Bei der diesjährigen Exkursion des Arbeitstreffens "Seltene Gehölze", die aus Fortsfachleuten aus ganz Bayern und der Veitshöchheimer Landesanstalt für Wein- und Gartenbau besteht, war das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt (AELF) Gastgeber. Fünf Waldstandorte in Main-Spessart mit seltenen Baumarbeiten standen auf dem Besichtigungsprogramm, das schreibt das Amt in einer Mitteilung, der folgende Informationen entnommen sind.
Die erste Station war ein Praxisanbauversuch, ein Förderprogramm der Forstverwaltung, im Stadtwald Alzenau. Hier wurden von November 2021 bis Januar 2022 auf einer Fläche von etwa einem Hektar Aufforstungen mit der Libanon- und Atlaszeder, der Baumhasel und der Flaumeiche durchgeführt. Grund: Die schwierigen örtlichen Bodenverhältnisse und der Maikäfer hatten zu Ausfällen geführt, die nachgebessert werden mussten. Ob diese Bäume, die in wärmeren Klimaten heimisch sind, auch bei uns gedeihen, kann jedoch erst in einigen Jahren beantwortet werden.
Hitzeverträglichkeit allein reicht nicht aus
Danach ging es in die Gemeinde Großostheim zu einer Versuchsfläche der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft. Diese ist Teil einer internationalen Versuchsanlage, von der sich zwei Flächen in Bayern befinden. Sechs Baumarten, die mit warmen und trockenen Sommern zurechtkommen sollen, wurden 2012 dort angepflanzt. Dennoch war das Ergebnis nicht wie erhofft: Viele der Bäume hatten Frostschäden und waren daher im Wuchs deutlich zurück.
Die Experten waren sich einig, dass die Bäume der Zukunft nicht nur hitzetolerant, sondern auch frostunempfindlich, sein müssen. Laut Mitteilung lohne sich ein Blick "Zwillingsregionen", darunter werden Regionen verstanden, die bereits länger das Klima aufweisen, das Main-Spessart aufgrund des Klimawandels noch bekommen wird, wie beispielsweise die Provence in Frankreich. Die französischen Förster wiederum halten bereits in Spanien und Griechenland Ausschau nach geeigneten Baumarten.
Umstrittene Baumarten als Gewinn
Als nächstes Thema beschäftigte sich die Gruppe mit einer Baumart, die in der Vergangenheit eher als Problem gesehen wurde – die Spätblühende Traubenkirsche. Sie war ursprünglich im Osten Amerikas beheimatet und erzielte dort gut Holzpreise. Bei uns wird sie aber aufgrund ihrer invasiven Eigenschaften nicht so gern. Im Hübnerwald Großostheim gibt es einen kleineren Bestand, der gepflegt wurde, heranwuchs und bislang gute Stammformen aufweist. Die Experten sind sich einig, dass zukünftig mehr als bisher mit der spätblühenden Traubenkirsche gearbeitet werden sollte.
Eine Baumart, die ebenfalls nicht unumstritten ist, ist die Paulownia, der Blauglockenbaum. Auch dieser gilt als möglicherweise invasiv und wird daher bei Neupflanzungen üblicherweise nicht eingesetzt. Auf einer Versuchsfläche der technischen Universität München im Gemeindewald Großostheim wurden vier verschiedene Arten angepflanzt. Auch wenn die Bäume teilweise eine stattliche Höhe aufweisen, sehen die Fachleute den Baum kritisch. Denn er erfordert einen hohen Pflegeaufwand, ist frostempfindlich und bildet gerne dürre Äste aus, die – wenn der Baum an Wegen und Straßen steht – für Mensch oder Auto gefährlich sein können.
Einmaliger Bestand an Zerreichen
Zum Abschluss der Exkursion wurde noch ein seltener Bestand an Zerreichen im Gemeindewald Eschau besichtigt. Die rund 150 Jahre alten Bäume bilden laut Mitteilung eine in Deutschland nahezu einzigartige Fläche. Das natürliche Verbreitungsgebiet liegt in Südfrankreich, Italien und Südosteuropa. Obwohl die Holzqualität geringer ist als bei der heimischen Eichenarten, könnte die Zerreiche Zukunftspotential haben, da sie sich noch besser an Hitze und Trockenheit anpasst.
"Es gibt kein einfaches Rezept für den Waldumbau, das hat auch diese Exkursion wieder gezeigt", fasste Christoph Kirchner, Abteilungsleiter am AELF Karlstadt, das Ergebnis zusammen. "Doch es gilt auch: Ohne Offenheit für neue Baumarten wird es nicht gelingen."