Thüngen (TH) Wenn Emma Korn aus Thüngen gefragt wird, was sie in ihrem langen Leben aus heutiger Sicht anders machen würde, ist ihre Antwort ebenso einfach wie selbstbewusst: "Gar nichts!". Und wer die 90-jährige an ihrem Geburtstag erlebt hat, glaubt ihr das aufs Wort. Geistig frisch und rege, außerdem körperlich erstaunlich fit empfing sie die Gratulanten aus den Reihen der Verwandten und Freunde. Auch Bürgermeister Klaus Enzmann und sein Stellvertreter Richard Steigerwald überbrachten der Jubilarin ihre Glückwünsche und blickten zurück.
Leicht hat es Korn in ihrem Leben als viertes von elf Kindern in Thüngen nicht gehabt und doch erinnert sich Richard Steigerwald, der lange Jahre in der Obergasse neben ihr gewohnt hat, dass "die Emma" immer gut gelaunt gewesen sei und auch stets ein offenes Ohr für die Kinder gezeigt habe. Mehr als 36 Jahre hat sie in der Obergasse gewohnt, zu einer Zeit, als sich ein großer Teil des Lebens auf der Straße abgespielt hat. Abends wurden die Stühle aus den Häusern geholt, man saß mit den Nachbarn beim Dämmerschoppen zusammen.
In den 1930er Jahren arbeitete die Jubilarin als Haushaltshilfe in Creglingen und lernte dort ihren Mann Fritz kennen, den sie 1936 heiratete. Nach sechs harten und entbehrungsreichen Kriegsjahren, Fritz war an vielen Fronten eingesetzt, machten sie auch die schlimmen Jahre danach gemeinsam durch. 1978 zogen die beiden aus der Obergasse in die Einliegerwohnung ihres Neffen Heinz Rädel am Eulenberg.
Eigene Kinder hat Emma Korn nicht und doch hat sie mit ihrem anderen Neffen Fritz Rädel gleichsam fast ein "Findelkind" großgezogen. Der hatte nämlich schon als Knirps in der Obergasse die meiste Zeit bei seiner Tante Emma verbracht und beschloss eines Tages aus freien Stücken, ganz zu ihr zu ziehen und setzte dies auch sogar durch. Heute bezeichnet er die Tante scherzhaft als seine Amme.
Lange Jahre verdiente Korn ihren Lebensunterhalt in der Abfüllanlage der Schlossbrauerei Thüngen. Heute nimmt sie trotz ihres hohen Alters noch rege am Alltag teil. Sie geht regelmäßig ins Dorf zum Einkaufen und auch den wöchentlichen Besuch beim Frisör lässt sie sich nicht nehmen. Durch Fernsehen, Nachrichtensendungen und die Tageszeitung hält sie sich auf dem Laufenden und sogar ihre Hausarbeit erledigt sie noch weitgehend selbst.