Obwohl die klinische Neurologie im Landkreis Main-Spessart erst 25 Jahre jung ist, hat sie schon vielen Patienten helfen können. Und es werden jährlich mehr.
In einer Feierstunde in Lohr blickte Chefarzt Dr. Michael Schlenker auf das erste Vierteljahrhundert zurück. Als die Neurologe 1991 in Lohr gegründet wurde, gehörte sie wegen der inhaltlichen Nähe zur Psychiatrie noch zum Bezirkskrankenhaus.
Zu Schlenkers Dienstantritt im Jahr 1993 wurden jährlich 200 Patienten behandelt; heute sind 1700, davon 550 Schlaganfälle. Auf die sogenannte Stroke Unit – eine zertifizierte Einheit für die schnelle Behandlung von Schlaganfällen rund um die Uhr – ist die Abteilung besonders stolz. Aber auch weitere Krankheiten des Gehirns, des Rückenmarks, des Nervensystems und der Muskeln gehören in das Fachgebiet. Dazu gehören Multiple Sklerose, Parkinson, Epilepsien, Bandscheibenleiden, Gehirntumore und Infektionen nach Zeckenbiss. 80 Prozent der Patienten seien Notfälle, erklärte Schlenker.
Die Weiterentwicklung der Diagnostik und der Therapien gaben dann den Ausschlag, die Neurologie samt Radiologie-Praxis ans Kreiskrankenhaus Lohr und damit ins Klinikum Main-Spessart zu verlagern. Schnelle Untersuchungsverfahren und die Weiterversorgung im Allgemeinkrankenhaus waren unabdingbar geworden.
Ultraschallgeräte, Computer- und Kernspintomografen hätten die Diagnostik revolutioniert. Große Fortschritte bringen die modernen Therapien bei Multipler Sklerose, Parkinson oder Schlaganfall. Sie böten Hilfe für Menschen, „die früher im Rollstuhl gelandet wären“, sagte Schlenker.
Schlenker, der zwischenzeitlich auch Ärztlicher Direktor am Klinikum Main-Spessart war, betonte, dass die Entscheidung für den Klinikneubau und die Zentralisierung in Lohr richtig gewesen sei, denn dadurch werde eine hochwertige moderne Medizin im Landkreis erhalten.
Schlenker selbst wird im Frühjahr 2017 in den Ruhestand treten. Er freute sich, dass sich für seine Nachfolge in der Neurologie bereits fünf habilitierte Oberärzte aus Deutschland und der Schweiz sowie drei Chefärzte beworben haben. Schlenker kommentierte launig: „Lohr ist nicht der Nabel der Welt, aber man kann hier was machen.“
Rückblickend bezeichnete er das Personal der Neurologie, von der Putzfrau bis zum Arzt, als „ein Team“. Sie seien ein „Glücksfall“ für die Neurologie. Die Pflegekräfte, die aus der Psychiatrie kamen, hätten „großes Engagement, einen menschlichen Ton und viel Geduld“ mitgebracht. Schlenker brach auch eine Lanze für die ausländischen Ärzte am Klinikum, ohne die die medizinische Versorgung längst zusammengebrochen wäre. Sie seien engagiert und bemüht, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.
In einem Festvortrag ging Prof. Dr. Michael Madeja, Neurowissenschaftler der Uni Frankfurt, auf den Stand der Forschung bei den neurologischen Krankheiten ein. Sein ernüchterndes Fazit: Noch gebe es keine Heilung, aber in einigen Fällen viel versprechende neue Therapieansätze. Madeja erklärte aber auch, dass besonders die Demenzkrankheiten in Zukunft wegen der älter werdenden Bevölkerung stark zunehmen würden. Er hofft, dass es eines Tage eine Impfung gegen Alzheimer geben werde. Noch sei man nicht so weit.
Landrat Thomas Schiebel lobte den „qualitativen Mehrwert für die Bevölkerung“ durch die Neurologie in den vergangenen 25 Jahren. Besonders die Stroke Unit sei wichtig, um schnell und auf hohem Niveau auf neurologische Erkrankungen reagieren zu können.
Armin Grein, Vertreter des Bezirkstagspräsidenten, erinnerte daran, dass die Neurologie in Lohr Erfolgsgeschichte geschrieben habe. Er freue sich, dass die Abteilung im Zuge des Klinikneubaus auf dem BKH-Gelände „nach Hause“ zurückkehren werde.
Für über 20 Jahre Mitarbeit in der Neurologie ehrte das Klinikum Regina Dehmer, Ruth Graf, Dr. Matthias Gümmer, Christine Lauer, Gerhard Müller, Franziska Radtkowski, Dr. Michael Schlenker, Sigrid Schwab, Carmen Vogler und Martina Völker-Ott.