Samstag 15.30 Uhr – Explosion im Heizungskeller des Diakonischen Seniorenheims Haus Lehmgruben in Marktheidenfeld. Starke Rauchentwicklung macht sich bemerkbar. Mehrere Arbeiter befinden sich verletzt im Keller. Im Dachgeschoss machen sich am Fenster Eingeschlossene bemerkbar. Das fünfgeschossige Brunnenhaus mit knapp 30 Zimmern muss evakuiert werden.
Glücklicherweise war dies nur das Szenario für eine Übung, aber ein Unglücksfall solchen Ausmaßes ist in einem großen Gebäudekomplex leider nicht unrealistisch. Ausgedacht hatten sich dieses Geschehen Kreisbrandinspektor Bertram Werrlein und Klaus Scheller, Fachdienstführer der Sanitätsbereitschaft und der Schnelleinsatzgruppe (SEG) Marktheidenfeld des Roten Kreuzes (BRK).
Bei der Großübung zogen sie am Samstag über 200 Einsatzkräfte zusammen, um das reibungslose Ineinandergreifen bei Brandbekämpfung, Versorgung von Verletzten und Evakuierung von Gefährdeten zu erproben. 105 Aktive der neun Feuerwehren aus Marktheidenfeld, Glasofen, Michelrieth, Oberwittbach, Zimmern, Esselbach, Hafenlohr, Karbach und Trennfeld trafen vor Ort ein. Im Einsatz befanden sich mehrere Tanklöschfahrzeuge und die Drehleiter der Marktheidenfelder Wehr. Viele hundert Meter Schlauchleitung wurden gelegt, um den Brand von mehreren Seiten zu bekämpfen.
Die Schnelleinsatzgruppen des BRK Main-Spessart waren mit eineinhalb Dutzend Fahrzeugen vor Ort. Die Schnelleinsatzgruppe aus Marktheidenfeld sorgte mit ihren Kollegen aus Karbach, Homburg und Kreuzwertheim für die Erstversorgung der Verletzten sowie die zügige Evakuierung des Brunnenhauses. Der Rettungstransport lag bei BRK-Teams aus Karlstadt, Lohr und Marktheidenfeld.
Ein knappes Dutzend Bewohner und mehrere Mitarbeiter des Hauses Lehmgruben sowie einige Jugendfeuerwehrmitglieder stellten sich zur Übung als Opfer zur Verfügung. Technik und Sicherheit gewährleistete die BRK-Bereitschaft aus Lohr. In der Turnhalle der angrenzenden Grundschule bauten BRK-Kräfte aus Arnstein und Gemünden eine Notunterkunft für die evakuierten Heimbewohner auf, da man davon ausging, dass sie sich nur vorrübergehend an den beiden Sammelstellen in der Kapelle und im Speisesaal des Seniorenzentrums aufhalten könnten.
In die Übung waren auch Notfallseelsorger einbezogen und mit Wilhelm Glück, Christian Sommer (beide Karlstadt), Fried Hochapfel (Lohr) und Bernold Schenk (Langenprozelten) waren auch vier Notärzte vor Ort. Das ganze Geschehen wurde von mehreren Beobachtergruppen mit Kreisbrandrat Manfred Brust an der Spitze beobachtet und beurteilt.
Für Außenstehende verlief die Personenbergung aus einer nur schwierig anzusteuernden Dachgaube mit der Drehleiter besonders spektakulär. Auch der Löscheinsatz über das Dach des Brunnenhauses hinweg war eindrucksvoll, wie auch das Vordringen von Atemschutzträgern zum Brandherd. Von außen weniger zu sehen war die Bergung der im Keller Verletzten zum rückwärtigen Park hin. Notarzt Bernold Schenk wies auf das entscheidende kurze Zeitfenster hin, um nach einem Unfall möglichst früh mit einer gezielten Behandlung beginnen zu können.
Geschäftig wirkte die Evakuierung der Heimbewohner, die übungshalber zu beruhigen sowie an der Sammelstelle zu übergeben und zu erfassen waren. Auf die vollkommene Auslagerung in die Notunterkunft in der Turnhalle der Grundschule verzichtete die Übungsleitung schließlich, da es inzwischen kräftig zu regnen begonnen hatte. Dort stand jedenfalls die nötige Ausrüstung zur Verfügung.
Am Ende der mehrstündigen Großübung kamen alle Beteiligten im Speisesaal des Seniorenzentrums zusammen. Dort zeigte sich Klaus Scheller insgesamt mit dem Verlauf recht zufrieden. Man habe allerdings Ansätze für Verbesserungen im Feinbereich durchaus erkennen können. Kreisbrandrat Manfred Brust hoffte darauf, dass das Zusammenspiel der Rettungskräfte künftig weiter vertieft werden könne.
Kreisbrandinspektor Bertram Werrlein versprach nach der zweiten Großübung innerhalb weniger Wochen etwas Zurückhaltung für die nähere Zukunft und freute sich über die gute Koordination zwischen den Einheiten. Die Übung hatte auf Wunsch des Leiters des Hauses Lehmgruben, Diakon Ulrich Gräßel, dort stattgefunden. Er lud die Aktiven zu einer Brotzeit ein. Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder hatte sich auch einen Eindruck vom Geschehen gemacht. Sie wies darauf hin, dass in der Stadt mehrere solcher Großobjekte vorhanden seien, die einen solchen Einsatz erforderlich machen könnten. Es sei gut, darauf vorbereitet zu sein.
ONLINE-TIPP
Mehr Bilder unter www.mainpost.de/regional/main-spessart