und seine Voraussetzungen, die nie sterbende Hoffnung und das immer wieder Aufstehen sowie die Früchte des Menschsein und der täglichen Arbeit. Das bisher aufwendigste Werk der Kantorei Marktheidenfeld ist ein kulturelles Highlight nicht nur für Marktheidenfeld. Es erfordert drei Chöre in getrennter Aufstellung (Kinderchor, Männerchor, Gemischter Chor), die jeweils alleine (vier bis acht Stimmen) und in verschiedenen Kombinationen auftreten sowie ein großes romantisches Symphonieorchester mit ausgiebigem Bläser- und Schlagwerk.

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