(kat) Das deutsche Unicef-Komitee verliert das Spendensiegel. Ein harter Schlag für die Basis. ?Wir leisten ehrenamtliche und ehrliche Arbeit?, versicherte Helga Elzenbeck, Leiterin der Lohrer Unicef-Gruppe, auf Anfrage. Erst in der der vergangenen Woche veranstaltete die Mädchengruppe der Lohrer Gruppe einen Flohmarkt vorm Rathaus in Lohr. Beschimpfungen hätte es da keine gehagelt. ?Die Leute zeigten eher Mitleid mit uns an der Basis?, so Elzenbeck. Nur ein Mann habe sie wüst beschimpft.
Einen deutlichen Rückgang der Verkaufserlöse für die Unicef-Karten spürte die Lohrer Gruppe bereits vor zwei Wochen nach Bekanntwerden der Vorwürfe. Unicef habe dem ?Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen? Provisionszahlungen an Spendenwerber trotz entsprechender Fragen verschwiegen. Diese Zahlungen verstießen gegen die Standards, die für die Verleihung des Spendensiegels angelegt würden.
Wie und ob es mit der Lohrer Gruppe weitergeht, steht noch nicht fest. Das will Elzenbeck in einer Krisensitzung mit den rund 16 Mitgliedern und der vierköpfigen Mädchengruppe am Freitag klären. Bislang hätten die meisten Mitglieder signalisiert, weiter machen zu wollen. Auch für die Leiterin steht fest: ?Ich bleibe dabei.?
So lange auf der Welt Kinder hungerten, große Not litten und nicht gegen schlimme Krankheiten geimpft werden könnten, habe die Vereinigung international seine Berechtigung. Auch gebe es bei der Unicef nicht nur schwarze Schafe. ?Die meisten arbeiten wie wir zu 120 Prozent ehrenamtlich.?
Nach dem Entzug des Spendensiegels ergibt sich für die Gruppe eine neue Situation. Bislang hätten Firmen 100 oder 200 Unicef-Karten gekauft und dafür eine Spendenquittung bekommen. Ob sie das auch in Zukunft machen werden, steht in den Sternen.
Eines möchte Elzenbeck jetzt schon klarstellen: Wer Geld an Unicef gebe, könne die Spende auch weiterhin steuerlich absetzen.