Könnte ein neues Förderprogramm des Bundes dem Lohrer Bahnhof ein Fahrradparkhaus bescheren? Und vielleicht auch gleich noch die seit Jahren am Bahnhof fehlende öffentliche Toilette? Die Stadtratsfraktion der Grünen sieht diese Möglichkeit. Sie hat in Person ihres Vorsitzenden Clemens Kracht einen Antrag auf "umgehende Beratung" des Themas im Stadtrat an Bürgermeister Mario Paul adressiert.
Ziel müsse es angesichts knapper Fristen sein, so Kracht, für den Lohrer Bahnhof rechtzeitig einen Antrag für das vom Bundestag ausgerufene neue "Förderprogramm Fahrradparkhäuser an Bahnhöfen" zu stellen. Dieses Förderprogramm gibt es laut Kracht erst seit 6. März. Dafür seien im Bundeshaushalt für 2023 bis 2026 insgesamt 110 Millionen Euro vorgesehen.
Für finanzschwache Kommunen, zu denen Lohr eventuell zählen könnte, ist laut Kracht ein Zuschuss von bis zu 90 Prozent denkbar. Förderfähig seien beispielsweise der Grunderwerb sowie Kosten für Planung und Bau von Fahrradparkhäusern mit mindestens 100 Stellplätzen. Daneben seien auch Zuschüsse für die Umnutzung leerstehender Bestandsgebäude denkbar. Solche Gebäude gebe es am Lohrer Bahnhof, so Kracht. Besonders zu erwähnen ist aus seiner Sicht, dass auch die Förderung von ergänzenden Serviceleistungen möglich ist. Namentlich genannt sind hier neben Fahrradwaschanlagen und E-Ladestationen auch sanitäre Anlagen. "Um in dieses Förderprogramm zu kommen, sind allerdings recht anspruchsvolle Fristen gesetzt", schreibt Kracht. Konkret laufe die erste Phase in Form einer Interessenbekundung seit 15. März und nur noch bis 7. Mai. In dieser Phase müsse eine Projektskizze vorgelegt werden.
Zehn Anlagen waren geplant
Die Stadt Lohr hätte dabei womöglich eine gute Ausgangslage. Schließlich befasst sie sich schon länger mit einem Konzept zum Bau von Abstellanlagen für Fahrräder im gesamten Stadtgebiet. Dieses Konzept sah ursprünglich zehn Standorte im Stadtgebiet vor. Es war schon fast bis zur Umsetzungsreife gediehen – ehe die fehlenden Finanzmittel der Stadt einen Strich durch die Rechnung machten. Als einziger Standort für eine neue Radabstellanlage war zuletzt tatsächlich der Bahnhof übrig geblieben. Für eine Umsetzung ist im aktuellen Haushalt der Stadt jedoch kein Betrag explizit für dieses Projekt vorgesehen.
Kracht fordert in seinem Antrag nun, dass der Stadtrat in einem ersten Schritt die Absicht erklären sollte, dass die Stadt Lohr an dem Förderprogramm teilnehmen will. Anschließend müsse man einen passenden Ort für die Abstellanlage festlegen. Um herauszufinden, welcher Standort geeignet sei, könne die Stadt laut Kracht bereits auf umfangreiche Informationen zurückgreifen, die durch die Gespräche mit der Deutschen Bahn und dem neuen Eigentümer des Bahnhofgebäudes vorlägen. Für die Diskussion sei es wichtig, zu erfahren, ob für die Stadt Grunderwerb notwendig und möglich sei. Auch sei zu klären, ob vorhandene Gebäude genutzt werden könnten.
Als Standorte im direkten Umfeld des Bahnhofs bieten sich aus Sicht der Grünen die alte Güterhalle auf der linken Seite der Bahnhofszufahrt, das gegenüberliegende, der Stadt gehörende und weitgehend ungenutzte Wohnhaus mitsamt Parkplätzen sowie Teile des einem Investor gehörenden Parkplatzes hinter dem Bahnhof an.
Der Antrag der Grünen ist in einer der nächsten Stadtratssitzungen zu behandeln. Wann dies der Fall sein wird, steht noch nicht fest.