Der erste von drei Vorträgen der China-Reihe zur Geschichte und Kultur Chinas startete am vergangenen Dienstag im Lohrer Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium vor rund 80 Zuhörerinnen und Zuhörern. Seit diesem Schuljahr bietet das Gymnasium im freiwilligen Nachmittagsunterricht Chinesisch an. Die Vortragsreihe wurde im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen Gymnasium und sinologischem Institut der Universität Würzburg konzipiert und ergänzt das Angebot im Fachbereich Sinologie.
Der Würzburger Sinologe Michael Malzer beleuchtete den deutschen Kolonialismus in China. Dabei bereitete er die Geschichte Chinas in kurzem Rückblick verständlich auf und leitete damit über zu dem heutigen Selbstverständnis der Großmacht. So war der Vortrag mehr als eine Abhandlung von Zahlen, Daten und Fakten, sondern setzte die Vergangenheit in Bezug zur Gegenwart. Von der Unterdrückung Chinas im 19. Jahrhundert, an das aus chinesischer Sicht als "Jahrhundert der Schande" erinnert wird, bis zur heutigen Großmacht, die großen Wert auf eigene Souveränität lege, diese aber auch bei ihren Handelspartnern achte, erklärte Malzer.
Über die USA ist mehr Wissen vorhanden
Dass das Wissen über China in der westlichen Welt gegenüber anderen Ländern hinterherhinke, habe eine Befragung der Schüler gezeigt, sagte Schulleiter Bernd Rottenbacher. Über die USA sei mehr Wissen in geschichtlicher, sprachlicher und kultureller Hinsicht vorhanden.
Auch habe sich in der Bedarfsanalyse im Vorfeld der Gründung der China-AG ergeben, dass noch mehr Schülerinnen und Schüler das Fach belegt hätten, wenn Japanisch gelehrt worden wäre, sagte Rottenbacher. Er vermutete, dass Vorurteile gegenüber der "gelben Gefahr", wie China lange betitelt wurde, bis heute in den Köpfen verankert sind.
Einschätzung bestätigt
Malzer bestätigte die Einschätzung und führte das Beibehalten des negativen Gedankens auch auf Chinas Menschenrechtsverstöße zurück. Gleichzeitig sei eine Welle der Popkultur festzustellen, die Korea stark in den Fokus rücke. Das zeige sich auch an der Belegung der Studiengänge an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Aber auch die aktuellen Manga-Filme aus Japan seien nachgefragt. Das mache beide asiatischen Länder interessant. "Da hat China wenig zu bieten", sagte Malzer. Aber China spielt als Handelspartner Deutschlands eine große Rolle.
Die Idee, Chinesisch als Unterrichtsfach am Gymnasium anzubieten, wurde seitens der Wirtschaft an die Schule herangetragen, erklärte Rottenbacher. Der Schulleiter sagte in seiner Eröffnungsansprache, dass die Schule sich der Verantwortung der Bildung der Schüler bewusst sei. "Bildung soll auf das Leben vorbereiten." Verständnis für die chinesische Sprache und Kultur sei ein Teil davon.
Die nächsten Vorträge widmen sich dem Philosophen Konfuzius und den amerikanisch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen. Termine werden noch bekannt gegeben.