Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

Lohr: Feuerwehr rettet Iltis aus Kanaldeckel: Mit Schleim befreit

Lohr

Feuerwehr rettet Iltis aus Kanaldeckel: Mit Schleim befreit

    • |
    • |
    Diesen Iltis befreiten Lohrer Feuerwehrleute und Tierarzt Manfred Zorn aus einem Kanaldeckel.
    Diesen Iltis befreiten Lohrer Feuerwehrleute und Tierarzt Manfred Zorn aus einem Kanaldeckel. Foto: Sebastian Mademann, Feuerwehr Lohr

    In seinen 46 Jahren als Feuerwehrmann hat Arthur Väth schon so manch tierischen Einsatz mitgemacht: Er hat Katzen und Papageien aus Bäumen gerettet, Raben aus der Dachrinne geholt, Schwäne von Angelhaken befreit. Auch für Tierarzt Manfred Zorn war es eine Premiere. Mit vereinten Kräften befreiten sie einen Iltis, der in einem Loch eines Kanaldeckels feststeckte. 

    Als Väth, seit 1987 hauptberuflicher Gerätewart der Feuerwache Lohr, kurz vor halb sieben seinen Dienst antrat, war seine Kameradin Kristina Wenzel schon auf dem Hof vorgefahren: Sie hatte noch vor ihm die Alarm-App der Rettungsleitstelle (112) registriert. Der Auftrag: "Kleintierrettung". Zusammen mit dem stellvertretenden Kommandanten Sebastian Mademann rückten sie mit dem kleinen Vorausrüstwagen in die Straße "Am Rechtenbach" am Stadtrand von Lohr aus. Wohlweislich hatte Väth das Fahrzeug noch schnell mit Salatöl aus der Feuerwehrküche nachgerüstet. 

    Feuerwehr-Handschuh bestand Beißtest mit Bravour

    Doch die Rettung gestaltete sich schwierig, erzählt Väth auf Nachfrage der Redaktion: Das kleine Kerlchen, das kaum ein Kilo auf die Waage bringt, wehrte sich mit Leibeskräften gegen seine Befreiung, nachdem das Feuerwehr-Trio den gut zentnerschweren Kanaldeckel mitsamt dem  Gefangenen herausgehoben hatte. "Er hat immer wieder in den Handschuh gebissen, bestimmt vier-, fünfmal", berichtet Väth. Der Handschuh bestand diesen Beißtest mit Bravour. 

    Das Salatöl reichte nicht aus: Der Iltis hatte seinen schlanken Hals so weit durch das Loch gesteckt, dass die Haut beim Zurückziehen Falten bildete, "wie Widerhaken", vergleicht Väth. Ein V-Segment mit der Handsäge aus dem Deckel schneiden – "da hätten wir bis zum St.-Nimmerleinstag gebraucht". Eine Flex kam nicht in Frage, des Funkenflugs wegen. Die drei Feuerwehrler ließen die Kanalöffnung Kanalöffnung sein und sicherten sie flugs mit Leitkegeln. Während Väth fuhr, hielt Mademann den Deckel in der Vertikale und mit der anderen Hand den Körper des Iltis.

    Rettung dank künstlichen Geburtsschleims

    Die Einsatzkräfte hatten Glück: Tierarzt Manfred Zorn hat seine Praxis nur zwei Kilometer entfernt und war grade auf dem Sprung zu einer Hygienekontrolle. Da sich der Iltis auch gegen dessen Zugriff wehrte, betäubte ihn der Veterinär mit einer Spritze und befreite ihn schließlich mit Hilfe eines künstlichen Geburtsschleims. "Er hat a weng gedreht und dann hat's flutsch gemacht und der Iltis war draußen", schildert Väth. 

    Frettchen, aus Iltissen gezogene Haustiere, behandelt Zorn des öfteren. "Mit so was hab ich bisher noch nie zu tun gehabt", so der erfahrene Tierarzt. Nicht lange nachdem die Feuerwehrler das noch bewusstlose Tier in eine blaue Kunststofftonne gepackt und ihre Einsatzmeldung veröffentlicht hatten, kündigte sich auch schon Rettung an: Eine Mitarbeiterin des Retscheider Hofs in Bad Honnef Aegidienberg hatte die Rettungsaktion im Internet registriert, sofort reagiert und sich auf den Weg gemacht. Der Retscheider Hof ist die einzige Iltis-Auffangstation in Deutschland. Stefanie Huck betreue dort derzeit gut ein Dutzend Iltisse aus ganz Deutschland, erzählt ihr Mann Nils Becker auf Nachfrage. Sobald sie wieder fit sind, werden sie nach und nach ausgewildert.

    Die Zahl der Iltisse nimmt ab

    Im Gegensatz zum Steinmarder, der sich als Kulturfolger immer mehr verbreitet, nimmt die Zahl der Iltisse laut Becker immer mehr ab. "Echte Marder" (Stein- und Baummarder) sind ebenso eine Unterfamilie der marderartigen Tiere wie Iltisse, Hermeline und Nerze. Im Gegensatz zum Steinmarder springt und klettert der kleinere Iltis mit der markanten Gesichtsmaske nicht und meidet menschliche Behausungen, so Becker. Eines ist allen gemeinsam: Sie haben laut Becker einen empfindlichen Kreislauf, weshalb eine Betäubung bei diesen Tieren ein höheres Risiko darstellt als etwa bei Hunden.

    Ob der Lohrer Iltis die rund zweieinhalbstündige Autofahrt nach Bad Honnef gut überstanden hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Seine Bissspuren in Väths Handschuh werden den Feuerwehrmann jedenfalls noch lange an diesen außergewöhnlichen Einsatz erinnern.

    So transportierten die Feuerwehrleute den Iltis mitsamt Kanaldeckel zum Tierarzt.
    So transportierten die Feuerwehrleute den Iltis mitsamt Kanaldeckel zum Tierarzt. Foto: Sebastian Mademann, Feuerwehr Lohr
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden