Noch wird im ehemaligen Gasthaus Back gewerkelt und geflext. Dort, wo in den seit einigen Jahren leerstehenden Räumen momentan noch die Handwerker emsig arbeiten, wird der Optik-Konzern Fielmann bald eine Niederlassung eröffnen. Das bestätigte Matthias Branahl, der Pressesprecher des deutschen Marktführers in Sachen Brillen, am Freitag auf Anfrage der Redaktion.
Es wird die erste Fielmann-Niederlassung im Landkreis Main-Spessart sein. Die Neueröffnung ist für den Konzern ein Lückenschluss zwischen den Standorten Würzburg, Aschaffenburg, Bad Kissingen, Schweinfurt und Gelnhausen. Den Standort Lohr habe man intensiv erkundet, indem man sich vor Ort angeschaut habe, „wo viel los ist“, so Branahl.
200 000 Euro Investition
Der genaue Eröffnungstermin stehe noch nicht fest. Er werde aber im Herbst liegen. Um den rund 100 Quadratmeter großen Laden auszustatten, werde Fielmann rund 200 000 Euro investieren, so Branahl. Man komme, um zu bleiben. Denn noch nie in seiner gut 40-jährigen Firmengeschichte habe Fielmann eine Filiale wieder geschlossen. Ohne eine konkrete Zahl zu nennen sprach Branahl davon, dass man derzeit damit befasst sei, eine Mitarbeitermannschaft zusammenzustellen. Es sei auch geplant, in Lohr auszubilden.
Die Tatsache, dass es in Lohr bereits fünf Optiker-Geschäfte gibt, sieht der Konzern offenbar nicht als problematisch an. Es gebe in Deutschland 11 900 Optikergeschäfte, nur 600 davon würden von Fielmann betrieben. Der Markt sei groß, da Brillen mittlerweile nicht mehr nur eine Sehhilfe seien, sondern auch ein modisches Accessoire. Die Lohrer Optikergeschäfte hätten alle einen Kundenstamm, während Fielmann „bei Null anfängt“, so Branahl. Bei der Lohrer Werbegemeinschaft sieht man die Nachricht von der Fielman-Niederlassung in Lohr mit gemischten Gefühlen. Einerseits sei man immer froh, wenn ein Leerstand beendet werde, sagt der Vorsitzende Armin Lahoda. Es sei auch ein gutes Zeichen für die Wirtschaftskraft der Stadt, wenn sich ein Unternehmen wie Fielmann dazu entscheide, sich mit einer Niederlassung in Lohr anzusiedeln.
Zu viel Optikgeschäfte?
Allerdings sei es aus seiner Sicht auch „nicht unproblematisch“, wenn sich in Lohr, wo es eben bereits fünf Optikergeschäfte gibt, nun ein weiteres ansiedele, so Lahoda. Er kenne die Branche zwar zu wenig, um einschätzen zu können, was die Ankunft von Fielmann für den Lohrer Optikermarkt bedeute. Aber sechs solche Geschäfte seien für eine Stadt wie Lohr „schon viel“, weswegen er Sorge habe, dass es zu einem Verdrängungswettbewerb kommen könne.
Der Fielmann-Konzern hat es sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, pro 100 000 Einwohner eine Filiale anzubieten. Deswegen sollen zu den aktuell knapp 600 Niederlassungen in Deutschland in absehbarer Zeit noch rund 100 hinzukommen.
Fielmann zählt aktuell rund 16 700 Mitarbeiter, wobei die Zahl 2014 um knapp 600 anstieg. Gegründet wurde das Unternehmen 1972 in Cuxhaven von Augenoptikermeister Günther Fielmann. Heute verkauft der Konzern nach eigenen Angaben jede zweite Brille in Deutschland, allein im Jahr 2014 waren es rund 7,6 Millionen Stück.
Auf der Internetseite des Unternehmens ist zu lesen, dass die durchschnittliche Fielmann-Filiale pro Tag 35 Brillen verkaufe und pro Jahr einen Umsatz von 1,9 Millionen Euro mache. Zum Vergleich, so die Angaben des Konzerns, verkaufe ein durchschnittliches Optikergeschäft pro Tag weniger als zwei Brillen und mache einen Umsatz von 300 000 Euro pro Jahr. 2014 erwirtschaftete Filmann einen Umsatz von 226 Millionen Euro, gut zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor.