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Lohr: Fastenbrechen in der Moschee

Lohr

Fastenbrechen in der Moschee

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    Gemeinsam begrüßen (von links) Emre Oymak, Sprecher des tür­kisch-is­la­mi­schen Kul­tur­ve­r­eins e.V. Di­tib Lohr, und Iman Nadir Kirici die rund 150 Gäste zum abendlichen Fastenbrechen.
    Gemeinsam begrüßen (von links) Emre Oymak, Sprecher des tür­kisch-is­la­mi­schen Kul­tur­ve­r­eins e.V. Di­tib Lohr, und Iman Nadir Kirici die rund 150 Gäste zum abendlichen Fastenbrechen. Foto: Annette Helfmann

    Emre Oymak vom türkisch-islamischen Kulturverein Ditib Lohr hat am Samstag rund 150 Gäste zum abendlichen Fastenbrechen begrüßt: "Wir möchten Brücken bauen", sagte er in der Ulu-Moschee an der Partensteiner Straße. Gekommen waren unter anderem Kommunalpolitiker, Vertreter der Lohrer Polizei und des Helferkreises Migration.

    29 Tage dauert für die gläubigen Muslime in diesem Jahr der Fastenmonat Ramadan. Jeden Abend wird während dieser Zeit das gemeinsame Ritual des Fastenbrechens gefeiert. Es ist Tradition, dass der türkisch-islamische Kulturverein auch Personen des öffentlichen Lebens dazu einlädt. Um die große Zahl der Gäste zu bewirten, hat der Verein eigens einen Koch aus der Türkei engagiert.

    Der Samstag war der siebte Tag des Fastenmonats Ramadan. Gekommen waren zahlreiche Muslime, nicht nur aus Lohr. Aus Mülheim an der Ruhr kommt Süleyman Yeter. Er arbeitet bei der Deutschen Bahn und ist derzeit aus beruflichen Gründen in Lohr. Dass er zum Fastenbrechen in die örtliche Moschee kommt, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit.

    AfD bereitet keine Sorgen

    Wir haben ihn und andere Gäste des Abends nach Ihrer Meinung zum Ergebnis der Bundestagswahl gefragt. "Im Ruhrgebiet, wo ich herkomme, wurde gezielt AfD gewählt", berichtet Yeter. Seine Einschätzung ist, dass die AfD vor allem deshalb gewählt worden sei, um einer Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Grund zur Sorge sehe er darin nicht.

    Auch Kemal Kilinc ist angesichts des starken Abschneidens der AfD nicht beunruhigt. "Das Ergebnis war in Ostdeutschland. Wir sind im Westen", meint er. Trotzdem befürchtet er, "dass die AfD noch zulegen wird". Wie Yeter denkt auch er, dass die AfD nur deshalb so viele Wählerstimmen erhalten habe, weil "in den letzten 15 bis 20 Jahren in Deutschland falsche Politik gemacht" worden sei.

    Jüngere sehen es anders

    Auch Oymak führt das Ergebnis auf eine Unzufriedenheit zurück. Er ist der Ansicht, dass es viele Protestwähler gebeben habe. Im Gespräch mit weiteren Muslimen erfahren wir, dass die Politik für manche keine große Rolle spielt. Ganz anders Adrian Trajkovic, der als Klassensprecher der 8a der Lohrer Mittelschule am Samstag gemeinsam mit Schulfreunden und Klassenlehrerin Fiona Fischer in die Ulu-Moschee gekommen ist. Er hat die Juniorwahl in der Schule mitorganisiert und ist "sehr glücklich", dass das dortige Wahlergebnis ein anderes war.

    Mit seiner Lehrerin teilt er die Einschätzung, dass Menschen vor allem aus Unsicherheit fremdenfeindlich wählen. "Was ich kenne, kann ich nicht verteufeln", meint Fischer. Wenn man sich kennt, dann achtet man auf den Menschen und sein individuelles Verhalten und nicht auf seine Herkunft, sagt auch Trajkovic.

    Dass die Fremdenfeindlichkeit im Wahlergebnis so deutlich abzulesen ist, findet die 16-Jährige Nimet Demir "richtig schlimm". Er ergänzt: "Ich habe Angst, dass es schlimmer werden könnte." Basak Dogan vom Jugendvorstand des Kulturvereins findet es "schade und traurig". Man heiße alle gerne willkommen und spreche miteinander, egal welcher Religion der andere angehöre. Diese positive Stimmung des Abends hob auch Lohrs Bürgermeister Mario Paul in seinem Grußwort hervor: Er bedankte sich bei den Gastgebern für die große Herzlichkeit und betonte, dass das Gemeinsame des Abends heuer umso wichtiger sei, um die Gemeinsamkeit und nicht das Trennende zu suchen.

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