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LOHR: Festbierprobe im verschärften Modus

LOHR

Festbierprobe im verschärften Modus

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    Ein Schlag, kein Spritzer: Völlig zwischenfallfrei stach Lohrs Bürgermeister Mario Paul bei der Bierprobe am Mittwochabend das erste Fass Festbier an. Aufmerksam beobachteten ihn (von links) Festwirt Franz Widmann, Brauhaus-Wirt Sebastian Merz sowie die Brauereivertreter Norbert Lange, Ralph Rosenberger und Bruno Orlowski.
    Ein Schlag, kein Spritzer: Völlig zwischenfallfrei stach Lohrs Bürgermeister Mario Paul bei der Bierprobe am Mittwochabend das erste Fass Festbier an. Aufmerksam beobachteten ihn (von links) Festwirt Franz Widmann, Brauhaus-Wirt Sebastian Merz sowie die Brauereivertreter Norbert Lange, Ralph Rosenberger und Bruno Orlowski. Foto: Fotos: Johannes Ungemach

    „Da haben sie Glück gehabt. Das Bier darf ausgeschenkt werden“ – mit diesem, an die Brauereivertreter gerichteten launigen Satz gab Bürgermeister Mario Paul am Mittwochabend den Gerstensaft für die 71. Lohrer Spessartfestwoche frei. Die vorangegangene Festbierprobe war eine kurzweilige Veranstaltung, die heuer freilich unter verschärften Bedingungen stattfand.

    Neben dem Bier floss auch der Schweiß

    Das lag nicht nur an den tropisch-dampfigen Temperaturen, die im Brauhaus neben dem Bier auch den Schweiß fließen ließen. Ihren Namen verdiente sich die Bierprobe diesmal im Vergleich zu früheren Jahren aber aus einem anderen Grund. Das in den vergangenen Wochen im Kessel des Lohrer Brauhauses kreierte Gebräu musste sich tatsächlich der kritischen Prüfung einer vierköpfige Jury unterziehen. „Wir nehmen es jetzt mal ernst“, kommentierte Paul dies.

    An der fachlichen Qualifikation der Jury ließ er keine Zweifel. Landrat Thomas Schiebel, einer der Probanden, besuche so viele Feste im Landkreis wie sonst keiner, so der Bürgermeister. Mittelschulleiterin Susanne Rinno wiederum lebe in Marktheidenfeld, kenne also neben der Festwoche auch die dortige Laurenzi-Messe und somit die beiden bedeutendsten Volksfeste im Kreis. Festwirtin und Landtagsabgeordnete Jutta Widmann schließlich komme in ganz Bayern rum.

    Paul braucht nur einen Schlag für das erste Fass

    Paul selbst, der vierte im Bunde, hatte sich zuvor zumindest als Experte im Bierzapfen erwiesen: Mit einem einzigen Schlag und völlig spritzerfrei stach er das erste Fass an.

    Und so konnten sich die Tester ans Werk machen. Wort- und gestenreich beurteilten sie Geruch, Geschmack, Aussehen und den Schaum des Bieres, sprachen von Vollmundigkeit, Bernsteinfarbe und geschmeidigem Abgang. Gerade als man hätte denken können, dass da tatsächlich Experten urteilen, machte Schiebel diesen Eindruck mit einem einzigen Satz zunichte: „Eindeutige Anzeichen von Bier“ schmecke er, so der Landrat.

    Schiebel will Lohrer Wasser geschmeckt haben

    Spätestens, als er wenig später auch noch behauptete, dass man das Lohrer Wasser, aus dem das Festbier bekanntlich gebraut werden muss aber nicht immer gebraut wurde, „förmlich riechen“ könne, war klar, dass das Juryvotum wohl nicht ganz hieb- und stichfest sein dürfte. Sei's drum: Am Ende gab das Gremium dem Festbier die volle Punktzahl. Paul verlieh den Brauern für die „geprüfte Qualität“ eine Urkunde.

    Braumeister versichert Lohrer Herkunft

    Braumeister Thomas Wamser verriet schließlich das, was die Biertester nicht herausschmecken konnten: Das diesjährige Festbier hat 5,5 Alkoholprozent, etwas weniger als im Vorjahr. Vom Geschmack her ist es nicht allzu herb. Und: „Jeder Tropfen, der auf der Festwoche ausgeschenkt wird, kommt aus dem Brauhaus“, versicherte der Brauer, wohl mit Blick auf den in manchen Köpfen noch umhergeisternden „Bierskandal“ des Jahres 2012.

    Knapp 140.000 Liter dürften auf jeden Fall reichen

    126 Sude haben die Brauer über die Wochen im Lohrer Kessel angerührt. Das dürfte einer Biermenge von knapp 140 000 Litern entsprechen, was für die Festwoche wiederum dicke ausreichen sollte. Während des zehntägigen Volksfestes werden erfahrungsgemäß zwischen 80 000 und 90 000 Liter Bier ausgeschenkt, sagen Kenner.

    Thomas Schiebel bezeichnete die Festwoche angesichts ihrer Dimension zunächst ganz staatstragend als „tragende Säule“ im Landkreis. Dann jedoch verteilte der Landrat die Seitenhiebe und Spitzen, die man von ihm bei solchen Anlässen kennt. Ihn habe ja eigentlich nur die Neugierde zur Bierprobe nach Lohr getrieben. Er habe sich einfach davon überzeugen wollen, dass wenigstens die Festwoche auch wirklich noch eine ganze Woche dauere, scherzte Schiebel mit Blick auf das deutlich verkürzte Heimatfest in seiner Heimatstadt Gemünden. Vielleicht könne man den aus der dortigen Verkürzung resultierenden Rückgang beim Bierabsatz ja kompensieren, indem man die Lohrer Festwoche verlängere – um zwei Stunden etwa, so Schiebel zur Erheiterung des Publikums.

    Schiebel will „kommunalpolitischem Freibeuter“ keine Angriffsfläche ermöglichen

    Trotz aller Späße betonte er aber auch die Ernsthaftigkeit der Bierprobe. Angesichts des „kommunalpolitischen Freibeuters“, der in Lohr seit geraumer Zeit so manchen Vorgang kritisch unter die Lupe nehme, wolle er mit seiner gestrengen Aufsicht über die Bierprobe sicherstellen, dass deren Ergebnis nicht durch ein Rechtsgutachten angefochten werden könne, erklärte der Landrat. Er werde persönlich darüber wachen, dass Bürgermeister Paul bei der Abstimmung über das Bier keine Fehler mache. „Nicht dass wir an Weihnachten die Bierprobe wiederholen müssen“, so Schiebel unter dem Gejohle des rund 60-köpfigen Publikums.

    Für Erheiterung sorgten im Laufe des Abends auch Norbert Lange, der Geschäftsführer der Würzburger Hofbräu, und Kabarettistin Rena Schwarz. Der eine beschrieb in Reimform die identitätsstiftende Wirkung der Lohrer Festwoche, die andere gesanglich ihre Nöte als beste und vor allem umtriebigste Wirtin der Stadt.

    Neben Vertretern aus Verwaltung, Politik und Behörden hatte die Stadt auch wieder eine Gruppe Ehrenamtlicher zur Bierprobe eingeladen, diesmal vom Lohrer Helferkreis Asyl. Für den musikalischen Rahmen sorgte „Freehander“ Frank Schwab. Für die Bewirtung erhielt das neue Wirtspaar des Brauhauses, Sebastian und Carmen Merz, reichlich Applaus.

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