„Versuchter Totschlag, schwere Brandstiftung, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion“ – das sind schwere Vorwürfe. Die Würzburger Staatsanwaltschaft erhebt sie nun gegen den 23-jährigen Sohn der Familie, die das bei einer Explosion am 4. Juni zerstörte Haus in der Himmelstadter Fischergasse bewohnte.
Nach der Explosion gab's ein, zwei Tage Medienrummel, dann kehrte wieder Ruhe ein an der beschaulichen Himmelstadter Mainpromenade mit Naturschaugarten, Kinderspielplatz und Tischtennisplatte. Nur der Feuermelder piepte noch ein paar Tage lang. Von der Kripo hieß es zunächst, eine Spurensuche sei noch nicht möglich, da das Haus einsturzbedroht sei. Die Familienmitglieder wurden nach einigen Tagen mit Knochenbrüchen und anderen Verletzungen aus dem Krankenhaus entlassen, hieß es. Sie kamen bei einer Nachbarin unter.
Hilfe für die Familie
Die Himmelstadter organisierten mehrere Hilfsaktionen für die über Nacht obdachlos gewordenen Hauseigentümer. Von Maxl-Bäck erhielt die Familie 1300 Euro – der Erlös eines Samstags in der Himmelstadter Filiale –, eine Nachbarin organisierte einen 500-Euro-Gutschein von C&A und auf dem Spendenkonto der Gemeinde waren bis Donnerstag schon 7500 Euro eingegangen.
Am Montagmorgen beginnen die Abbrucharbeiten in der Himmelstadter Fischergasse. Der Familienvater hilft mit in der Hoffnung, Bekleidung, Wertsachen und Papiere aus dem Haus zu retten. Die Kripo schaut vorbei und überprüft den Fortgang der Arbeiten. Sobald das Haus abgerissen ist, wollen die Beamten den Keller untersuchen und dort Spuren sichern. Dort vermuten sie den Ausgangspunkt der Explosion.
Viele Sorgen
Am Montagmittag verrät die Staatsanwaltschaft, dass der 23-jährige Sohn der Familie schnell unter Verdacht stand. „Und der Verdacht hat sich auch schnell erhärtet“, sagt Thorsten Seebach, der stellvertretende Pressesprecher. Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur sollen Feuerwehrleute kurz nach dem Eintreffen am Unglücksort Benzingeruch wahrgenommen haben. Kreisbrandinspektor Georg Rumpel und Stephan Brust, Kommandant der Karlstadter Feuerwehr, bestätigten dies nicht. Himmelstadts Bürgermeister Gundram Gehrsitz sagt, der Beschuldigte sei bisher „völlig unauffällig“ gewesen und habe im Ort gearbeitet.
Solange der junge Mann im Krankenhaus lag, wurde er bewacht, mittlerweile befindet er sich in einer Justizvollzugsanstalt. „Ich habe meinen Sohn seit drei Wochen nicht sehen oder sprechen dürfen“, sagt der Vater des Beschuldigten. Die Mutter fügt an: „Wir wollen ja nicht über diese Sache mit ihm reden. Wir wollen ihn nur mal sehen.“
Zum Schock über den Verlust des Hauses und die finanzielle Ungewissheit in Zusammenhang mit den Versicherungsfragen, kommt nun noch die Sorge um den Sohn. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das absichtlich getan hat“, sagt die Mutter des 23-Jährigen.